Masséna

[74] Masséna (André), Herzog von Rivoli und Fürst. von Eßlingen, Marschall von Frankreich, geb. 1758 in der sardin. Grafschaft Nizza, gehört auch in die Reihe der ausgezeichneten franz. Feldherren, welche sich während der Revolutionskriege schnell heranbildeten. M. war Unteroffizier bei den sardin. Truppen gewesen, als er 1792 in franz. Dienste ging, wo er als ein feuriger Republikaner, begabt mit Talent und kühnem Muthe, sich schnell emporarbeitete und schon 1794 Divisionsgeneral war. Unter Bonaparte befehligte er 1796 den rechten Flügel der ital. Armee und hatte wesentlichen Antheil am glücklichen Ausgange des Feldzugs; 1798 commandirte er die franz. Truppen in der Schweiz und siegte im Sept. 1799 über Russen und Östreicher bei Zürich. Hierauf vertheidigte er Genua, wo er sich mit geringen Streitkräften bis aufs Äußerste hielt, allein zehn Tage vor der Schlacht von Marengo (14. Jun. 1800) capituliren mußte, bald darauf aber von dem nach Paris zurückkehrenden Bonaparte den Oberbefehl der Armee erhielt, dem jedoch der Friede von Luneville ein Ziel setzte. Vom Seinedepartement ward M. jetzt zum Mitgliede des gesetzgebenden Körpers gewählt, nach Errichtung des franz. Kaiserthums 1804 zum Marschall von Frankreich ernannt und commandirte 1805 in Italien 40,000 M. gegen den ihm überlegenen Erzherzog Karl, den er gleichwol von aller Unterstützung der östr. Truppen in Deutschland abhielt, und begleitete nach dem Frieden zu Presburg (25. Dec. 1805) Joseph Bonaparte (s.d.) nach Neapel. In Polen erhielt er 1807 nach der Schlacht bei Eylau den Oberbefehl des rechten Flügels der franz. Armee und ward nach dem tilsiter Frieden zum Herzog von Rivoli ernannt und mit Gütern reich beschenkt. Im J. 1809 war ihm schon ein Commando in Spanien zugedacht, als der erneute Krieg mit Östreich ihn nach Deutschland führte, wo er in den Schlachten bei Eckmühl, Regensburg, Abensberg, Aspern und Eßlingen (s.d.) mit großer Auszeichnung mitwirkte und in der Schlacht bei Wagram zu Wagen befehligte, weil die Folgen eines Sturzes mit dem Pferde ihm das Reiten nicht erlaubten. Nach dem Frieden von Wien belohnte M. der Titel eines Fürsten von Eßlingen, 1810 aber ging er nach der pyrenäischen Halbinsel, um die Engländer unter Wellington daraus zu vertreiben, ward aber 1812 abberufen, ohne diesen Zweck erreicht zu haben, und blieb während des Feldzugs nach Rußland als Befehlshaber der achten Militairdivision in Lyon zurück. Nach Napoleon's Abdankung 1814 huldigte M. Ludwig XVIII. und war einer der Letzten, welche sich dem Kaiser 1815 wieder anschlossen, der ihn zum Pair ernannte. Als Ludwig XVIII. zum zweiten Male auf dem Throne hergestellt war, erhielt M. den Oberbefehl der Nationalgarde von Paris, erklärte sich aber für incompetent, als ihm die Theilnahme am Kriegsgericht über den Marschall Ney zugemuthet wurde, und trat seitdem ins Privatleben zurück. Durch ein von Berthier während einer Jagd bei St.-Cloud abgeschossenes Schrot. korn hatte M. schon 1808 das linke Auge verloren und [74] starb 1817 mit dem ihm von Napoleon selbst ertheilten Ruhme eines nie ermüdenden, schnell entschlossenen, umsichtigen und kühnen Generals.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 74-75.
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