Schleswig-Holstein

Nordwestdeutschland. I. (Karten) 1. Helgoland 2. Norderney 3. Oldenbg. 4. Lübeck 5. Schwerin 6. Hannover 7. Bremen 8. Wilhelmshav. 9. Prov. Sachsen
Nordwestdeutschland. I. (Karten) 1. Helgoland 2. Norderney 3. Oldenbg. 4. Lübeck 5. Schwerin 6. Hannover 7. Bremen 8. Wilhelmshav. 9. Prov. Sachsen
1647. Schleswig-Holstein.
1647. Schleswig-Holstein.

[639] Schleswig-Holstein, preuß. Provinz [Karte: Nordwestdeutschland I, bei Hannover], gebildet aus den bis 1864 zu Dänemark gehörigen Hzgt. Schleswig, Holstein und (seit 1876) Lauenburg einschließlich Helgoland, 19.004 qkm, (1900) 1.387.968 (1905: 1.504.339) meist prot. E. [s. Beilage: Deutschland], darunter 132.217 Dänen (westjüt. Mundart), Tiefland mit vielen Inseln, im O. fruchtbares Hügel-, im W. Marsch-, in der Mitte unfruchtbares Heideland; Hauptflüsse: Elbe mit Bille und Alster, Trave, Eider; viele Landseen (Plöner, Wittensee), Kaiser-Wilhelm-, Elbe-Trave-Kanal u.a.; Ackerbau, Pferde-, Rindvieh-, Bienenzucht und Fischerei (Austernbänke); Schiffbau. Einziger Regierungsbezirk [639] Schleswig. Wappen: in dreifach geteiltem Schilde rotes Feld mit silber- und rotgeteiltem Schildlein, silbernem Nesselblatt und 3 silbernen Nägeln, goldenes Feld mit 2 übereinander gehenden blauen Löwen, rotes Feld mit silbernem Pferdekopf und schwarzsilbergestückter Einfassung [Abb. 1647]. Farben: Blau-Weiß-Rot.Geschichte. Die Rendsburger Linie des Schauenburgischen Hauses hatte 1386 das Hzgt. Schleswig (s.d.) und den größten Teil von Holstein (s.d.) unter ihrer Herrschaft vereinigt. Nachdem diese 1459 ausgestorben war, wählten die Stände 1460 Christian I. von Dänemark zum Herzog, der versprechen mußte, »daß die Lande ewig zusammenbleiben sollten ungeteilt«. Trotzdem war das Land seit 1481 unter seinen Söhnen, dem dän. König Hans (Segeberger Anteil) und dem Herzog Friedrich I. (Gottorpischer Anteil) geteilt, bis es letzterer (zugleich dän. König) 1523 wieder vereinigte. Eine abermalige Teilung erfolgte 1544 unter dessen Söhnen Christian III., der die königl. (Segeberger, später Glückstadter) Linie, Johann der Ältere, der die Haderslebener Linie (1580 erloschen), und Adolf, der die Linie Holstein-Gottorp begründete, während der zweite Sohn Christians III., Johann der Jüngere, 1564 Stifter der später vielfach geteilten apanagierten Sonderburgischen Linie wurde. Auf Adolf folgten die Herzöge Friedrich II. (1586-87), Philipp (bis 1590), Joh. Adolf (bis 1616), Friedrich III. (bis 1659), Christian Albrecht (bis 1694), Friedrich IV. (bis 1702), Karl Friedrich (bis 1739), Karl Peter Ulrich, als Peter III. russ. Kaiser (bis 1762), und Großfürst Paul (als Zar Paul I.). Letzterer trat 1773 seinen Anteil an Christian VII. (1766-1808) von Dänemark ab, worauf S., nun wieder vereinigt, als dän. Provinz behandelt wurde. Friedrich VI. (1808-39) mußte für Holstein 1815 dem Deutschen Bunde beitreten. Unter Christian VIII. (1839-48) trat die national-dän. Partei dem Deutschtum in S. rücksichtsloser entgegen; der Offene Brief vom 8. Juli 1846 erklärte das dän. Erbfolgegesetz auch für Schleswig, Lauenburg und einige Teile Holsteins für gültig und rief eine Opposition hervor, der, als Friedrich VII. (1848-63) 28. Jan. 1848 die völlige Vereinigung Schleswigs mit Dänemark proklamierte, der bewaffnete Widerstand S.s folgte. Anfangs wurde es vom Deutschen Bunde unterstützt (s. Deutsch-Dänischer Krieg von 1848-50), dann aber, als dieser infolge Rußlands Einmischung 2. Juli 1850 Frieden schloß, aufgegeben, mußte sich unterwerfen und wurde seitdem von den Dänen willkürlich beherrscht und danisiert. Der dän. Reichsrat nahm 1863 eine Verfassung an, die Schleswig vollständig Dänemark einverleibte; diese bestätigte der durch das Londoner Protokoll vom 18. Mai 1852 zum Nachfolger Friedrichs VII. bestimmte Prinz Christian von Glücksburg. Als sich darauf Prinz Friedrich von Augustenburg als Friedrich VIII. zum Herzog von S. erklärte, beschloß der Deutsche Bund bis zur Entscheidung der Sukzessionsfrage die Besetzung von Holstein, die im Dezember vollendet wurde. Österreich und Preußen verlangten die Aufhebung der Verfassung von 1863; auf die Weigerung Dänemarks rückten ihre Truppen in Schleswig ein (s. Deutsch-Dänischer Krieg von 1864) und nötigten Dänemark im Wiener Frieden 30. Okt. 1864 zum Verzicht auf S. Über die Verwaltung der Herzogtümer kam es bald zwischen Österreich und Preußen zu Zwistigkeiten, die Veranlassung zum Deutschen Kriege von 1866 gaben. Im Frieden von Prag 23. Aug. 1866 trat Österreich seine Rechte auf S. an Preußen ab. Am 24. Jan. 1867 wurde S. in Preußen aufgenommen. – Vgl. Sach, »Geographie« (1897); Geschichte von Waitz (1851-54), Handelmann (1874), Möller (1888), Frölich (1897).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 639-640.
Lizenz:
Faksimiles:
639 | 640
Kategorien: