Guillotin

[506] Guillotin (spr. gijŏtäng), Joseph Ignace, Mediziner, geb. 28. Mai 1738 in Saintes (Depart. Charente-Inf.), gest. 26. März 1814 in Paris, wurde früh Professor am jesuitischen Collège des Irlandais in Bordeaux, gab aber die Stellung bald auf und studierte seit 1763 Medizin in Paris, wo er 1770 Arzt und bald darauf Lehrer an der Fakultät wurde. Als solcher gehörte er auch der Kommission an, die dem Treiben Mesmers in Paris ein Ende bereitete. 1788 verfaßte er eine Denkschrift über die Anschauungen des dritten Standes, die großen Erfolg hatte. Er wurde Mitglied der Generalstände und der Nationalversammlung und wirkte als solches für besonnene Reform. 1789 bei Beratung des neuen Strafgesetzbuches trat er für Gleichheit der Strafen, ohne Berücksichtigung des Standesunterschiedes, und für Gleichheit des Strafvollzugs, auch der Todesstrafe, und zwar aus Gründen der Humanität mittels eines »einfachen Mechanismus« ein. Der politisch tendenziöse Witz eines Royalistenblattes verknüpfte den Namen Guillotins mit der von andern erfundenen Köpfmaschine. 1791 entwarf G. einen Reformplan für den medizinischen Unterricht, der aber nicht mehr zur Annahme seitens der Nationalversammlung gelangte. Später trat er sehr eifrig für Jenners Schutzpockenimpfung ein. Vgl. Korn, J. J. G. (Dissertation, Berl. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 506.
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