Werth

[546] Werth (Werdt, Weert), Johann von (Jan de), Reitergeneral im Dreißigjährigen Kriege, geb. um 1600 zu Büttgen im Jülichschen, gest. 16. Sept. 1652 zu Benatek in Böhmen, trat 1622 unter Spinolas Fahnen, dann in ligistische Dienste und erhielt 1632 als Oberst den Reichsadel und den Befehl über mehrere Reiterregimenter, an deren Spitze er in Bayern und in der Oberpfalz focht. Nach seinem Sieg über ein schwedisches Korps bei Hervieden zum General ernannt, wurde er 1633 von Bernhard von Weimar in seinem verschanzten Lager unweit der Isarmündung überfallen und geschlagen. Nach der Schlacht bei Nördlingen 5. und 6. Sept. 1634 wurde er vom Kaiser zum Feldmarschalleutnant und Freiherrn erhoben, streifte 1635 bis in das Elsaß und bemächtigte sich Speyers und Touls. 1636 belagerte er vergeblich Lüttich, drang dann mit dem Kardinalinfanten in Frankreich ein und kam mit seinen gefürchteten Reitern plündernd bis vor Paris. 1637 eroberte er die kurtriersche Festung Hermannstein, zog dann gegen Bernhard von Weimar an den Oberrhein und vernichtete dessen Heer fast gänzlich, rettete 28. Febr. 1638 Rheinfelden, fiel aber 3. März bei einem Überfall Bernhards auf die Kaiserlichen[546] nach tapferster Gegenwehr in Gefangenschaft. Auf Verlangen Richelieus im Triumphzug nach Paris gebracht und dort in ehrenvoller Hast gehalten, wurde er 1642 gegen Gustav Horn ausgewechselt. Zum Generalleutnant der Reiterei bei der Reichsarmee ernannt, unternahm er seit Sommer 1642 neue kecke Streifzüge gegen die Schweden, Hessen und Franzosen in den geistlichen Fürstentümern, nahm 24. Nov. 1643 bei Tuttlingen durch einen kühnen Überfall fast das ganze französisch-weimarische Heer gefangen und schlug im August 1644 mit Mercy die Angriffe der Franzosen auf die Freiburger Schanzen zurück. Auch an der unglücklichen Schlacht bei Jankau (6. März 1645) nahm er teil, siegte mit Mercy 5. Mai bei Mergentheim, schlug auch in der Schlacht bei Allersheim (3. Aug.) den rechten französischen Flügel und übernahm nach Mercys Tode den Oberbefehl. Nachdem Maximilian von Bayern 14. März 1647 mit Frankreich und Schweden in Ulm einen Waffenstillstand geschlossen, suchte W., gemeinsam mit Spork, das ganze bayrische Heer dem Kurfürsten abwendig zu machen und zum Kaiser überzuführen, wurde aber vom Heere verlassen, vom Kurfürsten geächtet und mußte in das kaiserliche Lager flüchten. Der Kaiser erhob ihn hierauf zum Grafen und sandte ihn als General der Kavallerie nach Böhmen gegen die Schweden. 1648 von dem bedrängten Kurfürsten zurückgerufen, erzwang W. 6. Okt. bei Dachau noch den Rückzug der Franzosen und Schweden. Nach dem Frieden zog er sich nach Benatek in Böhmen zurück, das ihm der Kaiser geschenkt hatte. Vgl. Barthold, J. v. W. (Berl. 1826); Teicher, Joh. Freih. v. W. (Augsb. 1876); v. Janko, Johann von W. (im Wiener »Jahrbuch des Volksschriftenvereins«, 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 546-547.
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