Fox

[75] Fox (Charl. James), einer der ausgezeichnetsten engl. Staatsmänner und liebenswürdigsten Menschen, von dem ein engl. Schriftsteller sagte: »er war geboren, um geliebt zu werden«, war der zweite Sohn des Lord Holland und am 24. Jan. 1748 geboren. Auf den gelehrten Schulen zu Westminster und Eton und nachher auf der Universität Oxford zeichnete sich F. durch Kenntnisse und Gewandtheit aus, doch ließ er sich auch zu den leichtsinnigsten Ausschweifungen hinreißen. F. machte nach Beendigung seiner Studien eine Reise durch die Hauptstaaten des Festlandes, die nicht wenig beitrug, seine Weltkenntniß und zugleich seine Weltlust zu vermehren. Zwanzig Jahre alt, kehrte er nach England zurück und trat als Vertreter des Fleckens Mildhurst in das Parlament. Anfangs war er ein Anhänger der Minister, die ihm dafür verschiedene Ämter übertrugen. Seine Zeit theilte sich in Arbeit und in Verfolgung der ausschweifendsten Vergnügungen; das Spiel besonders liebte er leidenschaftlich. [75] Sein ansehnliches Vermögen war in kurzer Zeit durchgebracht und überdies drückte ihn eine ungeheure Schuldenlast, sodaß er sich den Händen seiner Gläubiger nur dadurch zu entziehen vermochte, daß er den Credit, den ihm seine Stellung als Staatsmann verschaffte, benutzte. Aber 1774 trat er plötzlich im Parlament als Gegner der Minister auf und die nächste Folge war, daß man ihm seine Ämter nahm. Er gerieth dadurch zwar noch mehr in die peinlichsten Geldverlegenheiten, aber anstatt sich durch diese niederdrücken zu lassen, fand er vielmehr in ihnen einen Sporn, sich auf das Kräftigste emporzuarbeiten und mit dem ungetheiltesten Ernste nun ganz den höchsten Interessen seines Vaterlandes zu widmen. Er griff in Verbindung mit andern ausgezeichneten Staatsmännern die Minister wegen der Ungerechtigkeit an, mit welcher die engl. Colonien in Nordamerika behandelt wurden. Bald stand er an Verstand und Beredtsamkeit als der Erste an der Spitze seiner Partei; 1782 mußten die Minister von ihren Stellen abtreten und F. selbst wurde Minister, legte jedoch bald dieses Amt wieder nieder, weil er mit seinen Collegen nicht vollkommen übereinstimmte, später übernahm er aber nochmals die Stelle eines Staatssecretairs. Die Angelegenheiten der ostind. Compagnieländer waren bisher ganz in den Händen der Mitglieder der ostind. Gesellschaft gewesen und von ihnen nur zu ihrem Privatvortheil, aber zu desto größerm Nachtheil der ostind. Unterthanen verwaltet worden. F. wollte sie unter den Einfluß der brit. Regierung bringen; doch den mächtigen Mitgliedern jener Gesellschaft gelang es, den König für ihre Ansicht zu gewinnen, und F. erhielt, wie das ganze Ministerium, 1783 seine Entlassung. Pitt (s.d.) wurde Minister und F. kämpfte unablässig gegen diesen, der ihm allzugeneigt zum Kriege und zur Einmischung in die europ. Angelegenheit schien, indem er selbst zum Frieden und zur Zurückhaltung rieth. Vergebens suchte man F. durch Geld und Ehrenbezeugungen auf die Seite der Minister zu bringen; er blieb unbestechlich und mehrmals gelang es ihm auch, den Ausbruch des Kriegs zu verhindern. Er machte, um sich von den politischen Kämpfen, die er im Parlament zu bestehen hatte, zu erholen, mit seiner nachmaligen Gemahlin, einer Mistriß Armstead, eine Reise nach Frankreich, der Schweiz und Italien. Noch mehr zog er sich von öffentlichen Angelegenheiten zurück, als er nach der schrecklichen Wendung der franz. Revolution, als Jakobiner (s.d.) verdächtigt wurde, weil er rieth, ohne feindliches Eingreifen, Frankreich seinem Schicksale zu überlassen. Er mußte deshalb harte Kränkungen erfahren, und auf dem Lande, wo er seit 1797 einen großen Theil seiner Zeit zubrachte, begann er ein historisches Werk, dessen 1808 erschienenes Bruchstück (Geschichte des ersten Theils der Herrschaft Jakob II.) ein Zeugniß seines scharfsinnigen Geistes ist. Nach Pitt's Tode 1806 trat F. nochmals als Staatssecretair an seine Stelle. Sein eifrigstes Streben ging sogleich auf Herstellung eines allgemeinen Friedens, der aber wegen der Verwickelung der Zeitverhältnisse nicht zu Stande kommen konnte. Sein letztes Werk war eine Handlung, die ebenso sehr seinem Herzen wie seinem Verstande Ehre machte: er bewog das Parlament, die Abschaffung des Sklavenhandels zu erklären. F. starb am 13. Sept. 1806. Seine Freunde errichteten ihm 1816 eine Bildsäule, und 1818 wurde ihm ein Denkmal in der Westminsterabtei zu London errichtet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 75-76.
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