Lawoëstine

[181] Lawoëstine, eine der Katholischen Confession folgende vornehme Familie in Belgien u. Frankreich, welche von einem Sachsenhäuptling abstammen soll, der im Gefolge Karls des Großen nach Flandern kam u. in der Gegend von Brügge das Stammschloß L. erbaute. Das Geschlecht war mit vielen souveränen Häusern verschwägert, so mit den regierenden Grafen von Hennegau u. mit dem Hause Melun, welches die spanische Grandenwürde an die L. brachte. Auch bekleidete die Familie das Erbmarschallamt in Flandern, weßhalb sie das Vorrecht denoß, bei jedesmaligem[181] Thronwechsel des Kaiserhauses im Namen des ganzen Herrenstandes u. der Gesammtritterschaft Flanderns in Gent dem neuen Kaiser den Eid der Treue abzulegen. Bei der Vereinigung Flanderns mit Frankreich erhob 1670 Ludwig XIV. die Grafschaften L. u. Bezelaer zu einem Marquisat mit Bestätigung des Großbaronats in Artois. Jetziger Chef ist Marquis u. Reichsgraf Anatole von L. u. Bezelaer, Sohn des verstorbenen Grafen Karl Maximilian, geb. 1789; er machtedieletzten Feldzüge Napoleons mit u. nahm 1815 als Capitän seinen Abschied. Bis 1830 lebte er in Brüssel, trat hierauf in französische Dienste, wurde beim Staatsstreich am 2. Dec. 1851 Oberbefehlshaber der Pariser Nationalgarde u. am 27. Jan. 1852 von Ludwtg Napoleon zum Senator ernannt. Er ist Grand von Spanien erster Klasse, französischer Generallieutenant, Divisionär u. Generalcommandant der Nationalgarden von Paris, seit 1848 Wittwer von Henriette geb. Freiin von Cetto verwittwete Gräfin August von Helmstett.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 181-182.
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