Rauch [2]

[629] Rauch (Christian), Professor der Bildhauerkunst an der Akademie der Künste zu Berlin, wurde 1777 zu Arolsen im Fürstenthume Waldeck geboren und von dem Hofbildhauer Valentin in seiner Vaterstadt, später vom Professor Ruhl in Kassel in der Kunst unterwiesen. Familienverhältnisse führten ihn 1797 nach Berlin, wo er in eine der Kunst fremde Laufbahn gerieth, aber dennoch in den ihm verbleibenden wenigen freien Stunden mit solchem Erfolg an seiner künstlerischen Fortbildung arbeitete, daß er Gönner und Unterstützung fand, wodurch er im Stande war, sich der Kunst ausschließlich zu widmen und nach Rom seiner Ausbildung wegen zu gehen. Dort knüpfte er mit Thorwaldsen und den bedeutendsten Künstlern freundschaftliche Verhältnisse [629] an und lieferte unter mehren talentvollen Arbeiten die kolossale Büste König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, welche im weißen Saale des berliner Schlosses aufgestellt ist, sowie eine in Lebensgröße von der Königin Luise. Bei der Bewerbung um die Ausführung eines Denkmals für die Verewigte erhielt R.'s Entwurf den Vorzug und er begann 1811 in Berlin das seit 1814 im Garten von Charlottenburg die Gruft der Königin bezeichnende Monument, zu dem eine liegende Darstellung derselben gehört, das aber in Rom und Carrara von ihm vollendet wurde, weil Gesundheitsumstände R.'s Rückkehr nach Italien wünschenswerth machten. Zu seinen spätern, als öffentliche Denkmale aufgestellten Arbeiten gehören namentlich die Marmorstandbilder der preuß. Generale Scharnhorst und Bülow von Dennewitz vor der neuen Wache und eine eherne des Fürsten Blücher auf dem Opernplatze in Berlin, von welchem er auch ein zweites, mehr als lebensgroßes für die Provinz Schlesien lieferte, welches in Breslau 1827 aufgestellt worden ist. Auch zu den zweien, welche von den 12 Bildsäulen des Monuments auf dem Kreuzberge bei Berlin (s.d.) die Schlachten bei Paris und Belle Alliance bezeichnen, gab R. die Modelle, und das 1835 in München aufgerichtete sitzende Erzbild König Maximilian I. ist ebenfalls sein Werk. Von seinen zahlreichen Portraitbüsten ist die von Göthe das Muster zahlloser Nachbildungen geworden und fast noch mehr verbreitet ist sein kleines Standbild von Göthe, welches den Dichter im Hauskleide mit hinterwärts zusammengelegten Händen darstellt. Das Denkmal Aug. Francke's (s.d.) in Halle, sowie das für Albrecht Dürer in Nürnberg errichtete sind ebenfalls von R.'s Hand, welcher seit 1818 seinen Aufenthalt in Berlin genommen hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 629-630.
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