Hora-Aufstand

[545] Hora-Aufstand, ausgebrochen 1784 in Siebenbürgen, und zwar zunächst im Zarander u. Hunyader Komitat infolge der Nachricht von der Anordnung der Volkskonskription, welche die gegen ihre Grundherren erbitterten walachischen Untertanen, durch Wühler und z. T. durch ihre Popen (Geistlichen) irregeleitet, dahin auslegten, daß sie, wenn sie sich der Konskription unterzögen, Soldaten und so von der Gewalt ihrer Grundherren und den Urbariallasten frei würden. Die Walachen strömten zu den Konskriptionskommissionen und verweigerten ihren Grundherren den Dienst. Da nur eine geringe Militärmacht gegen sie. aufgeboten wurde und einige der Offiziere mit ihren Bestrebungen sympathisierten, dauerte der Streik fort. Als aber die Grundherren sie mit Intervention der Behörden, nicht ohne grausame Rücksichtslosigkeit, zu ihren Pflichten zu zwingen anfingen, ging ihr Widerstand in offene Empörung über. Da stellte sich Juon Hora, mit anderm Namen Nyikulaj Ursu (»Niklas der Bär«), ein entschlossener und schlauer Rumäne, der bereits im Vorjahr auf der Kameralherrschaft [545] Zalatna einen Tumult hervorgerufen hatte, an die Spitze der empörten Menge, die zu rauben und zu morden anfing, und spiegelte ihr vor, daß ihn der Kaiser Joseph II. gelegentlich einer Audienz in Wien ermächtigt habe, die Bauern gegen die Magyaren, besonders die Edelleute, zu bewaffnen. Die Walachen sammelten sich Ende Oktober 1784 zu Tausenden unter seiner Fahne und fielen über die Wohnungen des Adels her, diese verwüstend und viele Wehrlose ermordend (November). Erst nachdem im Hunyader Komitat allein 232 Edelhöfe und im ganzen 5500 Menschen zum Opfer gefallen waren, erschien General Schulz mit größerer bewaffneter Macht und trieb den aus 30,000 Männern bestehenden Hausen auseinander; den zum Gehorsam Zurückkehrenden wurde Amnestie verkündigt, die indes nur wenige in Anspruch nahmen. Hora flüchtete sich nebst seinen Unteranführern Kloska und Krizsan ins Gebirge, wurde jedoch nach langem Umherirren gefangen genommen, dem General Kray ausgeliefert und 28. Febr. 1785 in Karlsburg mit Kloska zusammen gerädert. Vgl. Graf D. Teleki, Geschichte der Hora-Empörung (1865, in ungar. Sprache); Szilághi, Die Horazeit in Siebenbürgen (Pest 1871, ungar.); Bruckner, Die Reformen Kaiser Josephs II. in Siebenbürgen (Jenaer Dissertation, 1867); Herrmann, Das alte und neue Kronstadt, Bd. 2 (Hermannstadt 1887); Márki, Geschichte der Stadt und des Komitats Arad, Bd. 2, S. 414 (ungar.). Gegen die Darstellung rumänischer Historiker (Densusianu u. a.) richten sich P. Hunvalfy in der »Ungarischen Revue«, 1884, und Ben. Jancsó, Geschichte der rumänischen Aspirationen etc. (2. Aufl. 1899, ungar.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 545-546.
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