Emir Beschir

[674] Emir Beschir, Scherif des Hauran am Libanon, aus der Familie Schahab, geb. 1755, genoß eine sorgfältige Erziehung u. kam, kaum 20 Jahr alt, an den Hof seines Oheims, des Emir Yussuf, welcher damals Fürst der Drusen war, u. wurde wegen seiner geistigen Anlagen dessen Liebling. Bald erwachte in E. B. das Verlangen, Herrscher des Libanon zu werden. Er verband sich deshalb 1792 im Geheimen mit Dschezzar, Pascha von St. Jean d'Acre, u. einem anderen Scheikh gegen Yussuf. Dieser wurde in der Ebene von Mihan geschlagen u. floh nach Tripolis. E. B., nun im Besitz des Libanon, ließ den Emir Yussuf nach St. Jean d'Acre locken u. hier umbringen. Doch der verrätherische Dschezzar begünstigte später die 3 hinterlassenen Söhne Yussuss. Durch Vermittelung eines Maroniten, Georg Baz. wurden Dschezzars Horden gegen Beirut gesandt, E. B. wurde unvermuthet angegriffen u. floh geschlagen nach der Insel Cypern. Hier lebte er nahe 5 Jahre in Verbannung u. trat in dieser Zeit zum Christenthum über. Es gelang ihm, durch die Hülfe des schon. damals mächtig gewordenen Mehemed Ali von Ägypten, Verbindungen mit einigen Drusenhäuptern anzuknüpfen, u. 1808 kehrte er im Geheimen nach Syrien zurück, er verstand es später durch vorgespiegelte Friedensgesinnungen die Söhne Yussuss zu täuschen, u. als diese seinen Freundschaftsversicherungen immer mehr Gehör schenkten, ließ er dieselben durch eine Albanesenschaar überfallen u. umbringen. Bis 1819 blieb er nun im ungestörten Besitz der Gewalt im Libanon, wurde aber, da er sich mit Abdallah, dem rebellischen Pascha von St. Jean d'Acre, gegen die Pforte auflehnte, vom Großherrn seiner Würde entsetzt. Zum zweiten Male suchte er die Vermittelung Mehemed Alis von Ägypten nach, der auch seine Begnadigung von der Pforte erlangte. Dennoch zeigte er gegen Mehemed Ali im Laufe der Ereignisse ein zweideutiges u. später abermals gegen die Pforte ein feindseliges Benehmen. Als den 4. October 1840 in der Schlacht bei Meruha die Ägyptier geschlagen worden waren u. er sich aller Unterstützungen seiner früheren Bundesgenossen beraubt sah, unterwarf er sich dem Großherrn u. begab sich nach Saida in die Hände der verbündeten Engländer u. Türken, von wo er als Staatsgefangener mit seiner Familie erst nach Malta gebracht, später aber nach Constantinopel abgeführt wurde. Alle seine Einkünfte wurden eingezogen u. 1845 ihm u. seiner Familie Wiran-Schehir in Anatolien als Exil angewiesen. Durch französische u. österreichische Vermittelung bekam er von der Pforte 1846 jährlich 10,000 Piaster Pension u. starb 1848 in Brussa.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 674.
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