Bijouterien

[856] Bijouterien (spr. -schū-, Bijouteriewaren, von bijou, »Kleinod«), Schmucksachen aller Art aus Metall, oft in Verbindung mit Edelsteinen, Perlen, Email, Korallen, Schildpatt, Bernstein, Muscheln etc., in Frankreich auch Gebrauchsartikel größern Formats, wie Dosen, Leuchter, Uhrgehäuse etc. Auf die Fabrikation von B. hat die seit dem Anfang der 1870er Jahre unternommene systematische Ausbildung des Kunstgewerbes einen veredelnden Einfluß geübt, da jetzt Muster aus allen Kunstepochen nachgebildet werden und in neuester Zeit auch der moderne Stil einen starken Einfluß auf die Fabrikation gewonnen hat. (Vgl. Tafel »Schmucksachen II«.) Bis zu jenem Aufschwung beherrschteFrankreich den Markt. In neuester Zeit sind ihm Österreich und Deutschland gleichgekommen. In Deutschland sind Hanau, Pforzheim, Schwäbisch-Gmünd, Stuttgart, Berlin, Nürnberg und Eßlingen Hauptfabrikationsorte, in Österreich-Ungarn Wien, Prag und Budapest, in der Schweiz Genf. Italien liefert Nachahmungen antiker Master und geschmackvolle Filigran-, Mosaik- und Muschelarbeiten. Von größerer Bedeutung für den Handel als die echten sind in der modernen Massenproduktion die unechten B. aus allerlei Metalllegierungen (besonders Bronze, Tombak, Aluminiumbronze), die vergoldet, versilbert und vernickelt werden, aus Glasflüssen etc. Solide goldplattierte Waren (Talmigold, Or doublé etc.) sind den billigen echten vorzuziehen, da diese aus so dünnem Goldblech bestehen, daß sie kaum mehr Gold enthalten als besseres Talmigold und mit ihrer Pechfüllung viel weniger haltbar sind als letzteres. Stahlbijouterien besitzen schönen, aber nicht sehr haltbaren Glanz. Berliner Eisenschmuckwaren, besonders Filigranarbeiten (fer de Berlin), waren eine Zeitlang beliebt. Zinnschmuck mit facettierten, blanken Flächen dient als Theaterschmuck. Vielfache Anwendung findet im Bijouteriefach Bernstein, Gagat (schwarzer Bernstein, Jud, Jet) und zahlreiche Nachbildungen aus schwarzem Glas, gehärtetem Kautschuk (Ebonit), Schildpatt, Perlmutter, Elfenbein, Horn, Zelluloid, Muscheln, Ebenholz, Leder, Perlen, Korallen, Glasflüsse etc. Weiteres s. in den Artikeln: »Goldschmiedekunst, Juwelierkunst und Schmuck«. Vgl. Neff, Der Bijouteriebazar (Stuttg. 1869–72, 4 Bde.); Moreau, Guide pratique du bijoutier (Par. 1863); Boyvin (aus Angers, gest. 1598 in Rom), Le livre de bijouterie (Faksimile, das. 1876); Fontenay, I, es bijoux anciens et modernes (das. 1887); Roger-Milès, La bijouterie (das. 1894); »Revue de la bijouterie, joaillerie et orfèvrerie« (das., seit 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 856.
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