Suchen

1. Der sich bei jm selbt sucht, der findt sich am gwissten.Franck, II, 170a; Lehmann, II, 66, 17; Henisch, 1099, 50.


2. Der viel sucht, dem geht viel ab.Petri, II, 111.


3. Eät saüket nümmes biäne ächtern Oawen, wenn hai selwer noch nit derächter seäten hiät. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 5; für Altmark: Danneil, 46.


4. Es heisst nicht gesucht, sondern beschert, nicht gefunden, sondern zugefallen, wenn glück vnd Segen dabei seyn soll.Petri, II, 251; Henisch, 1661, 65.


5. Es suchen viele, aber nur wenige finden.

It.: Molti sanno cercare, ma pochi a an trovare. (Pazzaglia, 382, 3.)


[952] 6. Es sucht keiner keinen hinder dem ofen, er sei dann vor darhinder gewesen.Franck, II, 63a; Gruter, I, 39; Petri, II, 300.


7. Es sucht keiner keinen in ein sack, er sei dann vor darinn gesteckt.Franck, II, 63a u. 106b; Gruter, I, 39; Lehmann, 41, 12; Egenolff, 218b.


8. Es sucht offt einer das er vor lang funden hat.Franck, II, 170a; Gruter, I, 39; Petri, II, 800; Egenolff, 228a; Schottel, 1144a.


9. Je langsamer man sich selbst sucht, desto eher findet man Gott.Winckler, XV, 83.


10. Jeder sucht seinen Nutzen.

Engl.: Every one minds his own interest.


11. Jeder sucht seinesgleichen.


12. Man kann viel suchen, man findet aber nicht alles.

Die Russen: Das Suchen steht bei dir, das Finden bei Gott. (Altmann VI, 480.)


13. Man muss es doch zuletzt da suchen, da es ist.Agricola II, 198; Egenolff, 23b; Schweiz, II, 243, 55; Eiselein, 583; Simrock, 10008.


14. Man söcht nüms achter'n Afend, of man hett sûlfs der achter säten.Kern, 1073.


15. Man sucht oft (einen, etwas), den (das) man nicht finden will.

Dän.: Man leder ofte efter den man vil ei finde. – Mangen søger efter det hand ei vil finde. (Prov. dan., 378 u. 572.)

It.: Ben sarebbe folle chi, quel che non vorria trovar, cercasse.


16. Man sucht oft etwas in der Weite und hat's an seiner Seite.

Böhm.: Jinde toho hledá, co doma nazbyt má. (Čelakovsky, 273.)


17. Mancher sucht, das er schon gefunden hat. Lehmann, 186, 10.


18. Mancher sucht ein Ding so genaw, wie eine hungrige Mauss inn einem brodtkorb. Lehmann, 736, 10.


19. Mancher sucht einen Pfennig und verbrennt für drei Kreuzer Licht dabei.Mayer, II, 52.


20. Mancher sucht, was er nicht finden will. (S. Bär 63.)

Schwed.: Mången söker det man intet wil ha. (Grubb, 556.)


21. Mancher sucht's, wie der Student der Jungfrau Kranz unterm Hemd.Eiselein, 394.


22. Me söcht keinen ächtern Tiune oder me het der sölvers ächter säten. (Sauerland.)


23. Me söck genge henger 'ne Struch, of me hat selvs derhenger gelêge. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 98.


24. Mer söch geinen hinger der Hecke oder hätt selvs derhinger gelegen. (Köln.) – Weyden, III, 11.


25. Nemms söcht ênen unner dem Appelbaume, he ess oll sülwest dorunner wesen. (Waldeck.)


26. Niemand sucht den andern hinter dem Ofen, er habe denn selbst dahinter gesteckt. Mayer, I, 40; Lehmann, II, 427, 92; Gaal, 1232; Pistor., VII, 77; Bücking, 277; Mathesy, 50b; Simrock, 10317; Steiger, 446; Neue Monatsschrift (Jauer 1801), S. 75; für Baiern: Zaupser, 91; für Hannover: Schambach, II, 70; für Marsberg: Firmenich, I, 321, 25; für Rastede: Firmenich, III, 28, 81.

