Pfarrer

1. Auch der Pfarrer auf der Kanzel wird irre. Eiselein, 508.


2. Auch der Pfarrer predigt nur einmal für Ein Geld.Riehl, Novellen, 352.


3. Der eine liebt den Pfarrer, der andere dessen Frau.


4. Der Far prädicht nit zwiemôl. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1067.


5. Der Pfarrer auf der Kanzel verspricht sich ja.

Frz.: Il n'est si bon prédicateur, à qui la langue ne fourche.


6. Der Pfarrer baut den Acker Gottes, die Aerzte bauen den Gottesacker.Braun, II, 28; Simrock, 73.


7. Der Pfarrer hat keine gute Predigt, der einen langen Text hat.Simrock, 7781a.


8. Der Pfarrer hat Worte wie Kienspanklötze.

Damit will der Finne sagen, dass die Thaten desto dünner und kleiner sind.


9. Der Pfarrer ist auch ein Mensch.

Böhm.: Všickni jsme lidé, jen pan farář je človĕk. (Čelakovský, 333.)

Poln.: Wszystkośmy ludzie, tylko ksiądz pleban człowiek. (Čelakovský, 333.)


10. Der Pfarrer kann eine Stunde reden, dann thun wir, was wir wollen.Meisner, 23, 50.


11. Der Pfarrer predigt nur einmal. (Oberösterreich.)

Als Antwort, wenn jemand nach etwas eben Vernommenen noch einmal fragt. In Ostpreussen: Der Pfarrer predigt nicht zweimal. (Frischbier2, 2903.) In Litauen: Der Pfarrer sagt die Lehre nicht zweimal. (Schleicher, 174.)

Frz.: Il est fils de prestre, il ne dit pas ces choses deux fois. (Leroux, I, 27.)


12. Der Pfarrer soll trösten in der Noth und hat oft selber kein Brot.


13. Der Pfarrer und sein Küster sind selten gute Geschwister.

Dän.: En præst haver tit een af tre at drages med herskabet eller fogden, hustrum, degnen eller klokkeren. (Prov. dan., 458.)


14. Die Pfarrer predigen mehrertheil zu jhren ehren, vnnd nicht die Leuth zu lehren. Lehmann, 462, 22.


15. Die Pfarrer seind gleich den Glocken, deren klang andere hören, aber sie selbst hören ihre Stimme nicht.Lehmann, 462, 22.


16. Die Pfarrer verlassen nichts als Kinder und Bücher.Meisner, 62; Griesinger, Silhouetten (Stuttgart 1843), S. 62.


17. Ein armer Pfarrer, ein blinder Geiger, ein räudiger Hund sind all drei nicht gesund. (Amberg in der Oberpfalz.)


18. Ein guter Pfarrer lernt zeitlebens.


19. Ein Pfarr, ein Quar, ein Plar.

»Hinc non immerito dicitur vulgo: Ein Pfarr, ein Quar, ein Plar, quod de conjuge et prole intelligunt.« (Schuppius, Schriften, II, 78.)


20. Ein Pfarrer zehntet dem andern nicht.

Frz.: Un abbé ne dîme pas l'autre.


21. Einen Pfarrer kennt man nicht weiter als bis zum Munde.


22. Es wird nicht jeder ein Pfarrer, der Bücher unter dem Arme trägt.

Dän.: De blive ikke alle præster der gaar til skole. (Prov. dan., 459.)

Schwed.: De bli icke alla präster som i scholan gå. (Grubb, 69.)


23. Für den Pfarrer ist's gut genug, sagte der Bauer, als er ihm mehr Wicken und Trespe als Korn schickte.

Engl.: 'T is good enough for the parson unless the parish was better. (Bohn II, 123.)


24. Gib du Pfarer, so häst die ganz Wuche Sunntig.Sutermeister, 121.


25. Man wird Pfarrer um des Brotes, nicht um des Himmels willen.Schles. Provinzialbl., 1862, 569.


[1250] 26. Nimmer Pfarr, nimmer Köchinn.Petri, II, 499.


27. Pfarrer sind Scheuerpfähle, an denen sich alles Vieh, dem die Haut juckt, reibt.

Zur Bezeichnung der Anfeindungen, welche die Geistlichen zu erdulden haben.


28. Pfarrers Sack ist tief (weit, bodenlos u.s.w.).


29. Pfarrers Töchter, Krügers Söhne und Müllers Küh', wenn die gerathen, gibt's gut Vieh. (Tilsit.) – Frischbier2, 2904.

Holl.: Dominé'a zoons en dochters zijn de ergsten. (Harrebomée, I, 42b.)


30. So lang der Pfarrer im Brot, hat die Köchin keine Noth.


31. Wenn der Pfarrer nemme kann, nau lässt er de Vicare nan. (Ulm.)


32. Wenn en Pfarer Hossig het, so hat der Teufel Fasnacht.Sutermeister, 121.


33. Wenn's auf den Pfarrer regnet, tröpfelt's auf den Küster.

Dän.: Naar det regner paa præsten, saa drypper det paa degnen. (Bohn I, 391.)

Frz.: Quand il pleut sur le curé, il dégoutte sur le vicaire.


34. Wie der Pfarrer singt, so antwortet der Küster.

Frz.: Le bedeau de la paroisse est toujours de l'avis de monsieur le curé. (Bohn I, 31.)

Span.: Como canta el abad, responde el sacristan. (Cahier, 3169.)


35. Wie der Pfarrer, so der Küster.

Frz.: Tel chapelain, tel sacristain. (Leroux, I, 4.)


36. Wie der Pfarrer, so die Absolution.


*37. Alles beed's, Frau Pfarren. (Köthen.)

Ein etwas unbescheidener Lohnkutscher hielt vor der Thür eines Landpredigers und wurde von der Frau desselben gefragt, ob er zu seiner Erquickung lieber Kaffee oder einen Schnaps annehme, worauf er obige sprichwörtlich gewordene Antwort gab.


*38. Das hätte der Pfarrer nicht besser sagen können.

Lat.: Non Archimedes posset melius describere. (Cicero.) (Binder II, 2126.)


*39. De Farr af de Kleckner (Glöckner) sazen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 109.

Eine bessere Speise auf eine schlechtere folgen lassen. (S. Knecht 152.)


*40. De Her Pfarer hät ere e Hoseträger verehrt.Sutermeister, 103.

Hat die Trauung vollzogen.


*41. Dem Pfarrer 's Platt'l scheren. (Baiern.) – Zaupser, Idiot., Nachl.; Klein, II, 58.

Ihm den Zehnten unterschlagen, ihm die Platte abscheren.


*42. Der Pfarrer hat ihm die letzten Eisen abgerissen.Frischbier2, 2902.

In Stallupönen: ihm auf dem Sterbebette das Abendmahl gereicht.


*43. Doa schickt ma doam Pfoarr ane Wurscht, und a hôt salber a Schwein. (Hirschberg.)


*44. Enem Farr seng. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 218.

Einem Pfarrer, d.h. Herr über ihn sein.


*45. Er ist mit den Pfarrern, die Tasche zu und die Hand am Hut. (Fries.)


*46. Et kit niche Far än Hemel. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 513.


*47. Wenn der Pfarrer sieben Augen hätte, wollt' er ihm vierzehn ausbohren.Pestalozzi, Lienhard und Gertrud.


*48. Werd' ich nicht, so bleib' ich doch Pfarrer in Waldangelloch. (Tübingen.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1250-1251.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Leo Armenius

Leo Armenius

Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.

98 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon