Lüders [2]

[771] Lüders, 1) Alexander Nikolajewitsch von, russ. General, geb. 1790 in Rußland, gest. im Februar 1874 in Petersburg, aus einer ursprünglich deutschen Familie, trat 1805 in die russische Armee, focht bei Austerlitz, in Finnland 1808, in der Türkei 1810 und darauf 1812–14, in dem türkischen Krieg 1828–29 und im polnischen Feldzug von 1831. Im J. 1837 erhielt er das Kommando über das 5. Infanteriekorps. 1844–45 focht er im Kaukasus und unterdrückte 1848 in Verbindung mit Omer Pascha die Insurrektion in Rumänien. Am 19. Juni 1849 drang er durch den Rotenturmpaß in Siebenbürgen ein, eroberte Hermannstadt, schlug Bem 31. Juli bei Schäßburg und zwang in Dewa und Szibî die Insurgenten zur Kapitulation. Im Juli 1853 rückte er in die Moldau ein. Am 24. März 1854 überschritt er die Donau und langte 16. Mai vor Silistria an, mußte aber wegen Krankheit die Armee verlassen. Im Januar 1856 erhielt er den Oberbefehl in der Krim. Hier schloß er den Waffenstillstand mit den Alliierten, ging dann, von Erblindung bedroht, auf Reisen. 1861 wurde er Statthalter von Polen, aber wegen zu großer Strenge abberufen nach Erhebung in den Grafenstand. Vor seiner Abreise wurde er bei einem Attentat 17. Juni 1862 verwundet. Zuletzt lebte er teils in Odessa, teils auf seinen Gütern in Podolien.

2) Karl, verdienter Leiter und Förderer des gewerblichen und namentlich kunstgewerblichen Unterrichtswesens in Preußen, geb. 17. Mai 1834 in Glückstadt (Holstein), studierte in Kiel und Leipzig die Rechte, arbeitete seit 1857 als Auskultant in der königlichen Administratur zu Ranzau, seit 1858 in der Regierung und im Konsistorium zu Ratzeburg. 1863 trat er bei der holsteinischen Regierung in Kopenhagen ein, der er bald nach Plön folgte, wurde 1867 Bürgermeister zu Hadersleben, 1870 freiwilliger Abteilungsvorstand der Provinzialintendantur des 9. Armeekorps in Altona, 1871 Gewerbedezernent in der preußischen Regierung zu Schleswig, 1873 Hilfsarbeiter, 1875 vortragender Rat im Ministerium für Handel, Gewerbe etc. zu Berlin. Mit diesem ging er 1879 in das Kultusministerium über und 1885 von da in das Handelsministerium zurück, dem er bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand (1899) angehörte. L. besuchte in amtlicher Eigenschaft zahlreiche gewerbliche Ausstellungen in und außer Deutschland und machte sich verdient um deren deutsche und preußische Sektionen. Auch das Berliner Kunstgewerbemuseum erfreute sich seiner besondern Fürsorge. Er veröffentlichte: »Denkschriften über die Entwickelung der gewerblichen Fachschulen und der Fortbildungsschulen in Preußen 1879–1890« (Berl. 1891) und desgleichen für 1891 bis 1895 (das. 1896, mit O. Simon).[771]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 771-772.
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