Wolle

1. Aus grober Wolle wird nie ein feines Tuch. Nordböhmisches Volksblatt, 1876, Nr. 37, S. 6.


2. Besser die Wolle geben (verlieren), als das Schaf.Winckler, VII, 67; Frischbier, II, 2955.

Dän.: Bedre at give ulden end faaret. (Prov. dan., 139.)

Engl.: Better give the wool than the sheep. (Bohn II, 23.)

Holl.: Het is beter, de wol te geven dan het shaap. (Harrebomée, II, 476a.)

It.: E meglio dar la lana che la pecora. (Pazzaglia, 188, 1; Bohn II, 23.)


3. Böse Woll läst sich nicht ferben.Lehmann, 98, 27.

Der Böse ist schwer zu bessern.


4. Der Wolle wegen schiert man die Schafe.

Holl.: Om de wol scheert men de schapen. (Harrebomée, II, 476b.)


5. Die Wolle liegt sich zu Mist, Flachs liegt sich zu Seide.Schottel, 1118b.

6. Die Wolle nehmen sammt der Haut, ist keiner Obrigkeit erlaubt.


7. Drei Zoll Wolle, drei Zoll Speck und zuletzt – doch ein Dreck. (Ostpr.)

Von fetten Mädchen.


8. Eigene Wolle wärmt am besten.Sprichwörtergarten, 125.


9. Gestohlene Wolle wärmt nicht lange.Parömiakon, 1560.


10. Gute Wolle, gut Tuch.


11. Harte Wolle gibt kein feines Tuch.Altmann VI, 458.


12. Je schwärzer die Wolle, je dunkler das Kleid; je jünger an Jahren, je reiner die Maid.


13. Mancher geht nach Wolle aus und kommt geschoren selbst nach Haus.Eiselein, 649; Lohrengel, I, 488; Simrock, 11822; Körte, 4047; Körte2, 6963; Braun, I, 2509; Sailer, 52; Frischbier, II, 2956.

Ueberschrift eines Gedichts von C.H. von Nicolay. Die Osmanen sagen ohne Bild: Wer zu betrügen glaubt, [386] wird betrogen. (Schlechta, 67.) Die Hindus sagen: Die, welche nach Delhi gingen, um eine Anstellung zu finden, kehrten bettelnd wieder. (Reinsberg VI, 107.) Mit Bezug auf getäuschte Erwartungen lautet ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Warschau: Er kümmt nuch Jerüsche (eine Erbschaft zu holen) ün müss noch bezuhlen die Kwüre (das Begräbniss). Er hoffte eine Erbschaft zu erhalten und musste zuletzt noch die Beerdigungskosten tragen.

Böhm.: Kdo za cizí vlnou dochází, sám ostřižen domů přichází. (Čelakovsky, 55.)

Engl.: Many go to seek wool, and come home shorn. (Gaal, 1746; Masson, 160; Bohn II, 143.)

Holl.: Menigeen gaat om wol uit, en komt geschoren t' huis. (Harrebomée, II, 476a.)

It.: Tal va per lana che resta tosato. (Pazzaglia, 188, 2.) – Venuto per lana e andato toso. (Bohn II, 143.)

Schwed.: Mången går ut efter ull och kommer klippt hem. (Marin, 21.)

Span.: Vendran por lana y volverán transquiladas. (Bohn II, 143.)


14. Von guter Wolle kommt gut Laken.Winckler, IV, 88.


15. Was in der Wolle gefärbt ist, behält allzeit die Farbe.Winckler, II, 39.

Holl.: Wat in de wol geverwd is, zal altijd zijne kleur behouden. (Harrebomée, II, 476b.)


16. Was mit der Woll kann bezahlt werden, soll man nicht mit dem Fell dazu zahlen.Lehmann, 72, 15; Henisch, 1123, 68; Petri, II, 152; Simrock, 12813; Körte, 6962.


17. Was Wolle trägt, wird geschoren.

Die Russen: Habe Kaviar, Väterchen, und man wird dich schlachten wie einen Stör. (Altmann V, 102.)


18. Wenn's die Wolle thut, gibt man nicht die Haut.

Dän.: Kand man komme til med ulden, saa spar huden. (Prov. dan., 452.)


