Magie

Magie
Magie
Magie
Magie
Magie

[15] Magie und Magismus ward ursprünglich nur die geheim gehaltene Weisheit und Geschicklichkeit der Magier oder Priester der alten Meder und Perser genannt; später begriff man unter denselben Namen überhaupt morgenländ. Wissenschaft und morgenländ. Weise, und da diese ihr Wissen und Treiben, wozu Alchemie, Sterndeuterei, Wahrsagen und sogenannte Zauberei gehörten, ebenfalls geheim hielten und allerlei zu bewirken und hervorzubringen verstanden, [15] was den Augen des unwissenden Volkes übernatürlich erschien, so rührt es wol daher, daß unter Magie auch blos Zauberei und Wahrsagerei und unter Magiern nur Zauberer und Wahrsager, also mehr oder weniger Betrüger verstanden werden, und der Ausdruck magisch gleichbedeutend mit übernatürlich und die Kräfte anderer Menschen übersteigend gebraucht wird. Auch blieben nach dem Untergange der höhern Kenntnisse der alten Magier nur solche mit dem niedern Treiben derselben bekannte Leute übrig, zu deren Geschäft das Bereiten von Amuleten und Liebestränken, Schatzgräberei, das Wahrsagen aus der Hand, das Versprechen und Heilen von allerhand Übeln durch sympathetische Mittel gehörte, und denen von dem Aberglauben wie noch jetzt von rohen Völkern verschiedener Erdtheile ihren Priestern und Zauberern, ein angeblicher Einfluß auf das Wetter, auf ferne Personen, von denen sie wächserne Abbilder besaßen, und andere unheimliche Gewalt zugeschrieben wurde, die zuletzt in den Glauben an Hexen und Hexerei, an Kobolde und andere Ausgeburten des Unsinns überging, welche dem Menschen gegen Verschreibung seiner Seele dienstbar gemacht werden könnten, und erst die gründlichere Aufklärung der neuern Zeit setzte diesem Wahne ein Ziel. – Im N. T. werden auch die h. drei Könige (s.d.) Magier genannt. – Unter der natürlichen Magie versteht man neuerlich das Hervorbringen von auffallenden, den Ununterrichteten in Staunen setzenden Erscheinungen durch mechanische, chemische, magnetische, elektrische und andere physikalische Mittel, die bei den meisten Taschenspielerkünsten angewendet werden. – Magische oder sogenannte Zauberquadrate nennt man die Vertheilung einer durch gleiche Differenzen geschiedenen, also z.B. wie 1, 2, 3 u.s.w. zunehmenden oder wie 30, 26, 22, 18 u.s.w. abnehmenden Reihe von Zahlen in die Felder eines Quadrats, sodaß die Summen derselben in sämmtlichen, sowol wagerechten als senkrechten und Diagonalreihen gleich groß sind. Sie stammen wahrscheinlich aus Indien und haben ihren Namen davon, daß sie im Alterthume als Zauberformeln auf Amulete (s.d.) geschrieben wurden. Die alten Ägypter hielten ebenfalls viel von den Zauberquadraten und ihre Schüler, die Pythagoräer, glaubten denselben mehr Werth zu geben und ihre vermeintliche Kraft zu mehren, wenn sie gewisse derselben der Sonne, dem Mond und den damals bekannten Planeten widmeten, daher die aus den mit sich selbst multiplicirten Zahlen 3 bis 9 gebildeten magischen Quadrate auch Planetensiegel genannt werden. Ein magisches Quadrat von vier Feldern ist unmöglich und das kleinste, welches deren neun hat, nur auf eine Art zusammenzusetzen, sodaß die einzelnen Zahlen immer dieselbe gegenseitige Stellung behalten; die Bildung der von mehr als neun Feldern ist dagegen sehr mannichfaltig. Die Summe, welche eine jede Reihe eines beabsichtigten magischen Quadrats geben soll, ist dieselbe mit der jeder Diagonalreihe eines aus denselben Zahlen in ihrer Reihenfolge gebildeten gewöhnlichen Zahlenquadrats. Soll z.B. mit den Zahlen

ein magisches Quadrat ausgefüllt werden, so muß die Summe jeder Reihe desselben 60 sein. Das magische Quadrat aber entsteht bei allen, deren Reihen eine ungerade Zahl Felder enthalten, indem man aus dem gewöhnlichen ein auf die Spitze gestelltes Quadrat bildet. Dadurch erhalten die in das Quadrat eingeschlossenen Zahlen sogleich ihren angemessenen Platz, die außerhalb zu stehen kommenden aber werden auf die von ihnen entfernteste leere Stelle der Reihe eingetragen, neben der sie stehen, und so erhält man aus a

das magische Quadrat b, das in jeder Richtung die Summe 60 gibt. Dasselbe Verfahren führt auch bei größern Quadraten mit ungeraden Felderreihen zum Zwecke, nur ist zu bemerken, wenn im auf die Spitze gestellten Quadrate mehre Zahlen neben eine Reihe außerhalb zu stehen kommen, daß immer die zunächst der Einfassung zuerst eingetragen werden muß, wie z.B. im Folgenden aus den Zahlen 5 bis 53,

deren magisches Quadrat in allen Reihen die Summe 203 enthält. Magische Quadrate mit Felderreihen von gerader Zahl entstehen, wenn die zur Ausfüllung bestimmte Zahlenreihe, z.B. 4 bis 19, in ein gewöhnliches gebracht, die Diagonalreihen desselben beibehalten und die Zahlen der andern Felder in umgekehrter Ordnung miteinander, wie in folgendem Beispiele, vertauscht werden:

Dasselbe Verfahren gilt auch von größern Quadraten, deren Felderzahl mit 16 aufgeht; man theilt sie nämlich in Quadrate mit 16 Feldern, füllt die Diagonalreihen eines jeden und nachher die andern Felder wie bei den vorigen aus und erhält z.B. aus den Zahlen 1 bis 64 das folgende magische Quadrat,

[16] das in allen Reihen die Summe 260 enthält. Von der Darstellung magischer Quadrate, deren Felderzahl mit 16 nicht aufgeht, wie z.B. von 100 Feldern, sowie von den. übrigen Arten der Hervorbringung und Abänderung derselben und ihren arithmetischen Eigenschaften handelt ausführlich Hohndell's »Praktische Anleitung zur Bildung und Berechnung magischer oder sogenannter Zauberquadrate« (Lpz. 1837).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 15-17.
Lizenz:
Faksimiles:
15 | 16 | 17
Kategorien: