Salmiak

[26] Salmĭak (der) ist ein Salz, welches ein farbloses oder graugelbliches, selbst schwärzliches, durchscheinendes, glasglänzendes Ansehen hat, in Würfeln oder achtseitig, gewöhnlich aber federartig, kugel-, trauben- und tropfsteinförmig krystallisirt sich findet, einen muscheligen Bruch gibt, an Sprödigkeit grenzende Weiche hat und aus Ammoniak, Salzsäure und Wasser besteht. Er kommt theils natürlich vor, theils stellt man ihn künstlich dar. Der natürliche findet sich in allen vulkanischen Gegenden als salziger Überzug auf Laven, in den Höhlungen vulkanischer Gebilde u.s.w., und es wird dessen viel über Sibirien aus der Tatarei nach Rußland gebracht. Seit den ältesten Zeiten schon bereitet man ihn in Ägypten aus Kameelmist, indem man diesen getrocknet verbrennt, den Salmiak haltenden Ruß davon sammelt und ihn sublimirt. Künstlich wird er in Europa seit 1759 bereitet, in welchem Jahre die erste Salmiakfabrik in Braunschweig errichtet wurde. Als Fabrikat wird er durch Destillation von Knochen, Horn und andern thierischen Theilen in einem eisernen Cylinder erzeugt. Die daraus entwickelten Dämpfe werden durch mehre Kühlapparate geleitet, bis sie sich als braunes Öl (Hirschhornöl) enthaltende Flüssigkeit darstellen, die man mit Gypsbrei mengt, wodurch sich eine neue Flüssigkeit niederschlägt, die mit überschüssigem Kochsalz versetzt abgedampft wird. Der krystallisirte Salmiak kommt in Form von Zuckerhüten, der sublimirte, reinere in Gestalt von Broten in den Handel. Wegen seiner Elasticität ist er schwer zu pulverisiren. Sein Geschmack ist stechend urinös; im Feuer verflüchtigt er sich in weißen Dämpfen. Salmiakblume nennt man den durch Auflösen und Umkrystallisiren gereinigten Salmiak. Gebraucht wird er beim Verzinnen und Löthen der Metalle, beim Schmelzen des Goldes, zur Beize des Schnupftabacks, in der Färberei und in der Medicin. In dieser dient er zur Erzeugung künstlicher Kälte, äußerlich als zertheilendes Mittel bei Geschwülsten, innerlich gebraucht besonders als auflösendes Mittel bei Verschleimungen, katarrhalischen, typhösen und gastrischen Fiebern und bei hypochondrischen und asthmatischen Beschwerden. Große Salmiakfabriken finden sich zu Kassel, Hamburg, Nußdorf bei Wien, Hall in Tirol, Bamberg, bei Frankfurt a. M., Lüttich, Köln, Bremen, Marseille, Paris u.s.w.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 26.
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