Hebriden (Geographie)

[203] Hebriden (Geographie). Wann an einem heitern Abende die Sonne ihre letzten Strahlen in den atlantischen Ocean taucht, entdeckt ein geübtes Auge von dem westlichen Ufer Schottlands 300 Felseninseln. Von Gebirgen und Höhlen durchzogen tragen sie auf Basaltsäulen fruchtbares Land wie schwebende Gärten, voll von Denkmälern längst vergangener Heldenzeit. Dieß sind die Hebriden, wo einst die Barden sangen, Fingal's Schwerter klirrten, Temora wohnte, Colma in Sternennächten weinte, Minona schlummerte und Selma starb; wo Ossian's Harfe erklang und wo noch heute im Windesrauschen, Töne wie Seufzer der Liebenden am Grabeshügel gefallener Helden Inseln und Grotten umschweben. Ehemals der Wohnsitz mächtiger Könige, die Hallen des Heldengesanges und der Wissenschaft, wurden diese herrlichen Inseln bald eine Beute der Barbarei und der Seeräuber. Jetzt sind sie nur noch Zeugen vormaliger Größe durch ihre Ruinen, gehören zu England, sind von 82,000 Seelen bewohnt und haben einen Flächeninhalt von 162 Quadrat M. Die Einwohner dürftig, hochländischen Stammes, Schotten in Tracht, Sprache und Sitten, sind gutmüthig, bieder und gastfrei Icolmkill ist die geschichtlich merkwürdigste Insel unter den Hebriden. Auf ihr blüheten schon im 6. Jahrhundert Wissenschaften, Klöster und Kirchen, deren Ruinen noch jetzt bewundert werden. Sie enthält die Grabesstätte von 60 Königen der Schotten, Iren und Noren Die südlichste Hebride ist Islay, [203] wo einst der mächtige Macdonald thronte, die volkreichste, Scyr, mit 18,000 Bew., blühend durch Handel und Fischerei, die fruchtbarste, Mull, mit dem Rosa-See.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 203-204.
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