Savonarōla

[20] Savonarōla, 1) Giov. Michele, geb. um 1390 in Padua; wurde Johanniterritter u. in Padua, später in Ferrara Lehrer der Medicin u. Leibarzt der Prinzen Nicolas von Este u. war eifriger Verehrer der Arabischen Medicin; er lebte noch gegen 1452 u. schr.: Practica de aegritudinibus acapite usque ad pedes, Padua 1749, u.ö.; Practica canonica de febribus, de pulsibus; de urinis, de egestionibus, de balneis omnibus Italiae, de vermibus, Vened. 1495, Fol. 2) Girolamo, Enkel des Vorigen, geb. 21. Sept. 1452 in Ferrara; sollte Arzt werden, wurde aber statt dessen, aus Wehmuth über das Verderbniß der Sitten, 25. April 1475 in Bologna Dominicaner; er predigte Anfangs ohne Erfolg, aber 1482 von Lorenzo di Medici in das Kloster S. Marco in Florenz gerufen, entfaltete er hier großes Rednertalent; hierdurch u. durch den Schein der Heiligkeit erlangte er solches Ansehen, daß er als Prophet auftreten u. öffentlich auf Kirchenverbesserung antragen konnte. Als Prior von S. Marco, seit 1491, sah er nicht nur auf strenge Haltung der Ordensregeln, sondern gründete auch Lehrstühle für das Studium der Theologie u. eine Schule für Orientalische Sprachen. Nach Lorenzos von Medici Tode stellte er sich Anfang 1495 an die Spitze der politischen Reform mit Wiederherstellung der Republik u. Vertreibung der Mediceer; zugleich eiferte er gegen den ungeregelten Lebenswandel der Geistlichen u. des Papstes Alexander VI., schrieb[20] an die deutschen Fürsten u. ermahnte sie zur Verbesserung der Kirche an Haupt u. Gliedern, u. machte sich verbindlich auf einem Concil zu beweisen, daß der Papst kein wahrer Bischof, ja nicht einmal ein Christ sei. Nach Rom zur Verantwortung gefordert, ging er nicht dahin, worauf ihm der Papst im Herbst 1496 in einem Breve das Predigen bei Strafe der Excommunication verbot; dessen ungeachtet begann er seine Predigten bald wieder. Indeß gestalteten sich die politischen Verhältnisse zu Ungunsten S-s; nach dem Abzug der Franzosen kam die päpstliche Partei wieder oben auf u. das Volk wurde gleichgültiger gegen ihn, da er keine Mittel gegen die Pest u. die Hungersnoth schaffen konnte; vorzüglich erweckten ihn die Reformen, welche er in S. Marco u.a. Klöstern durchzuführen suchte, zumal unter den Franciscanern der strengeren Observanz, Feinde, welche ihn nun von den Kanzeln als einen Ketzer verdammten. Diese Stimmung gegen S. benutzte der Papst u. excommunicirte ihn im Mai 1497 u. bedrohte Florenz mit dem Interdict, wenn das Volk nicht von S. lasse. Aber ermuntert durch die Signoria bestieg S. Anfang 1498 die Kanzel wieder, u. endlich erbot sich Fra Domenico Buonvicini zur Bekräftigung der Lehren S-s durchs Feuer zu gehen, wenn einer seiner Gegner für ihre Meinung das Gleiche thun wolle. Wider Erwarten nahm ein Franciscaner die Herausforderung an. Am 7. April 1498 sollte das Gottesurtheil vor sich gehen, aber über dem Streite, ob die beiden Mönche ein Kreuz od., wie S. wollte, eine geweihte Hostie mit in den Kampf nehmen sollten, wurde es Abend u. ein Platzregen löschte die schon brennenden Scheiterhaufen aus. Dies galt als ein Gericht Gottes gegen S., u. das Volk schalt ihn einen Betrüger u. falschen Propheten. S. wurde mit Domenico u. Andern verhaftet, das Gericht unter dem Vorsitz des Dominicanergenerals Turriano u. des Spaniers Romolino zwang ihn durch die Tortur zu dem Bekenntniß, daß er ein Betrüger gewesen sei, u. er wurde 23. Mai 1498 verbrannt u. seine Asche in den Arno geworfen, vgl. Florenz (Gesch., S. 370). Außer zahlreichen Briefen u. Predigten (herausgegeben Flor. 1496) schrieb er Gedichte, politische u. religiöse Tractate, Compendio di rivelazioni, 1495; Trionfo della croce, 1497; eine Sammlung seiner Werke erschien in Lyon 1633–40, 6 Bde.; seine Erwecklichen Schriften übersetzte Rapp, Stuttg. 1839; vgl. Pacis. Burlamacchi, Vita del G. S., herausgegeben von Mansi, Lucca 1761; Giov. Fr. Pico, Vita Hieron. Savonarolae, 1530, herausgegeben von Quetif, Par. 1674; Bartoli, Apologia del S., Flor. 1782; Rudelbach, G. Savonarola u. seine Zeit, Hamb. 1835; Meier, Girolamo S., Berl. 1836; Hase, Neue Propheten, Lpz. 1851, n.A. 1861; F. J. Perrens, Jerome S., Par. 1853, 2 Bde. (deutsch von J. F. Schröder, Braunschw. 1858); Madden, The life and martyrdom of S., 2. Aufl. Lond. 1854, 2 Bde.; Seibert, Girolamo S., der Reformator von Florenz, Barmen 1858; Villari, La storia di Girolamo S. et de' suoi tempi, Flor. 1859; poetisch dargestellt wurde S-s Leben von Nikolaus Lenau, Stuttg. 1837, 3. A. 1853.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 20-21.
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