Fox [1]

[448] Fox, 1) Richard, geb. um 1465 zu Ropesley in Lincolnshire; studirte in Frankreich Theologie u. wurde dem Grafen Richmond (nachmaligem Heinrich VII.) gis Unterhändler bekannt, durch diesen Bischof von Exeter u. Staatssecretär. Er unterzeichnete 1497 den siebenjährigen Waffenstillstand mit den Schotten u. unterhandelte wegen der Heirath Jakobs IV., Königs von Schottland, mit Margarethe, Tochter Heinrichs VII. Er wurde dann Bischof von Winchester, begleitete den König nach Frankreich u. schloß mehrere Verträge. Unter Heinrich VIII. zog er sich 1515 in sein Bisthum zurück u. st. 1523. 2) John, geb. 1517 zu Boston in Lincolnshire; studirte Theologie, nahm die Lehren Luthers an u. mußte deshalb unter der Königin Maria nach Basel fliehen, kehrte unter Elisabeth zurück u. erhielt eine Präbende an der Kirche zu Salisbury; er st. 1587 u. schr.: Martyrologium, Lond. 1563, 9. Aufl., ebd. 1684, 3 Bde. 3) Luke, englischer Seefahrer, lebte in der ersten Hälfte des 17. Jahrh.; König Karl I. rüstete ihm ein Schiff aus zum Zweck der Entdeckung einer nordwestlichen Durchfahrt im Norden von Amerika; am 5. Mai 1631 segelte er von Deptford ab, nahm seinen Lauf nach der Hudsonsbai u. drang bis Fox Farthest vor, mußte aber hier, von der Vergeblichkeit seines Unternehmens überzeugt, umkehren u. kam den 21 Oct. wieder in den Dünen an. F. war der erste, welcher diese nördlichen Gegenden genau untersucht hat, u. seine den, von ihm entdeckten Inseln, Eilanden u. Küstenländern gegebenen Namen sind meist beibehalten worden; er beschrieb seine Reise in dem Werke: North-West-Fox or Fox of the north-west-passage, Lond. 1635. 4) Georg, geb. 1624 zu. Drayton in Leicestershire; Sohn eines Leinwebers, eines eifrigen Presbyterianers. Bei einem Wollhändler in der Lehre, hütete er dessen Schafe, kam hierauf zu einem Schuster, grübelte bei beiden Beschäftigungen über Religionsgegenstände u., 19 Jahr alt, beschloß er dahin zu streben, die Menschen zur Tugend zurückzuleiten. Hierin wurde er durch Visionen bestärkt. Er verließ nun seinen Lehrherrn, schlief auf Bäumen u. las nur in der Bibel. Bald schien ihm auch die Bibel entbehrlich, u. er überredete sich, daß in ihm dieselben Inspirationen erwacht wären, wie bei den Aposteln u. Propheten. Er predigte 1648 in Manchester, gewann Proselyten u. unterbrach nun sogar in Kirchen den Gottesdienst. Zu Nottingham wurde er deshalb 1640 eingekerkert, bekehrtejedoch seine Verfolger u. wurde frei gelassen. Aus seinem Anhang entstand die Secte der Quäker (s.d.). Er predigte nun gegen den Trunk, Processe u. den Krieg, verbot den Hut vor Jemand abzunehmen, die Knie vor einem Menschen zu beugen, einen Eid abzulegen etc. Deshalb verfolgt, in ein Narrenhaus gesperrt u. gepeitscht, ertrug er dies Alles u. predigte, entlassen, von Neuem. Wieder verhaftet wurde er nach London geschickt, wo ihn Cromwell auf sein Versprechen, keine Unruhen zu beginnen, frei ließ. Die Zahl seiner Anhänger wuchs, da er nun seine Lehre öffentlich lehren u. durch den Druck verbreiten durfte, noch mehr. 1658 hielten seine Anhänger zu Bedford die erste allgemeine Versammlung. Einer neuen Verfolgung war er unter Karl II. ausgesetzt, die aber 1666 endete. 1669 heirathetete er die Wittwe eines seiner Anhänger, begab sich 1671 nach Amerika, um dort seine Lehre mehr auszubreiten, kehrte 1673 nach England zurück, wurde hier zu Worcester eingekerkert, weil er eine Generalversammlung der Quäker berufen hatte, ging dann nach Holland u. später, um 1684 nach Holstein, Hamburg u. Danzig, um dort die Mennoniten u.a. Sectirer für seine Lehre zu gewinnen. Er st. 1601. Seine Schriften gesammelt, 3 Bde., Fol.; sein Leben beschrieb er selbst, Lond. 1691. Vgl. Marsh, Popular life of G. F.., Lond. 1847. 5) Charles James, geb. 24. Jan. 1740: dritter Sohn des Lord Holland u. von mütterlicher Seite Urenkel Karls 11., entwickelte, früh reif, ein ungewöhnliches Rednertalent, machte zu Eton u. Oxford seine Studien, die sich zum größten Theil auf Geschichte u. Literatur beschränkten, u. bei dein lockern Leben, welches F. führte, wenig erfolgreich waren. Noch bevor er das gesetzliche Alter von 21 Jahren erreicht hatte, wurde er für Midhurst ins Parlament gewählt u. schloß sich dort, seinen Familientraditionen gemäß, an die Tories an. Seine glänzende Rednergabe,[448] verbunden mit einer Schärfe der Auffassung u. einer Schlagfertigkeit, welche die Blöße des Gegners eben so schnell entdeckte wie zum Gegenstande eines von Witz u. seiner Berechnung getragenen Angriffs machte, erregte bald allgemeine Bewunderung. Die herrschenden Tories suchten ihn auf jede Weise an sich zu ketten: er wurde 1770 Lord der Admiralität