Man pflegt bei andern zu argwohnen, wessen man sich selbst schuldig gemacht hat. Die Russen: Man sucht keinen im Sumpf, in dem man nicht selbst gesteckt hat. (Altmann V, 104.) In Schwaben: Es suacht koaner da and'ra hinter'm Ofe, er sei selber hinter'm geovea. (Michel, 268; Nefflen, 460.)

Dän.: Ingen leder om en anden i sækken, uden selv har været der før. (Bohn I, 381.)

Engl.: I know by myself. – I suspect that ill in others which. – Men measure other folks corn by their own bushel. – Men muse as they use. – The old woman would never have look'd for her daughter in the oven, bad she not been there herself. (Bohn II, 118; Gaal, 1232.)

Frz.: On ne soupçonne guère les autres que de ce dont on serait capable soi-même. (Gaal, 1521.)

It.: Cencio dice Straccio. – Luomo suol misurare altri colla sua canna, col suo passetto. – Se la madre non fosse mai stata nel forno, non vi cercarebbe la figlia. (Gaal, 1232.)

Lat.: Autumat hoc in me, quod novit perfidus in se. (Binder I, 119; II, 305; Gartner, 42; Philippi, I, 53; Seybold, 50.)


[953] 27. Such, schürfe, fahre ein, zerstuffe fest Gestein, so nimmst du Ausbeut ein.

Ein alter Bergmannsspruch aus Freiberg.


28. Suche, so findestu.Lehmann, II, 572, 130; Parömiakon, 1240, 2840 u. 3132; Körte, 5796.

Jüd.-deutsch: Jugâti üm uzzussi – gläub. Ein rabbinischer Ausspruch lehrt: »Sagt dir jemand, ich habe mich bemüht und nicht (nämlich die Weisheit) gefunden, glaube ihm nicht; ich habe mich nicht bemüht und doch gefunden, glaube ebenfalls nicht; sagt aber jemand, ich habe mich bemüht und auch gefunden, das glaube.«


29. Suche, so wirst du finden!Matth. 7, 7; Simrock, 10010; Schulze, 195; Braun, I, 4350.

Engl.: Seek till you find and you'll not lose your labour. (Bohn II, 130.)

It.: Chi eerca, truova.


30. Was jeder sucht, das findet er.Simrock, 10010; Körte, 5797.

Böhm.: Kdo za čim šel, to také našel. (Čelakovsky, 160.)

Kroat.: Kaj je iskal, to je dobil. (Čelakovsky, 160.)


31. Wat söck sûkt, dat nömmt (find't) söck. (Ostpreuss.)


32. Wat te der säkst, wirscht te fäinjden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1081.


33. Wenn wir suchten, was wir solten, hätten wir allzeit, was wir wolten.Chaos, 1158.


34. Wer andere zu viel sucht, verliert sich selbst.Winckler, X, 97.


35. Wer gut zu suchen weiss, wird bald finden.


36. Wer lange sucht, gibt nicht gern.


37. Wer nichts sucht, der findet nichts.

Böhm.: Čeho nepohledáš s tim se neshledáš. (Čelakovsky, 124.)


38. Wer sucht, der findet; wer bittet, der nimmt; wer anklopft, dem wird aufgethan.Mayer, I, 116; Henisch, 401, 22; Wahl, 90, 7; Parömiakon, 2240, 2746 u. 2840; Fischer, Psalter, 633, 4.

In Welschtirol: Chi cercaa, gata. (Hörmann, 26.)

Böhm.: Kdo chodi, nachází. (Čelakovsky, 124.)

Dän.: Hvo der leder finder, banker paa, hanem oplades. (Prov. dan., 378.)

Engl.: Seek till you find, and you'll not lose your labour. (Bohn II, 130.)

Frz.: Cherche et tu troveras, travaille et tu auras, apprens et tu sauras, seme, et tu recueilleras, tousse et tu boires. – Cherchez et vous trouverez. – Qui cherche, trouve. (Kritzinger, 133b.)

Holl.: Die vint men dat men heeft ghesocht. (Drie daghe here, 366.)

It.: Cercate e troverete chi non chiede non ottione. – Chi cerca, trova e tator quel che non vorrebbe. (Bohn I, 78; Pazzaglia, 382, 1.) – L'uomo trova quello, che va cercanda.

Lat.: Quaere et invenies; roga et dabitur; pulsa et aperietur tibi. (Gaal, 1482.) – Si acum quaereres, acum in venisses. (Plautus.) (Philippi, II, 181.)

Span.: Quien calla, otorgo. (Bohn I, 247.)


39. Wer sucht, der findet; wer bittet, der wird erhört, und wer anbost, dem wird aufgethan, sagte die Nonne.Klosterspiegel, 37, 16.


40. Wer sucht, der findet; wer schlafft, dem traumet.Lehmann, 21, 1.


41. Wer sucht, der find't; wer nicht sicht (sieht), der ist blind.

Lat.: Frustra incepit, qui ante terminum cessat. (Chaos, 458.)


42. Wer sucht, der findt, wer nichts findt, der ist blind.Chaos, 308.


43. Wer sucht, der wird die Bohne finden.


44. Wer sucht vnd nichts findt, wer bittet vnd nichts bekompt, der hat nicht recht gesucht vnd gebeten.Henisch, 401, 36.


45. Wer sucht, was er nicht soll, findet, was er nicht will.Winckler, XVI, 79.


46. Wer sucht, was er nicht suchen soll, findet zwar, was er will, aber das Behalten schlägt oft übel aus.Chaos, 314.


47. Wo du suchst, da mach' ein Präsent, Schmieren macht linde Händ'.


48. Wo man mich sucht, da findet man mich. Simrock, 10010a.


49. Wonach man sucht, das findet man.

Böhm.: Kdo čeho hledá, snadno nalézá. (Čelakovsky, 350.)


[954] *50. A sicht gewiss a gestrije Tak. (Schles.) – Frommann, III, 414, 527.


*51. Dat hadde eck in enne (in ihm) nich socht. (Lippe.)

Diese Kenntniss, diesen Verstand, diese guten oder schlechten Gesinnungen habe ich bei ihm nicht vermuthet.


*52. Du kannst gut söken, äwwer schlecht finnen. (Lippe.) – Hochdeutsch bei Simrock, 10009.

Du kannst gut suchen, aber nicht gut finden; scherzhaft zu jemand, der lange vergeblich gesucht hat, ohne zu finden.


*53. Du söchst dat Pêrt un sisst drup. (Lippe.)


*54. Du suchst dasjenige, dessen du genug vor Augen hast.

Bei Tunnicius (551): Du sochst dat genne des du genôch vor ogen süst. (In mare quaeris aquam: vitia sunt omnia plena.)


*55. Du suchst den Gaul und reitest darauf. Steiger, 287.

Frz.: Tu vas a Romme querir ce que tu as a ton huys.

Lat.: Romam is quaesiturus quod pro ostio habes. (Bovill, II, 161.)


*56. Er sucht den Esel und sitzt darauf.

Frz.: Il cherche son âre et il est monté dessus. (Bohn I, 20.)


*57. Er sucht den gestrigen Tag.Frischbier2, 3671.

Von Zerstreuten oder Solchen, die eine günstige Gelegenheit versäumt haben. Jüdisch- deutsch in Warschau: Er sücht dem nächtigen Tug. In der Neumark: Deär siäkt daän jisterschen Dach. (Engelien, 222.) Die Russen: Er sucht nach einer Mutter, um geboren zu wer den. (Altmann VI, 404.) Von dem, der etwas sucht, das nicht gefunden werden kann, oder nach etwas Unmöglichem strebt, sagen die Neugriechen: Er sucht, was hinter Gibraltar ist, weil dieser Punkt früher als das Ende der bekannten Welt bezeichnet wurde.


