Szegĕdin

[172] Szegĕdin (spr. Segedin), 1) Bezirk des ungarischen Comitats Csongrad, 15 QM.; 2) (Szeged), königliche Freistadt darin u. Hauptstadt des Comitats, am Einfluß der Maros in die hier schiffbare Theiß, über welche eine Schiffbrücke führt, u. an der Eisenbahn von Pesth nach Temesvar, besteht aus der eigentlichen Stadt u. 5 Vorstädten, ist zwar eine offene Stadt, hat aber eine nach alter Art abgelegte Festung (jetzt Kaserne u. Zuchthaus); es ist der Sitz der Comitats-, Bezirks- u. städtischen Behörden, hat Salz- u. Postamt, Telegraphenstation, sechs katholische u. eine griechische nicht unirte [172] Kirche, Synagoge, Minoriten- (seit 1742) u. Franciscanerkloster (seit 1468), Piaristencollegium (seit 1720), Institut der Schwestern der christlichen Liebe, Obergymnasium, Haupt- u. Unterrealschule, Kinderbewahranstalt, Bürgerkrankenhaus, Theater, großes Salzmagazin, Hauptschiffswerfte für die Theißschiffe, Schnupftabaks- u. Sodafabriken, bedeutende Seifensiedereien (die S-er Seife berühmt), Kattun- u. Buchdruckerei, viele Mühlen an der Theiß, zwei Jahrmärkte, welche zu den besuchtesten des Landes gehören, lebhaften Handel mit Tabak, Wolle, Bauholz, Rindvieh, Getreide u. 50,000 Ew. In der Theiß u. ihren Sümpfen werden viele Hausen u. Schildkröten gefangen, Federwild geschossen u. Schilf zu Matten geschnitten. S., welches zur Römerzeit noch nicht vorkommt, war ehemals eine starke Festung u. gehörte schon zur Zeit des Matth. Corvinus zu den berühmtesten Städten Ungarns; hier 13. Juni 1444 zehnjähriger Waffenstillstand zwischen Türken u. Ungarn, s. Ungarn (Gesch.); im Dec. 1458 Landtag, wo die ungarischen Stände den Krieg gegen Friedrich III. beschlossen; 1551 eroberten die Türken S. u. bauten eine Festung, welche bis 1686 in ihren Händen blieb; 1715 wurde es zur königlichen Stadt erhoben. Von 1831 bis 1848 war die hiesige Festung Staatsgefängniß für politische Verbrecher aus dem Lombardisch-Venetianischen Königreiche. Im Februar 1849 wurde S. zweimal vergeblich von den Österreichern gestürmt; im Juli 1849 wurde die Regierung u. der Landtag von Pesth hierher verlegt, s. Ungarn (Gesch.); hier 2. Aug. 1849 Sieg Haynaus über die ungarischen Insurgenten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 172-173.
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