Bombe [1]

[58] Bombe, gegossene eiserne Hohlkugel, welche mit Pulver od. Brandsatz gefüllt, aus Mörsern geworfen wird. Nach der Füllung unterscheidet man Spreng-B., welche mit Pulver (Sprengladung) gefüllt u. bestimmt sind, beim Niederfallen zu zerspringen u. die Stücken umher zu schleudern (was bis 400 Schrittgeschieht); u. Brand-B., welche mit Brandsatz gefüllt sind, der sich entzündet u. die Gegenstände, welche in ihrer Nähe sind, anbrennt. Zuweilen wird außer dem Brandsatz die B. auch noch mit einer Sprengladung gefüllt, damit, wenn jener ausgeflossen ist u. gezündet hat, diese die B. noch sprengt. Die Entzündung geschieht durch das Mundloch, eine Öffnung, wodurch der Zünd er od. die Brandröhre geht. Diese ist eine kegelförmige hölzerne Röhre, welche mit Satz ausgeschlagen ist. Zum Ausströmen des brennenden Satzes haben die Brandbomben 3–5 Brandlöcher an des Seiten. Der Brandsatz wird mittelst einer Hülf, von Doppelpapier, das mit einigen Hanffaden umwickelt u. mit Brandkitte bestrichen ist, in die B. geschoben u. mit Kitt eingesetzt. Soll beim Nieder fallen der B. das Zerspringen (Crepiren) augenblicklich erfolgen, so untersucht man mittelst einer Secundenuhr die Dauerzeit ihrer Flugbahn u. bohrt den Zünder in entsprechender Entfernung auf der Seite mit einem Hohlbohrer hindurch, damit das Feuer des Zünders bis an das Loch gelangt, durch dasselbe herausströmt u. die Sprengladung der Hohlkugel zündet, od. schneidet sie in dieser Entfernung schräg ab (Tempiren der Zünder). Die B-n haben eine gleichförmige Eisenstärke (concentrische[58] B.); od. sind auf der untern Seite (dem Brandloche gegenüber) um etwa 1/6 ihres Durchmessers verstärkt (excentrische B-n), damit sie nicht auf die Zünder fallen u. auslöschen, was jedoch auch bei den concentrischen B-n nicht geschieht, wenn nur sonst der Satz gut u. der Zünder gehörig eingesetzt ist. Damit sie mittelst der Bombenbaken (eisernen Haken in Sform, an beiden Enden mit einem 12 Z. langen Seil) u. der Bombenhacken, die man deshalb untersteckt, gut getragen u. bequem in den Mörser gesetzt werden können, sind an den Seiten des Brandlochs 2 kleine Haken (Öhren) befestigt. Das Gewicht der B-n steigt im Verhältniß ihres Kalibers von 60–180 Pfd.; sie werden aber nicht nach diesem Eisengewicht, sondern nach dem Gewicht einer steinernen Kugel von gleicher Größe (so 25-, 30-, 50pfündige B-n etc.), bei den meisten Artillerien aber nach dem Durchmesser benannt, u. man spricht dann von 8-, 10- bis 18 zölligen B. Seit 1831 sind bei der französischen (wo man sie jedoch mit 500 Pfd. Gewicht u. 48 Pfd. Sprengladung schon im 15. u. 16 Jahrh. als Marmites u. Comminges nannte), englischen u. belgischen Armee die viel schwereren B-n, die aus Mörsern à la Paixhans geworfen werden u. auch das festeste Gewölbe durchschlagen sollen, mehrfach zur Anwendung gekommen, ohne daß jejedoch die Leistungen dieser Monstregeschütze den Erwartungen entsprochen hätten. Die Sprengladungen der B-n betragen meist nach ihrer Größe 11/4–5 Pfd., u. zum bessern Zünden mischt man einige Stücken geschmolzenen Zeugs bei. Über das Werfen mit B-n (Bombenwerfen) u. über die Wirkung der B-n, s.u. Schießen. Das Gießender B-n geschieht in, in Sand gesetzten Lehmformen über einen Kern von Stroh u. gebranntem Thon, der nach Vollendung des Gusses durch das Brandloch herausgezogen wird. Das flüssige Eisen wird in Rinnen zur Form geleitet. Die geschmiedeten Öhre der B-n sind schon vor dem Guß in die Form gesetzt u. an ihrem untern Ende geknöpft, damit sie sich besser mit dem flüssigen Gußeisen verbinden. – Schon vor Erfindung des Geschützes wurden irdene Töpfe mit brennenden Stoffen (Feuertöpfe) aus Ballisten geworfen. Die Erfindung der eigentlichen B-n wird aber Pandulf Malatesta, Fürsten von Rimini, in der 1. Hälfte des 14. Jahrh. zugeschrieben. Die ersten B-n waren aus 2 metallenen Halbkugeln verfertigt, die mit Brandzeug gefüllt u. durch Haken zusammengehalten wurden u. hießen Sprengkugeln, ihre Zündröhren aber Bomba. In den ersten Zeiten wurden die B-n allgemein mit zwei Feuern geworfen, so daß man die in den Mörser gesetzte B. rings herum mit trockner Erde verdämmte, zuerst ihre Brandröhre anzündete u. hierauf dem Mörser Feuer gab. Mit dem Fortschreiten der Geschützkunst verließ man jedoch dies sehr weitläufige u. gefährliche Verfahren u. warf sie, wie jetzt, nur mit Einem Feuer (aus dem Dunst werfen).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 58-59.
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