Vendée

[394] Vendée, 1) Fluß im Departement V., entspringt an der Grenze der Departements Beider Sèvres u. V., vergrößert sich durch die Mère u. Longère, geht in einer Leitung über den Kanal von Vix, speist den Kanal Contreboth von Vix, ist für kleine Schiffe fahrbar, fällt in die Sèvre Niortaise. 2) (wegen der häufigen Buschwälder Le boccage genannt), eine nach dem Vor. benannte Landschaft in Westfrankreich, Theile von Anjou, Nantes, Poitou; niedrige, an einander gereihte Hügel, zwischen denen engere od. offenere Thäler sich befinden. Der Ackerbau ist nicht ergiebig, die Felder liegen lange brach, u. fast jedes Grundstück ist mit hohen lebenden Hecken umfaßt. Die Gegenden an der oberen Loire sind ebener u. ergiebiger. Einwohner gutmüthig, doch rauh, bigott u. dem Königthume der älteren Linie Bourbon sehr zugethan. Das Land hatte sonst wenig Straßen, jetzt hat man aus militärischen Gründen deren mehre angelegt. 3) Departement, Theil der V. 2), aus Theilen von Poitou gebildet, grenzt an die Departements Nieder-Loire, Maine u. Loire, Beide Sèvres, Nieder-Charente u. den Atlantischen Ocean, 123,82 QM.; der ebenere Theil der eigentlichen V., nur östlich hügeliger u. buschig (daher in besonderem Sinne Boccage), südlich sehr fruchtbares Marschland (Marais), Klima gesund, doch veränderlich. Vor der Küste liegen mehre Inseln (Noirmoutier, Bouin, Dieu, les Chevaur, les Barges d'Olonne). Flüsse: die V., die Sèvre Nantaise u. die schiffbare Niortaise, der Boulogne Lay, Pairay u.m.a. Kanäle: der von Luçon (schiffbar), der Ceinture des Hollandois, der Kanal von Vix, Contreboth de Vix u.a. (zur Entsumpfung). Producte: Wild (viele Wölfe), Schlangen, Fische, Holz, etwas Blei u. Spießglas, viel Salz, Steinkohlen etc. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau (doch schlecht, indem manche Felder auf 6–8 Jahre brach liegen gelassen, die besseren aber nur aller zwei Jahre bestellt werden). Die größeren Güter heißen Cabanen (die Besitzer Cabaniers). Man zieht, Getreide, Gemüse, Hanf, Flachs etc.; treibt etwas Obst- u. Weinbau; Viehzucht auf Rindvieh, weniger auf Schafe; Fischerei[394] (Sardellen), einträglich eben so die Seesalzbereitung; Handel damit; Industrie unbedeutend. Eintheilung in die drei Arrondissements: Napoleon Vendée (früher Bourbon-V.), Sables d'Olonne u. Fontenay mit 30 Cantonen u. (1862) 395,695 ausschließlich katholischen Ew. Hauptstadt: Napoleon (früher Bourbon) Vendée. Das Departement gehört zur 15. Militärdivision u. zum 5. Militärobercommando (Tours).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 394-395.
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