Vercelli

[39] Vercelli (spr. wertschélli), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Novara, 13 im ü. M., am rechten Ufer der Sesia, an den Eisenbahnlinien Turin-Mailand, V.-Alessandria und V.-Pavia, mit Straßenbahnen nach Casale, Trino, Biella, Borgosesia und Fara, hat ein Kastell (13. Jahrh.), Kirchen des 12.–16. Jahrh., darunter eine romanisch-got. Kirche (Sant' Andrea, 1219), Santa Caterina und San Paolo mit Gemälden von Gaudenzio Ferrari, San Cristoforo mit Fresken von demselben (1532–38), ein großes Hospital, Denkmäler von Viktor Emanuel, Cavour und Garibaldi, hübsche Anlagen (an Stelle der ehemaligen Festungswälle) und (1901) 18,626 (als Gemeinde 31,154) Einw. Die Industrie ist durch Fabriken für Maschinen, Zündhölzer, Wirkwaren, Knöpfe, Silberfiligranarbeiten und Klaviere, ferner durch Kunstmühlen, Reisschälfabriken, Gerbereien und Buchdruckereien vertreten. Außerdem wird lebhafter Handel und in der Umgebung starker Reisbau betrieben. V. ist Sitz eines Erzbischofs und hat ein Lyzeum, Gymnasium, Technische Schule, Technisches Institut, Seminar, 2 Bibliotheken, ein Institut der schönen Künste mit Gemäldesammlung, eine Antikensammlung, eine Zeichen- und Modellierschule und ein Theater. – V., im Altertum Vercellae, war die Hauptstadt der Libici im jusalpinischen Gallien, später ein römisches Munizipium. 101 v. Chr. schlug Marius die Cimbern auf den Raudischen Feldern bei V. Seit dem 12. Jahrh. war V. eine der ansehnlichsten Städte in Piemont, kam aber 1335 unter die Herrschaft der Visconti und fiel 1427 an Savoyen. 1638 wurde die Stadt von den Spaniern erobert, 1659 aber im Pyrenäischen Frieden an Savoyen zurückgegeben. V. ist Geburtsort des Malers Sodoma. Vgl. Baggiolini, Storia politica e religiosa di V. (Vercelli 1836).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 39.
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