Sallustius

[793] Sallustius (Salustius), 1) Cajus S. Crispus, geb. 86 v. Chr. in Amiternum, stammte aus einem plebejischen Geschlecht; wurde 59 Quästor u. 52 Volkstribun, in welchem Amte er den Milo als Mörder des Clodius u. dessen Vertheidiger Cicero heftig angriff; 50 wurde er des Ehebruchs mit Fausta, Gemahlin des Milo, bezüchtigt u. aus dem Senate gestoßen; er begab sich nun zu seinem Gönner Cäsar nach Gallien, welcher ihn auch bereits 49 wieder in den Senat einführte u. zum Quästor machte; mit einer Expedition gegen Illyrien betraut, war er nicht glücklich, glücklicher war er als Proprätor 47 im Kriege in Afrika, worauf er die Verwaltung der Provinz Numidien erhielt. Durch ein wüstes u. ausschweifendes Leben von Jugend an in Schulden gerathen, suchte er sich durch die härtesten Bedrückungen u. Erpressungen Schätze zu erwerben, mit welchen er nicht nur seine Schulden bezahlte, sondern von welchen ihm auch noch viel übrig blieb, um sich Cäsars Villa in Tibur zu kaufen u. den berühmten nach ihm genannten Park (Horti Sallustiani) auf dem Quirinalis in Rom (s.d. S. 250) anzulegen. Er privatisirte seitdem, beschäftigt mit dem Studium u. der Ausarbeitung einzelner Partieen der vaterländischen Geschichte. Seine Gemahlin war die von Cicero verstoßene Terentia, welche er geheirathet haben soll, um ihres ersten Gatten Geheimnisse zu erfahren. Er st. 13. Mai 35. S. ist der erste pragmatische Historiker der Römer, er hatte sich Thukydides zum Muster genommen; nicht ganz zuverlässig in der Chronologie u. nicht ganz frei von Einseitigkeit u. Parteilichkeit (gegen die Pompejaner u. für Cäsar) ist er doch im Ganzen treu u. wahrheitsliebend, bes. ein Muster in der Charakteristik einzelner Personen u. in der lebendigen Schilderung der Sitten seiner Zeit u. des Verfalles seines Vaterlandes; sein Styl ist kurz u. schroff u. reich an Archaismen. Er schr.: Hist. rerum in republica romana gestarum (vom Tode des Sulla bis 66 v. Chr., davon sind nur noch Fragmente erhalten, welche de Brosses ordnete u. die Lücken ausfüllte, Dijon 1777, 3 Bde., nachher ebd. 1780, deutsch von Schlüter, Osnabr. 1799–1803, 3 Bde.; n. A. mit neuen Fragmenten, Lüneb. 1828; die von Angelo Mai entdeckten Fragmente von Orelli 1831, J. G. Kreyssig, Meißen 1830, u. Kritz, Lpz. 1853 herausgegeben); Bellum Catilinarium (die Catilinarische Verschwörung u. der daraus entstandene Bürgerkampf, herausgeg. von Meißner, Lpz. 1790, Büchling, 1801, deutsch von Herzog, Lpz. 1828); Bellum Jugurthinum (die Geschichte des Kriegs gegen Jugurtha, herausgeg. von Büchling, Lpz. 1802, von Herzog, Lpz. 1840, von Jacobs, Berl. 1852, n. A. 1855; deutsch von J. C. Höck, Frankf. 1782, 2. Aufl. 1796, u. von Hauschild, Lpz. 1852). Unecht u. aus Rhetorenschulen hervorgegangen sind zwei Briefe: De republica ordinanda an Cäsar, u. eine mit Schmähungen angefüllte Declamatio gegen Cicero (herausgeg. von Gerläch, Basel 1852). Werke: 1. Ausg. 1470 in Venedig, Rom u. Paris; außerdem von Corte, Lpz. 1724; von Havercamp, Amsterd. 1742, 2 Bde.; von Fr. D. Gerlach, Basel 1823–31, 3 Thle., 3. A. 1852 f.; von C. H. Frotscher 1825, Commentare dazu 1828–30, 3 Bde.; von Kritz, Lpz. 1828–53, 3 Bde.; von Dietsch, Lpz. 1843–46, 2 Bde.; von F. W. Fabri, Nürnb. 1832, 2. A. 1845. Übersetzungen von Schlüter, Munst. 1806 f., 2 Bde.; Woltmann, Prag 1814; F. K. von Strombeck, Gött. 1817; Neuffer, 1820; Gerlach, Prenzl. 1827; von J. H. M. Ernesti, Münch. 1829–31, 2 Thle.; von Cleß, Stuttg. 1854 ff.; Dietsch, ebd. 1858; vgl. Löbell, Zur Beurtheilung des S., Bresl. 1818. 2) Saturninus S. Secundus, im 4. Jahrh. v. Chr. Präfect des[793] Kaisers Julian. Nach dessen Tode wurde er zum Kaiser erwählt, allein er schlug die Würde sowohl jetzt aus, als auch nach Jovians Tode, wo man ihn zum zweiten Mal einstimmig für den würdigsten Thronerben erklärte. 3) S., Sohn des Basilides, griechischer Philosoph u. Rhetor des 5. u. 6. Jahrh.; in Athen wurde er durch Zeno ein Kyniker, er kehrte darauf nach Alexandria zurück, wo er wegen seiner Ausfälle auf das sittenlose Leben gefürchtet wurde. Er schr.: Περὶ ϑεῶν καὶ κόσμου, herausgeg. von Leo Allatius, Rom 1638, zuletzt von J. C. Orelli, Zür. 1821, französisch von Formey, Berl. 1748, u. deutsch von J. G. Schultheß, ebd. 1779.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 793-794.
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