Düngmittel

[608] Düngmittel und Dünger werden bei der Landwirthschaft alle diejenigen Stoffe genannt, welche in dem Boden, mit dem sie vermengt oder auf den sie gebracht werden, die das Gedeihen der Gewächse begünstigenden Eigenschaften erhöhen helfen. Dergleichen sind vornehmlich alle der Fäulniß fähigen oder in dieselbe bereits übergangenen Stoffe, welche man animalische oder thierische Düngmittel nennt, wenn sie, wie z.B. alle Abfälle von Thieren, Knochen, Hornspähne, faule Fische, Aas u.s.w. ausschließlich dem Thierreiche, und vegetabilische oder Pflanzendüngung, wenn sie blos aus dem Pflanzenreiche herrühren, wie die Abfälle verbrauchter Pflanzen, Trebern, Weintrebern, Stroh, Sägespähne, Ruft, Asche u.s.w., Rasen, untergepflügtes Unkraut oder besonders zur sogenannten Gründüngung angesäete Pflanzen, wozu oft Lupinen, Buchweizen und Wicken verwendet werden. Beide Düngmittel vereinigt oder einen vegetabilisch-animalischen Dünger liefert der Stallmist, der aus den mit dem Urin, Koth und den Ausdünstungen der Thiere geschwängerten und vermischten, zur Streu verwendeten Stoffen aus dem Pflanzenreiche besteht, und dieser Dünger ist zugleich derjenige, welcher vorzugsweise die Vermehrung und Erhaltung der Dammerde oder des Humus (s.d.) bewirkt. Zu diesen den Boden nährenden Düngmitteln gehören auch: Harn; Jauche; Pfuhl oder die Flüssigkeit, welche sich in dem Schnee und Regen ausgesetzten Mistgruben auf dem Grunde ansammelt; Gülle oder mit Wasser verdünnte thierische Excremente und auch die der Menschen, welche theils verdünnt, theils durch Zusatz von Kalk in ein braunes Düngpulver, Poudrette genannt, verwandelt werden; Urat, aus mit Gyps vermischtem Urin bereitet, und der Compost oder Mengdünger, welcher am vortheilhaftesten aus sich langsam zersetzenden Pflanzentheilen, Kehricht, Schlamm, Abfällen von Torf, menschlichen Excrementen und einer Menge meist unbeachtet gelassener Gegenstände hergestellt wird, welche lagenweise mit Kalk, Mergel, Asche in Haufen geschichtet, mit Jauche begossen und so längere Zeit liegen gelassen, auch wol mehrmals umgearbeitet werden. Die mineralischen Düngmittel, wie Kalk, Mergel, Gyps, Thon, Sand, Bauschutt, Ziegelmehl, Abfälle der Salinen, werden theils angewandt, dem Boden einen oder den andern ihm fehlenden Bestandtheil zuzuführen, der die darin enthaltene Pflanzennahrung auflöslicher macht, theils führen sie ebenfalls nährende Stoffe zu und reizen die Pflanzenorgane zu höherer Thätigkeit. Über die Anwendung dieser verschiedenen Düngmittel entscheiden die größere oder geringere Leichtigkeit, sie herbeizuschaffen, und die Beschaffenheit des Bodens und der zu erbauenden Feldfrüchte. Im Allgemeinen gilt aber die Regel, den Dünger nie lange auf dem Acker zerstreut liegen zu lassen und Um gehörig, doch auch nicht zu tief unterzupflügen. Ausführlicheres darüber enthält unter Anderm Leuch's »Vollständige Düngtehre« (2. Aufl., Nürnb. 1832); Kreyßig, »Das Ganze des landwirthschaftlichen Düngwesens in einer durchgreifenden Verbesserung« (Königsb. 1834); Tobiese's »Auf Theorie und Erfahrung gegründete praktische Anweisung zum Mergeln« (Altona 1818); W. A. Lampadius, »Die Lehre von den mineralischen Düngmitteln« (Lpz. 1833).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 608.
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