Heilige

[211] Heilige, christlich katholische. Der Begriff sittlicher Reinheit und geistiger Erhabenheit über das Gemeine stellt sich unstreitig dem Gläubigen am sichersten dar, wenn der Fromme, um die Wahrheit seines Glaubens zu besiegeln, alles Irdische, wenn er willig Freiheit und Leben opfert, damit er seine Ueberzeugung fleckenlos und rein zu bewahren vermag. Solche Heroen des Glaubens aber, welche die Geschichte Martyrer, d. i. Zeugen der Wahrheit, nennt, sie mußten abgelegt haben alles Gemeine, sie mußten[211] heilig sein und auf einer höhern Stufe der Vollkommenheit – der Gottheit näher – stehen. Denn ihr Glaube hatte sich bewährt im Feuer der Verfolgung und ihre Tugend in den Flammen der Anfechtung. Da nun nach dem Lehrbegriff der katholischen Kirche einem jeden Menschen ein bestimmtes Maß guter Werke zur Vollbringung aufgetragen ist, diese Heiligen aber des Guten mehr gethan haben, als ihnen aufgegeben war, so können sie dieses Uebermaß auf weniger vollkommene Gläubige übertragen, wenn diese darum bitten; sie können also bei Gott fürbitten für diejenigen, welche sich in ihren Schutz begeben.

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Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 211-212.
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