Hahnemann

[851] Hahnemann, Samuel Christian Friedrich, geb. 10. April 1755 in Meißen, Sohn eines Porzellanmalers, studirte seit 1775 Medicin in Leipzig u. Wien; wurde dann Hausarzt des Baron von Brückenthal, Statthalters von Siebenbürgen; kehrte aber bald nach Deutschland zurück u. beendete seine Studien in Erlangen; lebte dann als praktischer Arzt zu Hettstädt im Mansfeldischen u. später in Dessau; wurde Physicus in Gommern, beschäftigte sich aber weniger mit der medicinischen Praxis, als mit chemischen Untersuchungen u. medicinischer Schriftstellerei, namentlich Übersetzungen der Journalistik u. schr. u.a. ein Apothekerlexikon. Lpz. 1793–99, 2 Bde.; Über Arsenikvergiftung, ebd. 1786; Über die venerischen Krankheiten (nebst einem neuen Quecksilberpräparate, welches als Mercurius solubilis Hahnemanni in allen deutschen Apotheken eingeführt wurde), ebd. 1788; Heilung u. Verhütung des Scharlachfiebers, Nürnb. 1801. Als er seit 1789 wieder in Leipzig lebend, des Briten Cullen Arzneimittellehre, Lpz. 1790, studirte, wurde er darauf hingeleitet, daß die Wirksamkeit der Arzneien nicht darin bestehen möchte, daß sie den Krankheiten entgegengesetzt wirken, u. kam so auf die Grundlage des Satzes, daß Krankheiten durch die nämlichen Mittel, die innerlich genommen, eine ähnliche Krankheitserscheinung zur Folge haben, geheilt werden, wie gewisse Krankheiten diese auch heilen, wenn sie nur in einer unendlich kleinen Dose gereicht werden, welchen Grundsatz er in einer Abhandlung im Hufelandischen Journal 1790, 2. Bd. 4. Stück: Versuch über ein neues Princip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen zuerst aussprach u. durch die Weiterverfolgung Urheber eines neuen, als Homöopathie (s.d.) bezeichneten Heilsystems, wurde. Er lebte von nun an verschiedenen Orten, stand eine Zeit lang einem in Georgenthal errichteten Heilinstitute für Wahnsinnige vor, wendete sich dann nach Walschleben bei Gotha, 1794 nach Pyrmont u. Braunschweig, dann nach Königslutter, wo er sich durch ärztliche Praxis von der Anwendbarkeit seines Princips immer mehr überzeugte u. dasselbe zum System ausbildete. Von hier aus ging er 1800 nach Hamburg, dann aber nach Eilenburg, 1802 nach Wittenberg u. von da nach Torgau. Im Geist der neuen Lehre war seine Schrift: Der Kaffee in seinen Wirkungen, Lpz. 1803; gegen den Kaffee die Fragmenta de viribus medicamentorum positivis, ebd. 1805, 2 Thle. Im Zusammenhang aber stellte er sein System in seinem Organon der. Heilkunde, Dresd. 1810, auf, das vermehrt als Organon der Heilkunst, ebd. 1819, von Neuem u. in 5. Auflage 1833 erschien. Von 1819 an machte seine Lehre erst Sensation u. gewann zwar mehr Widersacher, aber auch eine starke Partei von nach seiner Lehre sich ausbildenden homöopathischen Ärzten. Er schr. nun seine Reine Arzneimittellehre, Dresd. 1811–20, 6 Thle., 3. Aufl. des 1. u. 2. Bds., ebd. 1830–33; so wie: Die chronischen Krankheiten, Dresd. u. Lpz. 1828–30, 4 Thle., 2. Ausg., ebd. u. Düsseld. 1835–39, 5 Bde. 1810 wandte er sich wieder nach Leipzig u. habilitirte sich 1812 bei der Universität durch die Dissertation: De helleborismo veterum, da ihm aber nicht verstattet wurde, eigene Medicamente zu bereiten u. auszugeben, so verließ er 1821 Leipzig u. zog, mit dem Titel anhalt-köthenscher Hofrath, nach Köthen. In der Cholerazeit erregte er durch mehrere kleine Schriften Aufsehen, wie: Heilung der asiatischen Cholera etc., Nürnb. 1831, 2. Aufl. ebd. 1831; 1834 vermählte er sich mit einer jungen Französin, Melanie d'Hervilly u. ging 1835 nach Paris, wo sein System viel Aufsehen machte, u. wo er den 2. Juli 1843 starb. Seine Frau war seine Schülerin u. setzte nach seinem Tode die homöopathische Heilkunst in Paris fort. Im August 1851 wurde in Leipzig sein von Steinhäuser gefertigtes Denkmal enthüllt, eben so 1855 in Dessau ein solches von Schmidt in Berlin ausgeführt. Seine kleinen Schriften erschienen gesammelt von Stapf in 2 Bänden, Dresd. u. Lpz. 1829.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 851.
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