19. Wer die Wolle schert vor Servas (Servatius), dem ist die Wolle lieber als das Schaf. (Eifel.)


20. Wer die Wolle vom Schafe verkauft, verkauft das Hemde vom Leibe.


21. Wer die Wolle will haben und auch das Fell, kommt um seine Schafe schnell.

Holl.: Wilt gij de wol hebben en ook het vel? De scherders, die zoo scheren, doen niet wel. (Harrebomée, II, 476b.)

22. Wie die Wolle, so das Tuch.Winckler, VI, 94.

Holl.: Zoo de wol is, is het laken. (Harrebomée, II, 476b.)


23. Wo keine Wolle, da ist bös scheren.

»Wo kein Wolle ist, was wil man da scheren?« (Dietrich, II, 189.)

Holl.: Het is kwaad scheren, daar geene wol is. (Harrebomée, II, 476a.)


24. Wo Wolle ist, muss man scheren.Binder III, 4116.


25. Wolle darf nicht mit Feuer spielen.Schlechta, 8.


*26. Einem in der Wolle seyn.Chemnitius, Postilla, I, 460.


*27. Einem in die Wolle fahren (greifen).

Streit mit ihm anfangen, den Kampf eröffnen.


*28. Er gibt weder Wolle noch Milch, wie der Ziegenbock.

Poln.: Jak s kozła, ni mleka, ni wełny. (Čelakovsky, 566.)


*29. Er lässt sich die Wolle nicht vom Rücken scheren.

Das Fell nicht über die Ohren ziehen.


*30. Er sitzt in der Wolle wie eine Schafsfotze. (Niederlausitz.)


*31. Er will Wolle vom Esel scheren.

Engl.: He seeks wool on an ass. (Bohn, II, 65.)

Holl.: Hij wil wol van den ezel scheren. (Harrebomée, II, 476a.)


*32. Es ist ihm um die Wolle, aber nicht um das Wohl seiner Schafe.Mayer, I, 146.


*33. Es ist nicht, als es Wollen treit. (Brandenburg.)


*34. Hä ess en der Woll gefärv. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 145.

In Büren: Hei is in der Wulle fearwet. Er ist pfiffig, durchtrieben, auch, was er ist, durch und durch, »ein echter, ein in der Wolle gefärbter Pietist«.

Holl.: Hij is door (in) de wol geverved. (Harrebomée, II, 476a.)


*35. In de Wull kamen. (Holst.) – Schütze, IV, 379.

Zu Geld, Kleidung, Vermögen kommen.


*36. In de Wull kriegen.Schütze, IV, 379.

Bei den Haaren fassen, auch Geld z.B. im Spiel abnehmen.


[387] *37. In der Wolle sitzen.Lohrengel, II, 342; Körte, 6963a.

Wenn der Spanier von jemand sagen will, dass er es gut habe, dass er »in der Wolle sitze«, so hat er das Sprichwort: Escomo caparra en culo del Fraile. (Vgl. den Aufsatz: Volksstimmung in Spanien im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, 1836, Nr. 323.)

Holl.: Hij zit goed in de wol. (Harrebomée, II, 476a.)


*38. Man will ihm in die Wolle.Grubb, 272.


*39. Mit Wolle ausgehen und geschoren nach Hause kommen.Winckler, X, 69.

Mit schönem Vermögen ein Geschäft beginnen und es durch Trägheit, Leichtsinn u.s.w. verwirthschaften, oder durch Ränke, Speculation, verlieren; auch durch Spiel darum kommen.


*40. Sich um die Wolle der Geiss zanken.


*41. Woll, Woll! seggt de Bonger, on spönnt Klunkre. (Wehlau.)

Bonger war Tuchmacher in Wehlau.


*42. Wolle in die Walkmühle tragen.

In die Walke schickt man nicht Wolle, sondern Gewebe, rohes Tuch. Erasmus bemerkt, wer einen Knaben ohne alle Vorkenntnisse einer gelehrten Schule übergäbe, trüge Wolle zur Walkmühle.

Lat.: Lanam in officinam fullonis ferre. (Erasm., 19; Binder II, 1624.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 386-388.
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