Endter, Familie

[213] Endter, Familie. Der Stammvater der berühmten Endterischen Buchhandlung, Georg Endter, geb. um 1562, gest. 1630, errichtete zu Nürnberg eine Druckoffizin und Buchhandlung, die er 1612 seinem Sohne Wolfgang Endter dem Aelteren (geb. 4. 7. 1593, gest. 17. 5. 1659) übergab. Dieser hat das Geschäft trotz der Lasten des 30jährigen Krieges zu einem blühenden gemacht; er erwarb 1652 auch die Offizin von Jeremias Dümmler (geb. 1598), der in Nürnberg von 1634 ab als Drucker vorkommt.

47 Jahre lang leitete er das sehr umfangreiche Geschäft und brachte einen bedeutenden Verlag zusammen, so erschienen bei ihm z.B. Georg Philipp Harsdörfers (des Begründers der Nürnberger Gesellschaft der Pegnitzschäfer) Frauenzimmer-Gesprächspiele (8 Bände 1644-49) und die bekannte Kurfürstenbibel.[213]

Von 1660-74 war Christoph Endter, von 1674-1680 dessen Tochter Anna Maria Endter Eigentümerin der Handlung, die dann bis 1684 unter der Firma Wolf Moritz Endter und Johann Andreas Endter seel. Söhne von den Inhabern Wolf Moritz und Joh. Andreas Endter fortgeführt wurde.

Von ihnen übernahm sie Georg Andreas Endter (geb. 3. 5. 1654, gest. 21. 12. 1717), der bis zu seinem Tode Johann Andreas Endters Sohn und Erben firmierte. Dann erwarb sie der frühere Faktor Johann Heinrich Gottfried Ernesti (gest. 13. 8. 1723), später ist sie von Johann Noah Deinlein verwaltet worden.

Ernesti ist der Verfasser eines jetzt sehr seltenen Buchdruckerhandbuches, dessen Titel wörtlich lautet: Die Wol-eingerichtete Buchdruckerey, mit hundert und achtzehen Teutsch- Lateinisch- Griechisch- und Hebräischen Schriften, vieler fremden Sprachen Alphabeten, musicalischen Noten, Calender-Zeichen, und Medicinischen Charakteren, Ingleichen allen üblichen Formaten bestellet, und mit accurater Abbildung der Erfinder der löblichen Kunst, nebst einer summarischen Nachricht von den Buchdruckern in Nürnberg, ausgezieret. Am Ende ist das gebräuchliche Depositions-Büchlein angefüget. Nürnberg, gedruckt und zu finden bey Johann Andreä Endters seel. Sohn und Erben 1721.

Um auch einen Einblick in die Schreibweise des Autors zu gewähren, sei hier wörtlich wiedergegeben, was er über die Buchdruckerzeichen der Familie Endter sagt: »Das Zeichen so Wolfgang Endter, der ältere beliebet, und dessen Sohn Christoph sich gleichfalls gefallen lassen, war ein Todten-Kopf auf einem Piedestal, an welchem das Handlungs-Signet zu sehen. Uber den Todten-Kopf hielten die gekrönte Frömmigkeit, so aus der Fackel und dem Buch in der rechten Hand zu erkennen, und die Gerechtigkeit, welche in der linken Hand das Schwert mit der Wage zeiget, eine Crone, und über diß alles schwebet ein Zettel, so diese Worte enthält: Persevera usque ad finem et coronaberis. Das Piedestal ruhet auf einem mit Wasser durchschnittenen Erdreich, und in dem Wasser schwimmen Enten und andere Wasser-Vögel, allwo unten ein anderer Zettel die Worte zu lesen giebet: Aussuesce et persiste. Nachdem aber vorbelobter Georg Andreas eingetreten, erwehlete er zur Devise eine Ente, welche unter das Wasser schiesset. Diese wird in zween Palmzweigen eingefasset, darein der Zettel gewunden, mit dem Lemmate: Profunda quoque scrutatur. Unten daran hänget ein[214] Schild mit dem Handels-Signet, und auf beeden Seiten dienen zur Ziehrrat, als an einem Feston hangende Zirkel, Linial, und allerhand zum Schreiben und zur Mathematic dienende Instrumenta. Es siehet jedermann, ohne Erinnern, daß beede emblemata auf den Namen, und dessen zweifache Derivation und Abstammung, zielen.«

Eine selbständige Druckerei wurde 1643-82 von Michael und Johann Friedrich Endter geführt, die des letzteren Sohn Balthasar Joachim Endter und hierauf der Enkel Johann Daniel Endter (geb. 6. 4. 1681, gest. 1731) nachmals betrieben; sie kommt noch bis 1740 vor.

Quellen: Ernesti (siehe oben); Allgem. Deutsche Biographie.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 213-215.
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