Grenoble

[582] Grenoble (spr. Grennobel), 1) Arrondissement im französischen Departement Isère; 80 QM., 220,000 Ew. in 18 Cantonen; 2) Hauptstadt darin u. des ganzen Departements, ehemals Hauptstadt der Provinz Dauphiné, an der Isère; Festung zweiten Ranges; Departementalbehörden, Bischof, Appellationsgericht für die Departements Isère, Drôme u. Hautes-Alpes; Handelsgericht, Universitätsakademie (mit zwei Facultäten: Jurisprudenz u. Naturwissenschaften), Lyceum, Seminar, Artillerieschule, öffentliche Bibliothek (60,000 Bände), Naturhistorisches Museum, Antiken- u. Münzcabinet, Botanischer Garten, Zeughaus, Kathedrale, Präfectur-, Justiz- u. Bischöflicher Palast, Fabriken für Handschuhe, Tuch, Hüte, Leder, Hanfhecheln, Leinwand, Baumwollen-, Pelz- u. Stahlwaaren, Liqueure etc. Die Isère theilt die Stadt in zwei ungleiche Hälften; der Stadttheil St. Laurent auf dem rechten Ufer ist nur von einer schwachen Mauer umgeben; das mitten in der Stadt auf einem Berg gelegene Fort La Bastille beherrscht ganz G.; 26,000 Ew.; in der Nähe das Dorf Grand Chartreuse (s.d.), mit Karthäuserkloster. Die Umgegend heißt Graisivaudan. G. ist der Geburtsort von Bayard (dem hier 1823 ein Denkmal errichtet wurde), Condillac, Vaucanson, Dolomieu, Gentil-Bernard, Monnier u. Casimir Perrier. – G. hieß Anfangs Cularo u. war eine Stadt der Allobroger, Im 4. Jahrh. war G. schon Bischofssitz u. hieß seit dieser Zeit Gratianopolis, woraus nachher G. wurde. Nach u. nach kam es an Burgund u. Franken u. wurde Hauptstadt der Dauphiné. Früh schon begannen die Streitigkeiten zwischen den Grafen von Dauphiné u. dem Bischof von G. über die weltliche Gerichtsbarkeit, u. erst 1313 wurde ein Vergleich geschlossen, daß die weltliche Gerichtsbarkeit über G. u. die Umgegend dem Grafen u. Bischof gemeinschaftlich gehören sollte. Unter Ludwig XI. kam G. an die Krone, u. dieser König errichtete 1453 ein Parlament in G. Von hier aus machte Prinz Philipp von Spanien 1742 einen Einfall in Savoyen. Am 9. Juli 1815 wurde G. durch Capitulation von den Österreichern besetzt Die Befestigungen wurden vom Chevalier de Ville angelegt u. von Vauban[582] vermehrt. 1840 u. 1856 litt die Umgegend sehr durch große Überschwemmungen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 582-583.
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