Serbische Wojewodschaft u. Temeser Banat

[883] Serbische Wojewodschaft u. Temeser Banat (Wojewodschaft S.u. Temeser Banat), bis 1860 österreichisches Kronland, grenzte im Norden an Ungarn, im Osten an Siebenbürgen u. die Serbisch-Banater Militärgrenze, im Süden an die letztere, im Westen an die Slawonische Militärgrenze, Slawonien u. Ungarn, 544,83 QM. mit 1,540,000 Ew. Das Land, welches größtentheils der ungarischen Tiefebene angehört, wird im östlichen Theile von dem rauhen, gegen die Temes steil abfallenden Banatergebirge, im westlichen von dem Verdnikgebirge u. der Fruska-Gora, welche zur Donau steil u. nach Süden sanft abfällt, durchzogen; nördlich zwischen der Donau u. Theiß breitet sich die Hochebene Telecska aus. Flüsse sind die Donau, Theiß, Temes, Maros, Aranka u. Bega; Kanäle: der Franzens- od. Bacserkanal (14 Meilen lang, zur Verbindung der Donan u. Theiß 1793–1801 erbaut, trägt Schiffe von 7000 bis 8000 Ctrn. u. dient bes. zum Getreidetransport). Der Begakanal zur Schiffbarmachung der Bega u. zur Entwässerung ihrer Sümpfe, der Berzava- u. Verschetzkanal. Zahlreiche Sümpfe bedecken das Land (wie der Hodsag u.a.), welches daher ein ungesundes Klima hat, aber unter die gesegnetsten Länder Europas gehört u. überall vortrefflichen, keiner Düngung bedürfenden Boden hat; gegen die Hälfte ist Ackerland, 1/4 Wiesen u. Weiden, über 1/8 Wald u. fast eben so viel unproductives Land; es bringt sehr viele Pferde (unter den österreichischen Kronländern die meisten auf 1 QM., nämlich 762), Schafe, ausgezeichneten Weizen, Hafer, Raps, Reis, Maulbeerbäume, Wein (über 21/2 Mill. Eimer); im Banatergebirge bei Oravicza Gold, Silber, Kupfer, Blei, Eisen, Zink, Steinkohlen. Die Einwohner, welche in 8 Städten, 75 Marktflecken, 709 Dörfern wohnen, sind der Nationalität nach am meisten Romänen (422,000), welche die östlichen Theile des Landes bewohnen; im südlichen (syrmischen) Theile wohnen vorzugsweise Serben (385,000), im nördlichen, welcher zwischen Donau u. Theiß Backa, südlicher Banat genannt wird, 368,000 Deutsche, 267,000 Magyaren, Romänen, außerderdem zerstreut 13,000 Zigeuner; den Confessionen nach gibt es 700,000 römische Katholiken, 691,600 nichtunirte Griechen, 26,000 griechische Katholiken, 86,000 Evangelische, 23,200 Israeliten. Unter den Gewerben ist nur die Stickerei bunter Teppiche, Kleidungen u. Tischdecken, in welcher sich die Frauen im Banate auszeichnen, die Tischlerei, Böttcherei, Rohrflechterei u. Korbmacherei bedeutend, Fabriken gibt es nicht, der Handel beginnt sich zu heben u. ist ziemlich lebhaft, bes. mit Rohproducten; eine Eisenbahn von der ungarischen Grenze (Szegedin) über Temeswar, Werschitz, Weißkirchen (mit Zweigbahn östlich nach Orawicza) bis zur Donau (Belgrad) setzt das Land mit den ungarischen Eisenbahnen in Verbindung. Für die Rechtspflege erster Instanz gibt es 5 Gerichtshöfe, für die zweiter Instanz das Oberlandesgericht in Temesvar; die Finanzlandesdirection hat ihren Sitz in Temesvar, die Berghauptmannschaft in Oravicza. Kirchliche Behörden sind: das katholische Erzbisthum Kalocsa, die katholischen Bisthümer Csanad, Lugos u. Diakovar, das griechische nichtunirte Erzbisthum Karlowitz u. die griechischen nichtunirten Bisthümer Temesvar, Bacska u. Werschitz, die evangelische Superintendenz Augsburgischer Confession in Neu-Verbasz u. die Superintendenz Helvetischer Confession in Neu-Szivacz. Eingetheilt ist das Land in die fünf Kreise Temesvar, Lugos, Groß-Becskerek, Neusatz u. Zombor. Das Kronland ist zufolge kaiserlicher Entschließung vom 27. Decbr. 1860 mit Ausschluß der zum kroatisch-slawonischen Comitate Syrmien geschlagenen Bezirke Ruma u. Illok dem Königreich Ungarn einverleibt worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 883.
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