Zahn [2]

[836] Zahn, 1) Theodor, luther. Theolog, geb. 10. Okt. 1838 in Mörs, Sohn des durch seine »Biblischen Geschichten« bekannten Pädagogen Franz Ludw. Z. (geb. 6. Okt. 1798 in Wasserthalleben, 1832–57 Direktor des Lehrerseminars in Mörs, gest. 20. März!890 in Fild), wurde 1865 Repetent in Göttingen, 1868 Privatdozent, 1871 außerordentlicher Professor der Theologie, 1877 ordentlicher Professor in Kiel, 1878 in Erlangen, folgte 1888 einem Ruf an die Universität Leipzig, kehrte aber 1892 nach Erlangen zurück. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Marcellus von Ancyra« (Gotha 1867); »Der Hirt des Hermas« (das. 1868); »Ignatius von Antiochien« (das. 1873); »Acta Joannis« (Erlang. 1880); »Cyprian von Antiochien und die deutsche Faustsage« (das. 1882); »Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons« (mit andern, das. 1881–1907, 8 Bde.); »Geschichte des neutestamentlichen Kanons« (das. 1888–92, 2 Bde.); »Das apostolische Symbolum« (das. 1893); »Das Evangelium des Petrus« (das. 1893); »Skizzen aus dem Leben der alten Kirche« (3. Aufl., das. 1908); »Der Stoiker Epiktet und sein Verhältnis zum Christentum« (2. Aufl., das. 1895); »Einleitung in das Neue Testament« (das. 1897–99, 2 Bde.; 3. Aufl. 1906); »Grundriß der Geschichte des neutestamentlichen Kanons« (2. Aufl., das. 1904). Auch gab er Kommentare zum Matthäusevangelium (2. Aufl., Leipz. 1905), zum Galaterbrief (2. Aufl., das. 1907), zum Johannesevangelium (das. 1908) und mit O. v. Gebhardt und A. Harnack »Patrum apostolicorum opera« (das. 1876–78, 3 Bde.; kleinere Ausg. in 1 Bd. 5. Aufl. 1906) heraus.

2) Ernst, Schriftsteller, geb. 24. Jan. 1867 in Zürich als Sohn eines Cafetiers, genoß eine gute Schulbildung, widmete sich dann dem Beruf seines Vaters, kam als Kellner nach Italien und England und ist jetzt Besitzer des Bahnhofrestaurants in Göschenen, seit Juni 1908 auch Präsident des Landrates von Uri. Zahns starkes Erzählertalent zeigte sich schon in seinen ersten Versuchen: »Herzenskämpfe« (Zür. 1893; 2. Aufl. u. d. T. »Kämpfe«, 1902), in den Novellen »Bergvolk« (das. 1896, 3. Aufl. 1905) und »Neue Bergnovellen« (Frauens. 1898, 6. Aufl. 1906), entwickelte sich aber erst in seinen spätern Werken zu einer oft überraschenden Wirklichkeitstreue und poetischen Reise. Die Werke dieser Art sind die in vielen Auflagen erschienenen Romane: »Ern i Behaim« (Stuttg. 1898), »Albin Indergand« (Frauens. 1901), »Die Clari-Marie« (Stuttg. 1904), »Lukas Hochstraßers Haus« (das. 1907) sowie die Erzählungen: »Herrgottsfäden« (Stuttg. 1901), »Menschen« (das. 1900), »Schattenhalb« (das. 1904), »Helden des Alltags« (das. 1905) und »Firnwind« (das. 1906). Auch veröffentlichte Z. eine Sammlung Gedichte: »In den Wind!« (Luzern 1894, 2. Aufl. 1896) und ein Drama: »Sabine Rennerin« (Frauens. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 836.
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