u. 1773, nachdem er kurze Zeit aus dein Cabinet geschieden war, Lord der Schatzkammer. Inzwischen schloß der Freundschaft mit Burke (s.d.) u. entfremdete sich, einer humanen u. liberalen Ansicht von der inneren Politik huldigend, immer mehr der toristischen Partei, schied 1774 aus dem Ministerium u. trat 1775 bei Eröffnung des neuen Parlaments als entschiedener Gegner der Regierung auf. Mit Burke eng verbunden, begann er unter den ungünstigsten Verhältnissen den Kampf gegen das Ministerium North u. dessen kriegerische Maßregeln zur Unterdrückung des Aufstandes der amerikanischen Colonien. Hartnäckig verfocht er die Sache der Colonien als die Sache der Freiheit, u. die Niederlagen der Engländer verschafften seiner Ansicht endlich 1782 die Majorität. North trat ab, u. in dem neuen Ministerium Rockingham übernahm F. das auswärtige Amt. Da indeß der König den Whigs nicht gewogen war u. von einem Systemwechsel nichts wissen wollte, konnte F. keine feste Stellung annehmen u. nach dem Tode Rockinghams wurde er mit den übrigen whiggistischen Ministern entlassen, um Shelburne Platz zu machen. Nun verband sich F., in die Opposition gedrängt, mit seinem ehemaligen Gegner Lord North gegen Shelburne u. Pitt, welcher Letztere seit dieser Zeit sein glänzendes Talent als Staatsmann zu entfalten begann u. die Seele der Regierung wurde. Es gelang F. bald, Pitt in Folge des mit Frankreich abgeschlossenen ungünstigen Friedens zu stürzen, worauf er mit North ein sogenanntes Coalitionsministerium bildete. Aber die inneren Widersprüche dieses Cabinets brachten Pitt 1783 von Neuem aus Ruder. Die nächste Veranlassung seines Sturzes war die Indiabill, mit welcher F. der Mißregierung der Ostindischen Compagnie ein Ende machen wollte. Diese an sich weise Maßregel erhielt aber in der Art, wie sie vorgenommen wurde, das Gepräge eines Parteimanövers, welches den Whigs die Leitung der Regierung für längere Zeit sichern sollte; dagegen sträubte sich die Krone u. berief Pitt von Neuem zur Bildung eines Ministeriums. Wieder trat F. als der gefährlichste Gegner Pitts in die Reihen der Opposition, wo er oft der Parteileidenschaft mehr folgte als der besseren Einsicht, nur um Pitt zum Rücktritt zu nöthigen. Beim Ausbruch der Französischen Revolution überwarf er sitzt mit Burke, welcher das revolutionäre Treiben mißvilligte, u. bildete nun eine Fraction der liberalen Partei, die Foxiten, welche zwischen den Burkiten u. Radicalen in der Mitte standen. Der Versuch einer Coalition zwischen Pitt u. F. scheiterte 1702. Pitt wurde indeß, von den Burkiten unterstützt, mächtiger als je, u. als F. einsah, daß er mit seinem geringen Anhange völlig isolirt war, zog tr sich von 1798–1801 ganz aus dem Parlamente zurück. Er machte nach dem Frieden zu Amiens eine Reise nach Frankreich, wies dann ein Anerbieten, welches ihm Pitt, der 1804 nach dreijähriger Unterbrechung wiederum an die Spitze der Regierung getreten war, zur Theilnahme an der Verwaltung machte, zurück, kam aber nach Pitts Tode, 2. Jan. 1806, von Neum an das Ruder, indem er die Seele des sogenannten Ministeriums aller Talente wurde. Aber schon im Sommer desselben Jahres starb er 13. Septbr. in Chiswick-House. In diese letzte Periode seines Wirkens fallen seine liberalen Bestrebungen gegen die Einkommentaxe, für die Emancipation der Katholiken, für die Abschaffung des Sklavenhandels, für die parlamentarische Reform u. gegen die Union Irlands. Ihm wurde 1816 eine Bildsäule auf Bloomsbury-Square u. 1818 ein Denkmal in der Westminsterabtei errichtet. Er schr.: Hist of the early part of the reignion of James the second, Lond. 1808 (deutsch von Solda u. Hamb. 1810); seine Speeches kamen Lond. 1815, 6 Bde., heraus, Lebensbeschreibung, französisch von I. Martinet, Par. 1807; F. in seinem politichen, literarischen u. Privatleben dargestellt, Lpz. 1808. Die Nebenbuhlerschaft zwischen Pitt u. F. benutzte Gottschall in seinem Lustspiele Pitt u. Fox. 6) William Johnson, geb. 1786 zu Uggleshall in Suffolk, studirte Theologie, betheiligte sich durch Schriften an allen liberalen Bestrebungen, nahm sich bes. der untern Volksklassen u. der Verbesserung des Volksunterrichts an u. trat 1847 für Oldham in das Parlament, wo er zu der äußersten radicalen Partei gehörte; er schr.: Letters of a Norwich weaver-boy; Lectures to the working classes, Lond. 1845–49, 4 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 448-449.
Lizenz:
Faksimiles:
448 | 449
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Flucht in die Finsternis

Flucht in die Finsternis

Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«

74 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon