Eisenvitriol

[590] Eisenvitriol, 1) (Schwefelsaures Eisenoxydul, Grüner Vitriol, Ferrum sulphuricum oxydulatum, Sulphas ferrosus, Vitriolum martis, Chem.), FeO, SO3 + 7 HO, im Großen aus gerösteten u. verwitterten Schwefelkiesen, natürlichem Schwefeleisen, durch Auslaugen u. Sättigen der Lauge mit metallischem Eisen u. Krystallisiren, mit Kupfer u. anderen Metallen verunreinigt, häufig auch als Nebenproduct bei der Alaunfabrikation gewonnen (s. Vitriolwerk); zu pharmaceutischem Gebrauch durch Auflösen des Eisens in verdünnter Schwefelsäure bereitet; krystallisirt in blaß smaragdgrünen, durchsichtigen Säulen, die an der Luft dunkler werden u. allmälig zu einem weißen, später rothgelben Pulver verwittern; schmeckt zusammenziehend, süßlich metallisch, zerfließt in der Wärme mit Verlust des Krystallwassers zu einer weißen Masse (Calcinirter Vitriol) wasserleeres, schwefelsaures Eisenoxydul, u. besteht in 100 Theilen aus 26,1 Eisenoxydul, 29,9 Schwefelsäure u. 44,0 Wasser. Er löst sich leicht in Wasser. Diese Auflösung zieht aus der Luft Sauerstoff, auch Stickoxydgas an, läßt basisches Salz fallen u. färbt sich dunkelbraun. Er wird innerlich u. äußerlich gebraucht, dient zum Schwarzfärben, zu Bereitung der Tinte, des Berlinerblaus, des Colcothars, vieler Eisenpräparate, zum Reinigen des Leuchtgases, zum Desinficiren der Kloaken, zum Fällen des Goldes aus seinen Lösungen, zur Darstellung der rauchenden Schwefelsäure, zur Anstellung der Indigküpen etc. Die guten Sorten werden in Trauben od. großen Stücken geliefert; man schätzt die großen Krystalle mehr als die kleinen; der grüne, mit bräunlich-gelbem Überzuge, in kleinen Brocken, ist der schlechteste, der gute muß durchsichtig, trocken u. von blaugrüner Farbe sein. Die Versendung geschieht in hölzernen Fässern von mehreren 100 Pfund. 2) (Min.), der natürlich vorkommende E. krystallisirt in grünen, an der Oberfläche meist gelblichen beschlagenen, kurz säulenförmigen od. tafelförmigen Krystallen des monoklinoëdrischen Systems, gewöhnlich bildet er tropfsteinartige, traubige od. nierenförmige Massen häufig als krustenartiger Überzug u. als haar- od. büschelförmiger Beschlag; seine Härte ist = 2, sein specifisches Gewicht 1,8–1,9, er löst sich leicht in Wasser auf u. hat einen zusammenziehenden Geschmack. Der E. ist ein secundäres Product, indem er durch Verwitterung von Eisenkiesen entstanden ist. Findet sich häufig in alten Grubenbauen, auf Klüften u. Höhlungen, bes. schön bei Bodenmais in Baiern, Goslar, Sterzing u. Häring in Tyrol, Schneeberg im Erzgebirge, Weißenberg in Rheinbaiern, Potschappel in Sachsen etc. 3) Roth calcinirter E., so v.w. Caput mortuum vitrioli.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 590.
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