Schleim

[88] Schleim wird eine klebrige, fadenziehende, weißliche, geruch- und geschmacklose, zu neun Zehntheilen ihres Gewichts aus Wasser bestehende Feuchtigkeit genannt, welche entweder pflanzlichen oder thierischen Ursprungs ist. Beide Schleimarten, der thierische und der aus dem Pflanzenreiche stammende, verhalten sich einander sehr ähnlich und unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, daß ersterer, der im Innern des thierischen Körpers in flüssiger Form von den Schleimhäuten abgesondert wird, an der äußern Oberfläche des Körpers, aber in fester Gestalt in der Oberhaut, den Haaren und Nägeln vorkommt, welche letztere er sowie die Schwielen an Händen und Füßen fast allein bildet, Stickstoff enthält. – Schleimfieber heißt ein mit allgemeiner Verschleimung verbundener fieberhafter Zustand, der, nachdem längere oder kürzere Zeit die Erscheinungen der Verschleimung (s.d.) vorhergegangen sind, unter bemerkbarer Zunahme der schon vorhandenen Mattigkeit und Unlust mit öfterm Frösteln, das mit Hitze abzuwechseln pflegt, beginnt, während gleichzeitig gänzlicher Mangel an Eßlust, öftere Anwandlungen von Ekel und Würgen, fader, wol auch fauliger Geschmack in der mit Schleim überzogenen Mundhöhle, ein Gefühl von Schwere und Anschwellung in der Magengegend, Austreibung des Unterleibes und schleimige Stuhlgänge statt haben. In der Regel zieht sich die Krankheit unter vorübergehender, zu unbestimmten Zeiten eintretender Ab- und Zunahme des Fiebers in die Länge, sodaß sie zwei, vier und sechs Wochen dauern kann, ehe es zu einer Entscheidung kommt. Entscheidet sie sich günstig, so geschieht es nicht selten unter von selbst, d.h. ohne Dazuthun der Kunst sich einzustellendem Erbrechen, unter erleichternden, nicht erschöpfenden, schleimigen Stuhlausleerungen, einer reichlichen Schleimaussonderung aus den Lungen und der Luftröhre, sowie durch die Urinwerkzeuge, unter Nachtschweißen, Frieselausschlägen u.s.w. Zuweilen hebt dann das zu der Verschleimung hinzugetretene Fieber auch diese und ist dann als eine wohlthätige Naturhülfe zu betrachten. Im unglücklichen Falle verwandelt sich das Schleimfieber in ein schleichendes Nerven- oder Faulfieber oder führt zu Wassersucht oder Abzehrung und wird dadurch tödtlich. Das Schleimfieber ist immer eine sehr bedenkliche Krankheit, der Ausgang stets ungewiß, bei alten Leuten meist der Tod.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 88.
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