Gewehrfabriken

[779] Gewehrfabriken, Anstalten zur Anfertigung von Gewehren, auch blanken Waffen. In der folgenden Liste aller bedeutenden G. sind die staatlichen mit * bezeichnet. Deutschland: Berlin (Löwe u. Komp.), Suhl (mit Zella, Mehlis etc.), *Spandau, Sömmerda, *Erfurt, *Danzig, *Amberg, Oberndorf (Mauser s. d.); Österreich: Steyr (Werndl, s. d.); Ungarn: Budapest; Italien: *Terni (die Firma Glisenti Bettoni u. Komp. in Brescia fertigt die neuen Cei-Selbstlader); Rußland: *Tula (auch privat), *Ishewsk, *Sestrorjezk; Frankreich: *St. Etienne, Chateau-le-Rôle, Paris, *Vincennes, Lille, Maubeuge; England: Birmingham, Sheffield, London, *Enfield, *Woolwich,*Kalkutta; Spanien: *Madrid, *Oviedo, Barcelona, Cordoba; Portugal: *Lissabon geplant; Belgien: *Lüttich (auch privat); Schweiz: Thun, Basel; Türkei: Konstantinopel; Nordamerika: *Springfield (Massachusetts), Harper's Ferry (Virginia). Japan: *Tokio, *Osaka etc. Die Feuerwaffenfabrikation war in Deutschland schon im 15. und 16. Jahrh. bedeutend (Nürnberg, Augsburg). Die Suhler Fabrik gehört zu den ältesten in Europa neben der Lütticher, von wo diese Industrie nach Frankreich überging.[779] Die Rohre, früher über einen Dorn geschmiedet, dann gewalzt, werden jetzt aus Gußstahlstangen ausgebohrt und abgedreht. Die einzelnen Teile des Schlosses und der Garnitur werden aus Eisen und Stahl in vertieften Formen hergestellt. Besondere Sorgfalt erfordert die Herstellung guter Schäfte, das genaue Einlassen des Schlosses und der Eisenteile. Die zur Gewehrfabrikation dienenden Maschinen sind nach dem Prinzip der plastischen Kopiermaschinen gebaut, so daß sie den roh zugeschnittenen Schaft mit höchster Genauigkeit nach einem der Maschine untergelegten fertigen Muster bearbeiten. – Die Klingen der blanken Waffen bestehen fast ausschließlich aus Gußstahl. Berühmt sind die spanischen Fabriken in Toledo und San Ildefonso; die großartigsten Anstalten dieser Art besitzt Preußen in Solingen. Österreich hat Fabriken für blanke Waffen in Pottenstein, St. Ägid, Prag, Karlsbad etc. Altberühmt sind die orientalischen Fabrikate, wie die Klingen von Damaskus und der ostindischen und japanischen Waffenschmiede. Für Preußen vgl. Gothsche, Die königlichen G. (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 779-780.
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