Witebsk

[297] Witebsk (Witepsk), 1) russisches Gouvernement, zwischen Pskow, Smolensk, Mohilew, Minsk, Wilna, Kurland u. Livland, Theil des vormaligen Weißrußland, 820,67 QM; fast lauter Ebene, sandiger Boden mit leichtem Humus bedeckt; Flüsse: Düna (auf eine Strecke die Grenze gegen Minsk u. Kurland) u. mit den Nebenflüssen Mesha, Kasplia, Drissa, Ewest u.a.; in den Peipus gehen von hier aus die Issa u. Sineia, zum Ilmensee die Lowat; eine große Menge Seen (Luban, Usmin, Uswiat, Nebel, Sebesh, Oswca u.a.). Die 805,000 Einw. sind Rußniaken, Großrussen, Lithauer, Polen, Juden, Zigeuner u. Eingewanderte. Beschäftigung: Ackerbau auf Getreide (mehr als gebraucht wird), Hanf u. Flachs (stark u. ergiebig), Gartenbau, Obstzucht, Waldcultur (sehr ergiebig, eßbare Beeren u. allerlei Raub- u. Speisewild), Viehzucht (Schafe, Ziegen, Schweine in Menge). Von Metallen findet sich etwas Eisen, nutzbare Mineralien, Walkererde, Thon, Kalk. Die Gewässer sind vorzüglich reich an Stinten, welche getrocknet ausgeführt werden. Fabrikwesen sehr gering (Branntwein, Tabak, Leder, Leinwand); Handelsgegenstände: Hauf, Fische, etwas Getreide, Vieh, Lein, Flachs, Wachs. Wappen: ein quergetheiltes Schild, oben der halbe russische Reichsadler in Gold, unten der lithauische Reiter mit geschwungenem Säbel auf weißem Pferde in Blau. Eintheilung in 12 Kreise: W., Dünaburg, Drisa, Gorodko, Lepel, Ljuzin, Newel, Polozk, Rjeshiza, Ssebesh, Ssurash u. Walish. – W. gehörte ursprünglich zu Lithauen u. war eigene Starostei, wurde 1772 von Polen abgerissen, bekam 1778 die statthalterschaftliche Würde, wurde 1796 mit Mohilew unter dem Namen Weißrußland verbunden u. 1802 wieder eine eigene Statthalterschaft. 2) Kreis hier, an Mohilew grenzend; 100,000 Ew.; 3) Hauptstadt hier u. des Gouvernements, an der Witeba u. Düna; hat Mauern mit Thürmen, altes Schloß, 16 Kirchen (darunter 3 katholische), 3 Synagogen, 8 Klöster (schönes Basilianerkloster), Gymnasium, Magazine, mehre wohlthätige Anstalten, bedeutende Gerbereien, Methfabrication, Handel; 31,000 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 297.
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