Hufeland

[601] Hufeland, Christoph Wilhelm, Mediziner, geb. 12. Aug. 1762 zu Langensalza in Thüringen, gest. 25. Aug. 1836, studierte seit 1780 in Jena und Göttingen, praktizierte dann in Weimar, ward 1793 Professor in Jena und 1798 Direktor des medizinischen Kollegiums, Vorstand der Oberexaminationskommission und erster Arzt der Charité in Berlin. Seit 1809 lehrte er als Professor an der Universität spezielle Pathologie und Therapie. 1810 kam er als Staatsrat in die Abteilung des Ministeriums der Medizinalangelegenheiten. Er gründete das poliklinische Institut und die Medizinisch-chirurgische Gesellschaft zu Berlin und genoß beim Publikum und in den Kreisen der Fachgenossen wegen seines Charakters und seiner Gelehrsamkeit eines seltenen Ansehens. Auf seine Veranlassung ward in Weimar das erste Leichenhaus errichtet und durch ihn die nach ihm benannte Stiftung zur Unterstützung notleidender Ärzte und armer Hinterlassenen von Ärzten gegründet. Auch für die Verbreitung der Schutzpockenimpfung war er sehr tätig. H. ist in Deutschland der Hauptvertreter der eklektischen Richtung, die aus allen vorhandenen medizinischen Systemen zu entlehnen suchte. Leider aber akzeptierte er vielfach falsche Anschauungen und lehnte sich gegen solche auf, die später allgemein anerkannt wurden. So sträubte er sich gegen die aufkommende Perkussion und Auskultation wie auch gegen die pathologisch-anatomischen Leistungen, die von Frankreich ausgingen. Er schrieb: »Über die Natur, Erkenntnismittel und Heilart der Skrofelkrankheit« (Jena 1795; 3. Aufl., Berl. 1819); »Makrobiotik oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern« (das. 1796; 8. Aufl., das. 1860; neue Bearbeitung von Steinthal, das. 1873 u. ö.), fast in alle europäischen Sprachen, ja sogar in die chinesische, übertragen; »Über die Ungewißheit des Todes« (Halle 1791, 2. Aufl. 1824); »Guter Rat an Mütter über die wichtigsten Punkte der physischen Erziehung der Kinder in den ersten Jahren« (Berl. 1799; 13. Aufl., Halle 1889); »Geschichte der Gesundheit« (das. 1812, 3. Aufl. 1816); »Praktische Übersicht der vorzüglichsten Heilquellen Deutschlands« (das. 1815; 4. Aufl. von Osann, 1840); »System der praktischen Heilkunde« (Jena 1818–28); »Enchiridion medicum oder Anleitung zur medizinischen Praxis, Vermächtnis einer fünfzigjährigen Erfahrung« (das. 1836, 10. Aufl. 1857); »Kleinere medizinische Schriften« (das. 1822 bis 1828, 4 Bde.; neue Auswahl, das. 1834). Auch gab H. das »Journal der praktischen Arznei- und Wundarzneikunde« (1795–1835, 83 Bde.; Bd. 28 ff. mit Himly, dann mit Harleß und Osann) und die »Bibliothek der praktischen Heilkunde« (1799–1835, 84 Bde.) heraus und war Mitherausgeber des »Berliner enzyklopädischen Wörterbuchs der medizinischen Wissenschaften«. Seine Selbstbiographie gab Göschen heraus (Berl. 1863). Vgl. Augustin, Hufelands Leben und Wirken (Potsd. 1837); Bachmann, Die drei Kardinalmittel der Heilkunst Hufelands (Münch. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 601.
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