Schütz

[87] Schütz, 1) Heinrich (auch Sagittarius genannt), deutscher Komponist, geb. 8. Okt. 1585 zu Köstritz im Vogtland, gest. 6. Nov. 1672 in Dresden, kam in seinem 13. Jahr als Singknabe in die Kapelle des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel, der ihm auch, nachdem er 1607 auf Wunsch seiner Eltern in Marburg das Studium der Rechte begonnen, die Mittel gewährte, 1609–12 unter Johannes Gabrieli in Venedig zum Komponisten auszubilden und ihn sodann anstellte. 1614 erbat sich ihn der Kurfürst von Sachsen gelegentlich einer Hoffestlichkeit nach Dresden, behielt ihn dort und stellte ihn 1617 definitiv als Kapellmeister an. Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges gestalteten aber die Musikverhältnisse Dresdens so ungünstig, daß S. den Schwerpunkt seiner Wirksamkeit bald auswärts suchte. Zunächst weilte er 1628–29 mit Urlaub wieder in Italien (Venedig), dann aber von 1633–45 mit kurzen Unterbrechungen, die ihn wieder nach Dresden führten, in Kopenhagen, wo er vollständig die Funktionen eines Kapellmeisters versah, obgleich er in Dresden gebunden blieb (die Dresdener Kapelle war 1633–39 ganz aufgelöst). Von 1645 ab blieb er in Dresden. S. verpflanzte als einer der ersten den von Instrumenten begleiteten vollstimmigen kirchlichen Tonsatz der Venezianischen Schule nach Deutschland und ist besonders bedeutend als Vorläufer Händels und Bachs in den Kompositionen von Oratorien und Passionsmusiken (»Historie von der Auferstehung«, »Die sieben Worte am Kreuz«, »Historie der freudenreichen Geburt und vier Passionen nach den vier Evangelisten«). Auch ist seine »Daphne« (ausgeführt 1627 in Torgau; nur der nach Rinuccini von Opitz bearbeitete Text ist erhalten) die älteste deutsche Oper. In neuerer Zeit hat zuerst Karl Riedel durch Zusammenstellung von Teilen der vier Passionen die Teilnahme für S.' Musik neu belebt. Eine Gesamtausgabe seiner Werke (durch Phil. Spitta) veranstalteten Breitkopf u. Härtel in Leipzig (1885–94, 16 Bde.). Vgl. F. Spitta, Die Passionen nach den vier Evangelien von Heinrich S. (Leipz. 1886).

2) Friedrich Karl Julius, Historiker, geb. 31. Mai 1779 in Halle, gest. 5. Sept. 1844 in Leipzig, Sohn des Philologen Christian Gottfried S. (1747 bis 1832), seit 1801 Privatdozent und seit 1804 Professor der Philosophie in Halle, begleitete seit 1811 seine Gattin, die Schauspielerin Hendel (s. Hendel-Schütz), auf ihren Kunstreisen und trat selbst auf der Bühne auf. Nach Trennung seiner Ehe (1818) lebte er in Hamburg und Leipzig. Er schrieb: »Goethes Philosophie« (Hamb. 1825–27, 7 Bde.); »Die [87] Stimme Friedrichs d. Gr.«, Zusammenstellung seiner Gedanken über Politik, Religion, Moral etc. (Braunschweig 1828, 5 Bde.) u. a. Auch gab er »Zacharias Werners Biographie und Charakteristik« (Grimma 1841, 2 Bde.) heraus.

3) Henriette, s. Hendel-Schütz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 87-88.
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