Birn [1]

[814] Birn, die Frucht des Birnbaumes (s.d.), man theilt die B-en ein A) nach ihrer Form, die in 6 Hauptformen erscheinen: a) gegen die sogenannte Blüthe hin kugelrund: Apfelbirn; b) daselbst spitzig: länglichrunde B.; c) daselbst platt: die plattrunde B.; d) gegen den Stiel hin scharfspitzig: aa) rund ausgeschweift spitzig, bb) hoch ausgeschweift spitzig, cc) platt ausgeschweift spitzig; e) gegen den Stiel hin geradspitzig: aa) rundbauchig spitzig, bb) hochbauchig spitzig, cc) plattbauchig spitzig; f) gegen den Stiel hin stumpfspitzig: aa) ausgeschweift stumpfspitzig, u. zwar rund-, hoch- u. plattperlförmig; bb) geradaus stumpfspitzig, u. zwar rundbauchig stumpfspitzig, hochbauchig stumpfspitzig u. plattbauchig stumpfspitzig. Andere nehmen vier[814] Hauptformen an: a) apfelförmig: entweder ganz rund, fast ebenso dick wie hoch, wie z.B. die runde Herbstbirn u. die Karthäuserbirn; od. mehr eiförmig, wie die Eierbirn, bunte Pomeranzenbirn u. Glasbirn, od. oben u. unten plattgedrückt, also mehr reinettenartig, wie z.B. die. Rosen-, Salviat- u. Königsbirn; od. unten dünner plattgedrückt als oben, wie z.B. die Bergamotte, Muskatbirn, Sommerkönigsbirn u. Ambrette; b) birnenförmig: oben zugerundet, nach dem Stiele zu ohne merkliche Einbiegung in eine Spitze auslaufend, wie die große Muskatellerbirn, die Würz- u. englische Butterbirn; od. mit Einbiegung, wie die Franzmadam; od. oben mit stumpfer, unten mit schärferer Spitze, wie die Löwen- u. Honigbirn; od. oben platt, nach unten pyramidenförmig zugespitzt, wie die Martinsbirn; od. oben platt u. nach merklicher Aushöhlung sich in eine Spitze endigend, wie die Margarethenbirn; od. oben gewölbt u. unter der größten Dicke ohne Ausschweifung, wie die Pfalzgrafen-, Jungfern- u. Herrenbirn; c) perlen od. flaschenkürbisähnlich: oben ganz zugerundet, wie die Blutbirn, der Frauenschenkel u. die Haferbirn; od. sehr platt, wie die Lorenz- od. Glockenbirn; d) kegel- od. kreiselförmig: kreiselförmig mit rundem Kopfe, wie die Virgouleuse; od. mit plattem Kopfe, wie die Sommerbergamotte; od. kegelförmig, an der Blüthe gerundet, wie die graue Butterbirn u. Wachsbirn; od. daselbst platt, wie die Heilige-Franzbirn; od. daselbst stumpf zugespitzt, wie die St. Germain. Durch besondere Länge, Dicke, Größe u. Schwere zeichnen sich auch viele Sorten aus, so ist z.B. die St. Germain sehr lang, die gute Christbirn sehr dich, die Pfundbirn sehr groß u. schwer. B) Nach ihrem Fleische: a) Fleisch butterig, z.B. aa) Sommerbirnen: die grüne fürstl. Tafelbirn, Franzmadam, Sommerdorn, gelbe frühe Sommermuskateller u. Sommerambrette; bb) Herbstbirnen: die weiße, rothe u. graue Butterbirn, die lange grüne Herbstbirn, die lange gestreifte Herbsthirn (Schweizerhose), Forellenbirn, Markbirn u.a.; cc) Winterbirnen: die Hermannsbirn, Virgouleuse, Winterkönigin, Mannabirn, Markgräfin, Jagdbirn, lange grüne Winterbirn, Gute Louise, Ambrette u.a.; b) Fleisch halbschmelzend: aa) Sommerbirnen: gute graue Sommerbirn, Eierbirn, Sparbirn, Paradebirn, schönste Sommerbirn, kleine Pfalzgräfin u.a.; bb) Herbstbirnen: schönste Herbstbirn, englische Butterbirn, Weinbergsbirn, Trinkbirn; cc) Winterbirnen: Winterkönigsbirn, Kaiserbirn mit dem Eichenblatt, Winterbutterbirn, Birn von Neapel etc.; c) Fleisch zart: aa) Sommerbirnen: Cassolette, große lange u. kleine Sommermuskatellerbirn, kurzstielige Muskatellerbirn, graue Speckbirn, große Weißbirn, Magdalenenbirn (Carmeliter-Citronenbirn), Jungfernbirn; bb) Herbstbirnen: die grüne Herbstzuckerbirn, Schelmbirn, Mispelbirn; cc) Winterbirnen: Amadott, Winterzuckerbirn, Ungarische B. (Verbrannte Katze), Florentinerbirn; d) Fleisch brüchig: aa) Sommerbirnen: gute Christbirn, Muskatellerpomeranze, rothe u. bunte Pomeranze, Rosenbirn, Erzherzoginbirn, große Zwiebelbirn, kleine Margarethenbirn (Kirschbirn), kleine Gewürzbirn, Goldbirn, Perlbirn, Jakobsbirn; bb) Herbstbirnen: Haferbirn, Riet- od. Haselbirn, Grauer Junker Hans, die Schmutzige, französische Kümmelbirn, Malteserbirn; cc) Winterbirnen: Winterchristbirn, Winterpomeranze, Martinsbirn, spanische gute Christbirn, Wintermuskatellerbirn, schönste Winterbirn. Bergamotten nennt man apfelförmige, plattgedrückte B-en, theils mit butterigem, theils etwas brüchigem, aber mildem Fleische, u. dann mit eigenthümlichem Wohlgeruche; sie kommen als Sommer-, Herbst- u. Winterfrüchte vor. Russeletten nennt man B-en von eigenthümlichem Geschmacke u. Wohlgeruche, aber sehr verschiedener Form, nicht groß, mit bald schmelzendem, bald brüchigem Fleisch. Wirthschaftsbirnen endlich sind die, welche weniger zum frischen Genusse, als zu Wein, Latwerge, Muß, zum Dörren od. zum Kochen in der Wirthschaft gebraucht werden; zu ihnen gehört die Weißbirn (Weinbirn, Weißbart), Ciderbirn, Champagnerweinbirn, rothe u. weiße Kappesbirn, Zapfenbirn, der Fündling, die Pfundbirn, Großmogul, die Schöne u. Gute, die grüne Consesselsbirn, Faß- od. Tonnenbirn, Venusbrust, Kürbis- od. Calebassenbirn. Abgesehen davon, daß die B-en frisch, gewelkt od. gedörrt eine gute, angenehme Speise geben, so liefern sie auch einen guten Cider, Essig u. Syrup. In der Normandie ist der Birnensaft mit etwas Äpfelsaft u. Wasser ein fast allgemeines Getränk. Der Birnenmost ist süß u. angenehm u. hält sich gegen 2 Jahre; aus dem, welchen man nicht absetzt, macht man Branntwein. Auch als Viehfutter sind B-en sehr gut; man wählt natürlich dazu die schlechteren Sorten, wirst sie in Fässer, übergießt sie mit Wasser, od. gibt sie, im Winter gekocht, dem Rindvieh. Die Kerne geben ein Öl, das Manche dem Baumöle noch vorziehen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 814-815.
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