Cider

[141] Cider, Wein aus allerlei Obstsorten, bes. aus Äpfeln (Äpfelwein), weil zu seinem gehörigen Gerathen u. zugleich zu seiner Dauer eine Festigkeit gehört, die den zarteren süßen Obstsorten, wie den Birnen, abgeht. Am liebsten nimmt man dazu Herbst- u. Winteräpfel von ungepfropften Stämmen (bes. Borsdorfer, Hochzeitäpfel, Reinetten etc.), läßt sie völlig reisen, stampft od. zerreibt sie auf Reibeisen in eigenen Maschinen u. preßt sie dann in einer gewöhnlichen Weinpresse od. (wie in England) il: eigenen Ciderpressen (s. u. Kelter). Der Saft wird nun der Gährung ausgesetzt, während derselben auf Fässer gefüllt u. auch auf diesen noch in Gährung erhalten. Der zuerst abfließende Saft ist der beste u. wird bes. gefüllt; der vom letzten Pressen ist sehr schwach. Als Zusätze beim Pressen dienen Schlehen, Spierbaum, Reineclauden, Mirabellen, Heidel-, Erd-, Him- u. Brombeeren; um etwaige Säure des Mosts zu beseitigen, dient Kalk, Kreide od. gesiebte Asche. Ebenso gibt es mehrere Verbesserungsarten schwacher C., so z.B. Zugießen von Rheinwein od. Franzbranntwein etc. Die ausgepreßten Trebern geben, mit Wasser digerirt, ein angenehmes, doch leichteres Getränk (Petit cidre). Hat der Saft ausgegohren, so wird er auf Fässer gefüllt. Ein guter, durch Abliegen völlig ausgegohrener C. (fr. C. paré). von bernsteingelber Farbe, steht an Werth einem mittleren guten Traubenweine gleich, dauert jedoch nicht leicht über drei Jahre, Süßer C. ist ein C. vor od. auf seinem Übergange aus dem Zustand von Most in den Gährungszustand. C. wird auch als Heilmittel gebraucht u. in neuester Zeit systematisch zu Curen verwendet als Apfelweincur. Die Vorwürfe, die man dem C. als einem ungesunden Getränke macht, treffen meist nur den nicht gehörig ausgegohrenen, od. zu schwachen, od. nicht gut verwahrten, schon in Essiggährung begriffenen C. Im Großen wird C. in England, bes. in Herdsordshire, u. Nordfrankreich, in der Schweiz, in Thüringen u. Frankfurt am Main bereitet. Birn-C. wird in der ehemaligen Normandie, bes. in Pays de Caux, vorzüglich gut bereitet; er gibt, auf Flaschen gezogen (als Poi ré) ein dem Champagner ähnliches Getränk. Der englische u. französische C. ist ein gewöhnliches Getränk auf Seereisen. In Devonshire bereitet man ein Getränk (Beverage) aus den zuletzt bei Verfertigung des C-s benutzten Äpfeln, deren gepreßten Saft man mit wirklichem C. vermischt u. mit etwas Gewürz versetzt. Aus den bei der Bereitung des C-s übrig bleibenden Trestern u. Hefen wird. Branntwein (Ciderbranntwein) u. Essig (Cideressig) bereitet; Cidersyrup hingegen, durch Abdampfen des Äpfelmosts erhalten, bei der Gährung des C-s zur Verbesserung desselben benutzt. Vgl. Pohl, Anleitung zur Bereitung des Obstweins, Lpz. 1823; Schmidt, Anleitung zur Bereitung des Obstweins, Quedlinb. 1824; Der Obstweinfabrikant, ebd. 1824; Muntz, Bereitung des Obstweins, Neust. 1825; Häusler, Die echte Obstweinfabrikation etc., Hirschb. 1825; Thon, Die Kunst aus Obst etc. Wein zu bereiten, Ilmen. 1828 etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 141.
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