Chlorīt

[78] Chlorīt, Gruppe von Mineralien, die ebenso wie die Glimmer (s.d.) und der Talk sehr vollkommen nach einer Fläche (Basis) spalten und in monoklinen, hexagonal aussehenden Kristallen erscheinen. Die Schlag- und Drucksiguren sind von gleichem Aussehen und gleicher Orientierung wie bei dem Glimmer, das optische Verhalten entspricht in der Regel den Glimmern zweiter Art. Auch in der Härte (2–3) schließen sie sich dem Glimmer an. In der chemischen Zusammensetzung stehen die Chlorite zwischen Glimmer und Talk. Von ersterm sind sie durch den großen Gehalt an Wasser und das Fehlen der Alkalien, von letzterm durch den Gehalt an Tonerde unterschieden. Man teilt sie in a) Orthochlorite, meist in Kristallen und deutlichen Blättchen, isomorphe Mischungen des Serpentinsilikats H4Mg3Si2O9 und des Amesitsilikats H4Mg2Al, SiO9, wobei Magnesium z. T. durch Eisen und Tonerde durch Eisenoxyd vertreten wird: Pennin, C., Prochlorit, Korundophilit, Amesit; b) Leptochlorite, meist feinschuppig bis dicht, basische Magnesium-Aluminiumsilikate mit viel Eisen: Thuringit, Chamosit, Delessit, Cronstedtit etc. Der Pennin findet sich in rhomboedrisch aussehenden Kristallen, ein- und aufgewachsen, ist in dünnen Spaltblättchen lauchgrün, quer gegen dieselben rotbraun durchscheinend; Hauptfundorte für Kristalle sind Zermatt und Binnenthal in der Schweiz, auch Ala in Piemont. Ein dichter, serpentinähnlicher, apfelgrüner Pennin ist der Pseudophit von Aloisthal in Mähren, ein 5 Proz. Chromaxyd enthaltender Pennin der Kämmererit, der rote bis violette, auch grünliche Kristalle bildet oder in blätterigen bis dichten Aggregaten im Chromeisenerz bei Bissersk und bei Miask, auch in Pennsylvanien vorkommt. Der C. oder Klinochlor (Ripidolith) bildet deutlich monokline, tafelförmige Kristalle, findet sich aber meist in blätterigen und schuppigen Aggregaten und sehr verbreitet als Hauptgemengteil der Chloritschiefer. Er ist lauch- bis schwärzlichgrün, in Spaltungsblättchen durchsichtig und durchscheinend, perlmutter- bis fettglänzend, biegsam, spez. Gew. 2,78 bis 2,95. C. findet sich, besonders im Chloritschiefer, in der Schweiz, Tirol, Salzburg, auch bei Berggießhübel in Sachsen, auf Erzgängen und in Drusen[78] mancher kristallinischen Silikatgesteine; häufig entsteht er bei der Verwitterung von Augit und Hornblende. Ein eisenarmer, grünlichgrauer oder gelblichweißer C. ist der Leuchtenbergit von Slatoust. Der Prochlorit bildet kleine, zu kamm- und wulstförmigen Aggregaten verwachsene tafelige Kriställchen und wurmförmig gewundene Säulchen (Helminth), auch wohl lockere und erdige Anhäufungen, von dunkelgrüner Farbe, auf und im Bergkristall, Adular, Periklin, Axinit, Sphen etc. Auch findet er sich nesterweise im Gneis, Chloritschiefer, Tonschiefer und Serpentin sowie als ein Verwitterungsprodukt von Hornblende, Augit etc. im Diorit, Diabas etc. Der wegen seines beständigen Vorkommens mit Korund Korundophilit genannte C. ist dem Klinochlor äußerlich ganz ähnlich. Der Amesit bildet apfelgrüne Tafeln auf rosarotem Diaspor zu Chester in Massachusetts. Der Thuringit, immer in derben, kleinschuppigen bis feinkörnigen, dunkel olivgrünen Massen vom spez. Gew. 3,2 und Härte 2–2,5, enthält bei nur 23 Proz. Kieselsäure 31–35 Proz. Eisenoxydul und 12–18 Proz. Eisenoxyd und kann deshalb, wo er, wie im Untersilur Thüringens (daher der Name), schichtartig vorkommt, als Eisenerz dienen. Ihm ähnlich ist der oft oolithisch ausgebildete Chamosit (mit etwa 40 Proz. Eisenoxydul) im Jura von Chamoson im Wallis, an den Windgällen in der Schweiz und in den Eisenoolithen Lothringens. Auch der Strigovit, ein dunkelgrünes Schuppenaggregat in Granitdrusen bei Striegau, sowie der rabenschwarze Cronstedtit, der sich in Form kleiner spitzer, abgestumpfter Kegel zu Přibram und in Cornwall findet, sind ähnlich zusammengesetzt. Der Delessit bildet in schuppigen und radialfaserigen Massen häufig die olivengrünen Mandeln der Melaphyrmandelsteine ganz oder teilweise. Vom Thuringit ist er durch den Gehalt an Magnesia (bis 20 Proz.) wesentlich unterschieden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 78-79.
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