Phaëthon (Mythologie)

[194] Phaëthon (Mythologie), Sohn des Sonnengottes Helios und der Nymphe Klymene. Zweifelnd einst an seiner göttlichen Abstammung, nahte er sich dem Thron des strahlenden Helios und flehte, der Gott möge ihm eine einzige Bitte gewähren. Helios schwur beim Styx, des Sohnes Bitte zu erfüllen. Da heischte dieser einen Tag nur das Sonnengespann lenken zu dürfen. Vergebens warnte der Vater, Phaëthon begann die verderbliche Reise. Kaum fühlten die Sonnenrosse die ungeübte Hand ihres Lenkers, als sie aus ihrer Bahn wichen, zu den Hyperboreern brausten, deren Land mit Gluth versengend. Weiterhin im Thierkreise schreckten Krebs und Scorpion den schwindelnden Fährmann, und er trieb die Rosse erdwärts. Da trocknete glühender Brand die Quellen und Flüsse aus, entzündete die Wälder, spaltete vor Hitze den Erdball, und in den ewig finstern Erebos drangen, zum Staunen seiner Bewohner, die Strahlen der Sonne. Da sandte Zeus den tödtenden Strahl aus dem Himmel, von dem getroffen Phaëthon in den Eridanos (den Po) sank. Die Rosse aber stürmten weiter, und Helios leuchtete der Welt nicht mehr, weil des Sohnes Tod ihn schmerzte, wohl aber brannten die Wälder des Oeta und Ida, des Helikon und Tauros, des Hämos und Kaukasos, und der Aetna loderte in vollen Flammen. Endlich, nach vielen Bitten, ergriff Helios auf's Neue die Zügel der Sonnenrosse. Thränend umstanden Phaëthon's Schwestern (die Heliaden) den Sarkophag ihres Bruders, sie wurden in Pappeln verwandelt, und diese weinten noch das balsamische Harz des Bernsteins; Phaëthon's Mutter verlor den Verstand vor Schmerz, und Kyknos, ein Freund des Jünglings, ließ, in einen Schwan verwandelt, über den Wellen des Po die wehmüthige Todtenklage, den Schwanengesang, ertönen.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 194.
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