*58. Er sucht den verlorenen Ehegestern. (Dönhofstädt.)

Den ehegestrigen, d.i. vorgestrigen Tag.

Frz.: Chercher midi à quatorze heures. (Bohn I, 13.)


*59. Er sucht die Beere und findet den Strauch. (Estnisch.)

Um jemand zu bezeichnen, der Glück im Finden hat.


*60. Er sucht die Kapelle und Klusen des Sackpfeifers zu Nikelhusen.Brant.

Eiselein fragt, ob ein Niklasbruder, d.h. Beutelschneider oder Dieb gemeint sei. (Vgl. Shakspear's Heinrich IV, 11, 1.)


*61. Er sucht die Scharte auszuwetzen.


*62. Er sucht eine Stecknadel im Heuhaufen. Frischbier2, 3677.


*63. Er sucht es, wie der Esel einen verlorenen Sack.

Also wol nicht zu eifrig. »Was der selen heil antrifft, suchen wir so mannigfalt, wie dem esel der sack empfalt.« (Murner, Vom grossen luth. Narren, in Kloster, X, 87.)


*64. Er sucht es wie eine Stecknadel.

Lat.: Vel acum invenisses. (Philippi, II, 241.)


*65. Er sucht gut, aber er findet nichts.

Er gibt sich viel Mühe, aber so unzweckmässig, dass er seine Absichten nicht erreichen kann.


*66. Er sucht ihn wie der Hund den Knüppel.

Holl.: Hij zoekt dat als de hond den knappel. (Harrebomée, I, 421b.)


*67. Er sucht ihn wie Gott eine gute Seele. Frischbier2, 3678.


*68. Er sucht Moses Grab so genaw wie ein hungrige Mauss im leeren Brodtkorb.Lehmann, 187, 14.

Frz.: Chercher du nil la fontaine.

Lat.: Originem indugare Nili. (Bovill, II, 79.)


*69. Er sucht, und bittet Gott, dass er nicht finde.Simrock, 10014.

Die Russen: Er sucht einen Hund und hört eine Katze miauen. (Altmann VI, 514.)


*70. Er sucht wie ein Spürhund. (S. Seufzen 6.) – Chaos, 34; Parömiakon, 961.


*71. Er suchte eine Gertraud und bekam eine Bärenhaut.

Verfehlte Ehe.


*72. Er suecht's wie-n-e Gulfe (Stecknadel). (Solothurn.) – Schild, 95, 416.


*73. Gesucht wie der Pelz im Sommer.Eiselein, 504.

Wonach man sich eben gar nicht umsieht.


*74. He söcht nâ 'n Oertje un verbrennt der 'n Kêrs (Kerze) bî. (Ostfries.) – Frommann, VI, 281, 653.


[955] *75. He sück et achter de Döhr en dem Honsstall. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 31.


*76. Hei sûkt dat Pêrd on rött darob.Frischbier2, 3679; für Holstein: Schütze, IV, 153.

Wenn man etwas sucht, das dicht vor einem liegt. Die Tunesen sagen, um einen Zerstreuten zu schildern: Er sucht seinen Sohn und hat ihn auf der Schulter. (Globus, VIII; Duncker, Sonntagsblatt, Berlin 1870, S. 312.)

*77. Ick hebb dat söcht as 'ne Natel.Dähnert, 324b.


*78. Man sucht jn wie den karfreytag.Franck, I, 117b; Körte, 798a; Sailer, 306.

Den Uebelgelittenen.


[Zusätze und Ergänzungen]

79. Was zu suchen die Mühe nicht lohnt, muss man nicht finden wollen.

Lat.: Quod invenisse pigeat, ne quaeras. (Sailer, Sprüche, 106, 48.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Stramm, August

Gedichte

Gedichte

Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.

50 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon