Bayard

[442] Bayard (spr. Bajahr), 1) Pierre du Terrail, Seigneur de B., genannt le Chevalier sans peur et sans reproche (der Ritter ohne Furcht u. Tadel), geb. 1476 auf dem Schlosse Bayard bei Grenoble; wurde von seinem Oheim, George du Terrail, Bischof von Grenoble, erzogen u. zu den Rittertugenden, die ihn zu dem größten u. liebenswürdigsten Helden des Mittelalters machten, angehalten. Als Page in Diensten des Herzogs von Savoyen, erregte er die Aufmerksamkeit Karls VIII. von Frankreich, der, erstaunt über die Gewandtheit des Jünglings beim Bändigen eines wilden Pferdes, eine Vorliebe für B. faßte u. ihn zur weiteren Ausbildung dem Grafen von Ligny übergab. Nachdem er bereits in mehreren Turnieren Lorbeeren errungen hatte, trat er 1495 unter das Gefolge Karls VIII. u. begleitete denselben nach Italien. In der Schlacht bei Verona kämpfte er mit großer Unerschrockenheit u. eroberte eine Fahne. Unter Ludwigs XII. Regierung focht er bei Mailand u. verfolgte den fliehenden Feind mit solchem Ungestüm, daß er von seinen Truppen abgeschnitten u., allein in die Stadt dringend, gefangen wurde. Von Ludwig Sforza wurde er jedoch großmüthiger Weise in Freiheit gesetzt. Nach der Schlacht bei Novara, an welcher er Theil nahm, unterhielt er als Gouverneur von Monervino einen kleinen Krieg gegen die Spanier, denen er empfindliche Verluste beibrachte. Den Rückzug der Franzosen nach der unglücklichen Schlacht bei Cerignola (1503) deckte er mit einem rasch zusammengerafften Haufen zersprengter Mannschaften, u. vertheidigte später, die Feinde am Vorrücken verhindernd, mit einer kleinen Schaar die Brücke über den Garigliano gegen Genueser u. Venetianer. An der Schlacht bei Padua (1509) nahm er mit Ruhm Theil, zog dann dem Herzog von Ferrara gegen den Papst Julius II. zu Hülfe, den er, wiewohl vergeblich, gefangen zu nehmen suchte, u. wurde bei der Bestürmung von Brescia schwer verwundet. Kaum genesen, begab er sich wieder in das französische Lager zu Ravenna, deckte den Rückzug von Pavia nach Alexandria u. empfing abermals eine Wunde, so daß er sich seiner Wiederherstellung halber nach Grenoble zu seiner Familie begeben mußte Geheilt, begab er sich nachdem Kriegsschauplatz in Spanien, wo er mit gleicher Tapferkeit focht. Der Einfall der Engländer in die Picardie 1513 verschaffte ihm neue Thätigkeit, er warf bei Terouane den Nachtrab der Feinde u. errang seinen größten Heldenruhm in der darauf folgenden, obgleich unglücklichen Schlacht auf den Höhen von Guinegate, wo er, als die französische Armee sich in wilder Flucht auflöste, mit 15 Reitern dem Andrang der Feinde trotzte, bis er sich ergeben mußte. Als er sah, daß keine Rettung war, stürzte er auf einen englischen Offizier zu, setzte ihm den Degen auf die Brust u. forderte ihn auf, sich zu ergeben. Als der überraschte Offizier wirklich dem Ritter seinen Degen reichte, gab ihm dieser den seinigen u. ließ sich gefangen nehmen. B. wurde in Folge dessen, nach Ausspruch des Kaisers Maximilian u. des Königs Heinrich, da er der Gefangene seines eigenen Gefangenen geworden, ohne Lösegeld freigegeben, mußte sich aber verpflichten, 6 Wochen den Krieg zu meiden. 1514 ernannte ihn Franz I., nach Ludwigs XII. Tode, zum Generallieutenant der Dauphiné. B. drang von dort gegen Piemont vor nahm Prosper Colonna gefangen u. trug wesentlich zu der günstigen Entscheidung der Schlacht bei Marignano (1515) bei, nach welcher sich der König von ihm zum Ritter schlagen ließ. Als das Heer Karls V. 1520 in Frankreich eindrang, warf er sich demselben in der Champagne entgegen u. vertheidigte 6 Wochen lang die fast offene Stadt Mezières, worauf der Feind unverrichteter Sache abzog. Als Retter des Vaterlandes wurde er bei seinem Einzuge in Paris mit königlichen Ehren empfangen. Kurze Zeit darauf sandte ihn der König nach dem rebellirenden Genua,[442] wo er, rasch u. entschieden handelnd, dem Aufstande bald ein Ende machte. 1524, als Franz den General Bonnivet zur Wiedereroberung Mailands nach Italien sandte, traf B. wieder das Loos, den Rückzug des bei Lodi geschlagenen Heeres zu decken. Gegen die von Feinden besetzte Brücke über die Sesia, von dem Connetable von Bourbon verfolgt, vordringend, traf ihn eine Musketenkugel u. zerschmetterte sein Rückgrat, Freunde u. Feinde sahen mit Wehmuth den tapferen u. edelmüthigen Helden sterben. Seine Leiche wurde einbalsamirt u. in der Kirche des Minoritenklosters in der Nähe von Grenoble beigesetzt. Vgl. Gayard de Berville, Histoire de Pierre Terrail. 2) Jean Frauçois Alfred, geb. zu Charolles den 17. März 1796, gest. den 20. Februar 1853, dichtete schon als Student der Rechte Couplets u. kleine Theaterstücke, ward Advocat, wandte sich aber seiner Lieblingsbeschäftigung, der dramatischen Dichtkunst, zu u. verfaßte mit mehreren anderen bekannten Theaterdichtern nahe an 70 Dramen, Komödien u. Vaudevilles, worunter der Pariser Taugenichts, die Königin von sechszehn Jahren, Judith, der Vater der Debütantin u.a. 3) Rainalts Pferd, s.u. Haimonskinder.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 442-443.
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