Cement

[799] Cement (Cäment, v. lat.), 1) jede Materie, wodurch feste Substanzen, wenn jene aus dem Zustand der Erweichung selbst in einen festen tritt, verbunden werden; 2) bes. Kitt, wodurch zerbrochenes Porzellan, Glas u. irdenes Geschirr wieder hergestellt, od. Werkstücke verbunden u. Wasserbehälter wasserfest gemacht werden, ein Gemisch von ungelöschtem Kalk, Eiweiß od. frischem Käse, auch Sand; 3) (Min.), die Hauptmasse in einer gemengten Steinart, welche die übrigen verschiedenartigen Stücke in sich einschließt u. vereint; 4) (Bauk.), schnell bindender u. im Wasser erhärtender Mörtel, Ziegelmehl, Hammerschlag, gestoßene Schlacken, Basalt, Glas, Aeilspäne ziehen das Wasser des gelöschten Kalks an sich u. geben, statt des Sandes, dem Kalke zugesetzt, einen im Wasser schnell trocknenden Mörtel. Soll der C. aber im Wasser erhärten, so wird er aus Kalk u. Puzzuolanerde od. Traß bereitet (Hydraulischer Kalk). Es ist starker C., wenn er von halb Traß, halb Kalk zusammengesetzt ist; rother C. von 2 Theilen Kalk, 1 Theil Traß, 1 Theil Ziegelmehl. Zu beiden Mischungen wird der gesiebte Traß mit dem nur feuchten, gelöschten Kalk unter einander geschlagen u. sogleich verarbeitet, wobei er, so wie die Mauersteine, noch etwas angefeuchtet wird. Dieser C. verhärtet in 5–6 Stunden, u. das damit verbundene Mauerwerk wird völlig wasserdicht. Der Loriotische C. besteht aus 1 Theil Ziegelmehl, 2 Theile reinem Sand u. so viel gelöschtem Kalk, als zu einem gewöhnlichen Mörtel erforderlich ist. Der Roman-C., aus 22 Theilen Kieselerde, 9 Theilen Thonerde, 13 Theilen Eisen- u. Manganoxyd, 55 Theilen Kalk, wird in England in Schachtöfen od. Meilern sehr stark gebrannt, bis er verglaset, dann gemahlen u. gesiebt u. in Fässern versendet. Der Roman-C. dient bes. zu Mauern im Wasser od. an feuchten Orten, u. Sockelmauern zu Fundamenten, nassen Gewölben, indem er, schnell erhärtend, kein Wasser durchläßt. In der Schweiz macht man auch ganze Keller- u. Altauenböden daraus, putzt auch Wetterseiten von Gebäuden, wo der gewöhnliche Abputz von Kalk u. Sand nicht hält, mit 1/2 gutem Sande u. Wasser zu einem Brei vermengt, damit ab; nie darf aber dann mehr C. angemacht werden, als ein Maurer in Zeit von einer Stunde vermauern kann, weil et durch langes Stehen an Bindungskraft verliert. Der französische C., bes. der Ciment de Pouilly, ein Jurakalkstein, kommt dem Roman-C. an Brauchbarkeit zu Bauverbindungen gleich. Die C-Steine werden in Stichöfen gebrannt u. dann durch gußeiserne Mühlsteine zu Pulver zerrieben. Der Lowitzsche-C besteht aus 65 Theilen Kreide, 34 Theilen Colophonium od. 1 Theil Terpentinöl. Bei der Anwendung werden 60 Pfd. dieses C-s in einem Kessel geschmolzen u. noch einmal so viel trockner Sand nebst etwas Steinkohlentheer darunter gerührt. Tochissche C. Das Verfahren beruht auf dem Princip, den an der Luft zerfallenen Kalk ohne abermaliges Brennen von Neuem zu beleben. Man vermischt ihn nämlich mit frischgebranntem hydraulischem Kalk u. erhält dadurch einen vorzüglichen Mörtel-C. Der Veronaer C. besteht aus 30 Theilen Schlichte (Abfall beim Schleifen verschiedener Metalle, bes. in Gewehrfabriken von Flintenläufen zu erlangen) u. 1 Theil Salz, welches letztere mit siedendem Wasser aufgelöst u. alsdann etwas Essig beigegeben wird. Zum Gebrauch werden sämmtliche Substanzen so lange durch einander gerührt, bis sie einen Teig liefern. Der von Briann. Saint-Leger erfundene C. besteht aus 6 Theilen reiner, trockner Kreide, 4 Theilen bindendem Thon u. 1_–2 Theilen geglühetem pulverisirtem Feuerstein; od. aus 6 Theilen gelöschtem Kalk, in teigartigem Zustand aus 2–4 Theilen Thon u. 1–2 Theilen geglühetem pulverisirtem Feuerstein, od. anstatt des letzteren seinem Sand. Um den C. darzustellen, werden die Substanzen einer jeden Art zunächst gemischt. in teigartiger Masse zu künstlichem Stein[799] geformt u. gebrannt, nach dem Brennen pulverisirt u. dann als C. verwendet, welcher für sich allein, od. auch mit einem Zusatz von Sand benutzt wird. Der von dem Schweden Pasch erfundene C. besteht aus 1 Theil Kalk, 1/31/2 Theil pulverisirtem Alaun- od. Dachschiefer u. 1/2 Theil Sand.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 799-800.
Lizenz:
Faksimiles:
799 | 800
Kategorien: