Arezzo [2]

[739] Arezzo, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), 277 m ü. M., auf einer Anhöhe über dem Chianatal gelegen, Knotenpunkt der Eisenbahn Florenz-Rom, ist reich an bedeutenden Bauwerken des 13. und 14. Jahrh. und der Renaissance. Am bemerkenswertesten sind: der gotische Dom (1277 begonnen, 1511 vollendet), mit schönen Skulpturen über dem Hochaltar, Glasgemälden von Marcillac, Terrakotten von Robbia und den Grabmälern Gregors X. und des kriegerischen Bischofs Tarlati (gest. 1327); die Kirche Santa Maria della Pieve (die älteste der 15 Pfarrkirchen) mit Glockenturm und berühmtem Gemälde von P. Lorenzetti; die Kirchen San Francesco mit Fresken von Piero degli Franceschi; San Domenico, Santa Annunziata und die Badia, ferner die Kaufmannsloggien (von Vasari), das Stiftshaus der Fraternità dei Laici (aus dem 14. Jahrh.), jetzt Gerichtshof, und das Stadthaus (von 1333, mit Bildnis des Pietro Aretino von Seb. del Piombo). Statuen Ferdinands I., Ferdinands III., des Benediktiners Guido und des Staatsmannes und Wasserbaumeisters Fossombroni schmücken die Plätze. Die Stadt zählte 1901 ca. 15,800 (als Gemeinde 44,316) Einw., die sich mit Seidenraupenzucht, Hausweberei, Färberei, Gerberei, Verfertigung von Teigwaren, landwirtschaftlichen Maschinen und Hüten beschäftigen. A. ist der Sitz eines Bischofs und eines Präfekten und hat ein Gymnasium, ein Lyzeum, eine Akademie der Wissenschaften und Künste, eine technische Schule, ein technisches Institut, eine Gemäldegalerie, ein städtisches Museum und eine ansehnliche Bibliothek. – A. hieß ehemals Arretium und war nächst Perusia die bedeutendste der etrurischen Zwölfstädte, berühmt durch seine Waffen und Tongefäße (vasa arretina). Die Stadt schloß bereits 308 v. Chr., während des Etruskischen Krieges, ein Bündnis mit den Römern. Sulla und später Augustus führten römische Kolonien nach A. Im Mittelalter stand A. meist auf seiten der Ghibellinen; von den guelfischen Florentinern wurden die Aretiner bei Campaldino 1289 geschlagen. Seit dem 14. Jahrh. besaßen die Tarlati die Oberherrschaft in A.; im 16. Jahrh. wurde die Stadt durch Cosimo de' Medici mit Toskana vereinigt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 739.
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