Harkort

[810] Harkort, Friedrich, Industrieller, geb. 22. Febr. 1793 auf dem Familiengut Harkorten in der Grafschaft Mark, gest. 6. März 1880 auf seinem Gut Hombruch bei Dortmund, trat 1808 als Lehrling in ein Handlungshaus zu Barmen ein und machte den Feldzug von 1814 und 1815 mit. Nach dem Frieden errichtete er 1816 ein Kupferwalzwerk, 1818 eine Lederfabrik, 1819 eine Maschinenfabrik, 1827 ein Puddlingswerk für Stabeisen in Wetter und 1857 in Gemeinschaft mit andern die Eisenhütte in Kaltenbach. Schon 1827 befürwortete er den Bau von Eisenbahnen sowie später den von Kanälen; auch machte er sich um Förderung der Dampfschiffahrt auf dem Rhein verdient, regte die Bildung von Dampfschleppschiffahrtsgesellschaften an, beförderte das Genossenschaftswesen und gründete eine Spar-, Beamten- und Invalidenkasse in Wetter. Auch für Hebung des Ackerbaues war er mit Erfolg schriftstellerisch tätig (»Flachsmartha«, »Gärtner Heinrich« etc.). 1848 in die preußische Nationalversammlung gewählt, war er bis 1867 Mitglied der Zweiten Kammer, dann Mitglied des norddeutschen Reichstags, des Zollparlaments und des ersten deutschen Reichstags. Zur Zeit der neuen Ära einer der Führer der Fraktion Vincke, bildete er bei der Auflösung derselben mit Bockum-Dolffs das linke Zentrum. Später gehörte er der Fortschrittspartei an. Auch in zahlreichen Flugschriften über Politik und soziale Fragen verkündete er rückhaltlos seine freisinnigen Grundsätze. Dahin gehören: »Bürger- und Bauernbrief« (Braunschw. 1851); »Zweiter Bürger- und Bauernbrief« (Elberf. 1852). Außerdem schrieb er noch: »Die Zeiten des ersten westfälischen Landwehrregiments« (Essen 1841); »Über Volksbanken« (Berl. 1851); »Der westfälische Flachsbau« (das. 1851), über das Proletariat, Teilbarkeit des Grundbesitzes etc. (Hagen 1855); Ältere Geschichte des Steinkohlenbergbaues und der Stahl- und Eisenproduktion in der Grafschaft Mark (das. 1855), über die Marine etc. Vgl. Berger, Der alte H. (3. Aufl., Leipz. 1894). – Zwei Brüder Harkorts, Karl (gest. 1856) und Gustav (geb. 3. März 1795, gest. 29. Aug. 1865 in Leipzig), gründeten ein angesehenes Handelshaus in Leipzig mit Filialen in China, Nordamerika und Norwegen. Gustav H. war Landtagsabgeordneter (bis 1850) sowie Mitbegründer und Leiter der Leipzig-Dresdener Eisenbahn und der Allgemeinen deutschen Kreditanstalt in Leipzig, wo ihm 1878 an der Promenade ein Denkmal gesetzt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 810.
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