Lucac

[762] Lucac, 1) Johann Christian Gustav, Anthropolog, geb. 14. März 1814 in Marburg, gest. 4. Febr. 1885 in Frankfurt a. M., studierte in Marburg und Würzburg, wurde 1841 Dozent der Zoologie bei der Senckenbergschen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. und 1851 Lehrer der Anatomie am medizinischen Institut daselbst. Er schrieb: »Zur Architektur des Menschenschädels« (Frankf. 1857); »Zur Morphologie der Rassenschädel« (das. 1861–64); »Die Hand und der Fuß« (das. 1865); »Zur Anatomie des weiblichen Torso« (Leipz. 1868); »Die Robbe und die Otter« (Frankf. 1875); »Das Skelett eines Mannes in statischen und mechanischen Verhältnissen« (mit Junker, das. 1876); »Die Statik und Mechanik der Quadrupeden« (das. 1883).

2) Richard, Architekt, geb. 12. April 1829 in Berlin, gest. daselbst 26. Nov. 1877, besuchte die dortige Bauakademie, war als Bauführer unter Zwirner in Köln und dann in Berlin tätig und wurde 1859[762] königlicher Baumeister. 1859 trat er eine italienische Reise an, die er in Gemeinschaft mit Lübke bis Sizilien ausdehnte. 1862 wurde er als Lehrer an der Bauakademie angestellt, 1869 Baurat und 1872 Direktor der Bauakademie. Hatte er bis dahin meist nur kleinere Privatbauten ausgeführt, wie die Villa Henschel in Kassel, die Villa Lucius in Erfurt, das Haus des Malers v. Heyden in Berlin, das Erbbegräbnis des Konsuls Wagener daselbst u.a., so folgten seit dem Beginn der 1870er Jahre auch monumentale Aufträge: das neue Theater in Frankfurt a. M., das neue Palais Borsig, die Fassade am Neubau des Handelsministeriums u.a., sämtlich in Berlin. In allen seinen Arbeiten zeigt er sich als Schüler Schinkels; in der ersten Zeit setzte er ganz dessen Richtung fort, in seinen spätern Werken wandte er die Formen der Renaissance an, wußte aber bei allem Reichtum der Dekoration stets edle Einfachheit zu wahren. Als vortragender Rat in der Bauabteilung des Handelsministeriums leistete L. insbes. auch in den Fragen der Neuorganisation des bautechnischen Unterrichts Hervorragendes. Vgl. »Richard L., zum Gedächtnis« (Berl. 1877).

3) August, Ohrenarzt, geb. 24. Aug. 1835 in Berlin, studierte seit 1855 in Berlin und Bonn, Würzburg, Prag, Wien, Paris und London und wandte sich der Ohrenheilkunde zu, machte in Paris bei dem Akustiker König seine ersten akustisch-physiologischen Arbeiten, arbeitete in London bei Toynbee, dann in Berlin im pathologisch-anatomischen Institut unter Virchow, habilitierte sich 1865 als Dozent an der Berliner Universität und ward 1871 zum außerordentlichen Professor ernannt. Nachdem er mehrere Jahre eine Privatpoliklinik für Ohrenkranke zu Unterrichtszwecken geleitet hatte, wurde 1874 ein derartiges Institut und 1881 eine stationäre Klinik für Ohrenkranke, die erste dieser Art in Deutschland, vom Staat in Berlin errichtet und L. zu deren Direktor ernannt. 1899 wurde er ordentlicher Honorarprofessor. L. arbeitete über Bau und Tätigkeit des Ohres und lieferte pathologisch-anatomische und klinische Untersuchungen über Ohrenleiden. Besonders erwähnenswert ist die von ihm angegebene mechanische Behandlung der Mittelohrsklerose mittels der federnden Drucksonde bei chronischer progressiver Schwerhörigkeit. Er schrieb: »Die Schalleitung durch die Kopfknochen und ihre Bedeutung für die Diagnostik der Ohrenkrankheiten« (Würzb. 1.870); »Zur Entstehung und Behandlung der subjektiven Gehörsempfindungen« (Berl. 1884) u.a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 762-763.
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