Blumenthal [2]

[77] Blumenthal, 1) Leonhard, Graf von, preuß. General, geb. 30. Juli 1810 in Schwedt a. O., gest. 22. Dez. 1900 auf Quellendorf bei Köthen, wurde 1827 Offizier, besuchte 1830–33 die Kriegsakademie, ward 1846 zum topographischen Bureau und 1848 zum Großen Generalstab kommandiert. Im Stab des Generals v. Bonin machte er als Hauptmann den dänischen Feldzug mit und wurde im Mai 1849 Chef des Generalstabs der schleswig-holsteinischen Armee. 1858 wurde er als Oberstleutnant zum persönlichen Adjutanten des Prinzen Friedrich Karl und 1863 zum Chef des Generalstabs des kombinierten mobilen Armeekorps in Schleswig-Holstein ernannt. Im Juni 1864 zum Generalmajor befördert, wurde er 1866 unter Kronprinz Friedrich Wilhelm Chef des Generalstabs der zweiten Armee; für seine Leitung der Operationen bei Nachod und Königgrätz avancierte er im Ottober zum Generalleutnant. 1870 ward er wieder Generalstabschef des Kronprinzen bei der dritten Armee. Am 20. Aug. 1870 erhielt er das Eiserne Kreuz erster Klasse, wirkte auch wiederholt mit bei der Feststellung des allgemeinen Kriegsplans, namentlich vor Sedan und während der Belagerung von Paris. Nach Beendigung des Krieges wurde er durch eine Dotation von 450,000 Mk. ausgezeichnet, womit er das Gut Quellendorf erwarb. Im März 1872 erhielt er das Kommando des 4. Armeekorps, wurde 1883 Graf, durch Kaiser Friedrich III. 1888 Generalfeldmarschall und war Generalinspekteur der 4., 1892–96 der 3. Armeeinspektion. Die »Tagebücher des Generalfeldmarschalls Grafen v. B. aus den Jahren 1866 und 1870/71« (Stuttg. 1902) gab Graf Albrecht v. B. heraus.

2) Oskar, Schriftsteller, geb. 13. März 1852 in Berlin, studierte hier und in Leipzig Philologie, gründete 1888 in Berlin das Lessingtheater, das er bis zum Herbst 1897 leitete, und lebt seitdem als Privatmann daselbst. Er veröffentlichte: »Allerhand Ungezogenheiten« (Leipz. 1874, 5. Aufl. 1877); »Für alle Wagen- und Menschenklassen«, Plaudereien (das. 1875, 3 Bde.); »Gemischte Gesellschaft« (2. Aufl., das. 1877); das parodierende Lustspiel »Die Philosophie des Unbewußten« (Wien 1876); die Skizzen »Vom Hundertsten ins Tausendste« (Leipz. 1876); »Auf der Mensur. Federkrieg« (das. 1878); »Bummelbriefe« (Danz. 1880); »Zum Dessert« (2. Aufl., Leipz. 1882) und »Aus heiterm Himmel«, Epigramme (2. Aufl., Berl. 1882); »Von der Bank der Spötter« (das. 1884); »Theatralische Eindrücke« (Hamb. 1885); »Aufrichtigkeiten« (Berl. 1887); »Gesammelte Epigramme« (das. 1890). Blumenthals Lustspiele, die sich großer Beliebtheit erfreuen, zeichnen sich zumeist durch witzigen Dialog aus, auch bringen sie manche neue und glücklich gezeichnete Figur, doch fehlt es dem Ganzen oft an der künstlerischen Einheit, und sie vermeiden auch nicht die Trivialität. Am meisten gespielt wurden: »Der Probepfeil« (1882) »Die große Glocke«, »Ein Tropfen Gift«, »Der schwarze Schleier« (1887), »Der Zaungast« (1889), »Großstadtluft« (1891), »Im weißen Rößl« (mit Kadelburg, 1898), »Als ich wiederkam« (mit demselben, 1899) u. a. B. gab auch »Grabbes Werke und handschriftlichen Nachlaß« (Berl. 1874, 4 Bde.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 77.
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