Manūel

[255] Manūel, Name zweier oström. Kaiser: 1) M. I. Komnenos, geb. 1120, gest. 24. Sept. 1180, Sohn des Kaisers Johannes II., folgte diesem 1143. Ehrgeizig und tatendurstig, führte er zahlreiche Kriege, um sowohl in Asien als auch in Europa seine Herrschaft auszubreiten. Während des zweiten Kreuzzuges trat er in freundschaftliche Verbindung mit dem deutschen König Konrad III., dessen Schwägerin Berta von Sulzbach er geheiratet hatte, und schloß mit demselben ein Bündnis gegen Roger II. von Sizilien. Gegen diesen und dessen Nachfolger Wilhelm I. führte er längere Kriege, während deren 1147 die Normannen Theben und Korinth eroberten und plünderten, die Griechen 1155 Apulien eroberten, aber schnell wieder verloren; endlich kam es 1158 unter Vermittelung Papst Hadrians IV. zum Frieden. Auch die Versuche Manuels, im obern Italien, wo er Ancona besetzt hatte, festen Fuß zu fassen, scheiterten an dem Widerstand Kaiser Friedrichs I. und Venedigs. Dagegen führte er glückliche Kriege gegen Ungarn und in Asien, das empörte Armenien wurde wieder unterworfen, der Fürst von Antiochia und selbst der Sultan von Ikonion mußten seine Oberhoheit anerkennen; den König Amalrich von Jerusalem unterstützte er bei seinem erfolglosen Kriegszug nach Ägypten 1170. Allein zuletzt wandte sich das Glück gegen M., auf einem neuen Feldzuge gegen den Sultan von Ikonion erlitt er 1176 bei Myriokephalon eine vollständige Niederlage, die seine frühern Erfolge zunichte machte. Vgl. v. Kap-Herr, Die abendländische Politik Kaiser Manuels (Straßb. 1881).

2) M. II. Paläologos, Sohn des Kaisers Johannes V., wurde von demselben 1385 zum Mitregenten angenommen und folgte ihm 1391 auf dem Thron. Vom Sultan Bajesid schwer bedrängt, rief er die abendländischen Fürsten zu Hilfe; allein das unter König Siegmund von Ungarn ausziehende Kreuzheer wurde 1396 in der Schlacht bei Nikopolis von dem Sultan vollständig geschlagen. Aufs neue von dem Sultan bedroht, der seinen Neffen Johannes gegen ihn zum Kaiser aufstellte, entschloß sich M., persönlich im Abendland Hilfe zu suchen. Er einigte sich mit Johannes, überließ diesem während seiner Abwesenheit die Regierung und reiste 1399 zunächst nach Venedig, um dann auch Frankreich, England und andre Staaten zu besuchen. Überall wurde er glänzend aufgenommen, erhielt aber keine wirkliche Hilfe. Nach der Niederlage Bajesids bei Angora (1402) kehrte M. 1403 nach Konstantinopel zurück, übernahm wieder die Regierung, fand Johannes mit Thessalonich ab, schloß mit Bajesids Söhnen Suleiman und Mohammed I. Frieden und regierte friedlich bis zu des letztern Tod 1421. Den neuen türkischen Sultan, Murad II., reizte er durch Begünstigung des Thronprätendenten Mustafa; nun belagerte Murad 1422 Konstantinopel, gab die Belagerung aber nach drei Monaten auf, um Aufstände in Kleinasien zu unterdrücken. M. starb 1425; ihm folgte sein Sohn Johannes VIII.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 255.
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