Brouckère

[342] Brouckère (spr. Bruckähr), 1) Charles de B., geb. 1796 in Brügge, trat 1815 beim holländischen Heere als Unterlieutenant der Artillerie ein, nahm aber 1820 seine Entlassung, trat in das Bureau seines Vaters, damaligen Civilgouverneurs der Provinz Limburg, u. rückte hier bald bis zum Sectionschef im Civilgouvernement auf, wurde 1825 Deputirter der Provinz Limburg bei der 2. Kammer der Generalstaaten u. brachte als solcher in der [342] Session von 1827–28 eine Motion um Abschaffung des königlichen Decrets vom Jahre 1815 gegen die Freiheit der Presse ein. Seitdem ein Hauptführer der liberalen Parrei u. Mitarbeiter an liberalen Blättern, trat er 1830 auf Seite der Revolution, als alle Aussicht auf eine friedliche Einigung mit der Regierung verschwunden war, wurde Finanzminister u. Chef der Finanzen in der provisorischen Regierung u. im ersten königlichen Ministerium Minister des Innern, u. 1831, nach dem Einfalle der Holländer, Kriegsminister, als welcher er sich um die Organisation des Heeres große Verdienste erwarb. Er reichte in Folge einer von der Deputirtenkammer verfügten Herabsetzung des Kriegsetats 1832 seine Entlassung ein, schied zugleich aus der Kammer u. wurde Generaldirector der Münze, übernahm 1834 eine Professur an der Universität Brüssel, betrieb 1835 die Gründung der Belgischen Bank, wurde Director derselben, erhielt aber, nach ihrem Falle, 1839 auf sein wiederholtes Ansuchen seine Entlassung. 1840 trat er wieder in die 2. Kammer u. wurde Bürgermeister von Brüssel. Den ihm für seine der Stadt u. dem Staate geleisteten Dienste vom Könige 1857 verliehenen Grafentitel lehnte er ab. 2) Henri Marie Joseph Ghislain de B., Bruder des Vorigen, geb. 1801 in Brügge, Advocat, dann Procurator des Königs in Roermonde, schloß sich der Revolution 1830 an u. wurde Mitglied des Nationalcongresses u. Secretär desselben, erhielt 1831 mit 3 anderen Commissaren eine Mission nach London, um die M. inung des Prinzen Leopold über die Annahme der belgischen Krone zu erforschen, u. wurde nach Auflösung des Congresses 1832 Deputirter für Roermonde, von 1833–48 für Brüssel. Seine Stelle in Roermonde vertauschte er bald mit einer Rathsstelle am Appell ationshose in Brüssel, wurde 1840 Go uverneur der Provinz Antwerpen, dann kurze Zeit bis 1846 von Lüttich, im August 1847 Staatsminister ohne Theilnahme am Ministerrathe, im Oct. 1849 Gesandter in Rom, Neapel, Turin u. Florenz; Ende Oct. 1852 wurde er als Minist er des Auswärtigen ins Ministerium berufen, gab aber Anfang März 1855 mit dem ganzen Ministerium seine Dimission.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 342-343.
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