Hefner-Alteneck

[50] Hefner-Alteneck, 1) Jakob Heinrich von, Kunst- und Kulturhistoriker, geb. 20. Mai 1811 in Aschaffenburg, gest. 19. Mai 1903 in München, verlor schon in früher Jugend den rechten Arm, brachte es aber trotzdem im Zeichnen zu großer Vollkommenheit. Er widmete sich dem Studium der Kunstgeschichte, vornehmlich des Mittelalters, wurde 1835 zum Professor der Zeichenkunst ernannt, ward 1853 Konservator der vereinigten Kunstsammlungen in München und 1868 Generalkonservator der Kunstdenkmäler Bayerns und Direktor des bayrischen Nationalmuseums, zu dessen Entwickelung er wesentlich beigetragen hat. 1886 trat er in den Ruhestand. H. machte sich besonders verdient durch Herausgabe einer Anzahl kunst- und kulturgeschichtlicher Bilderwerke, deren Zeichnungen größtenteils von ihm herrühren. Sie beginnen mit dem Prachtwerk »Trachten des christlichen Mittelalters nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen« (Mannh., dann Frankf. a. M. 1840–54, 3 Abtlgn., mit 366 Tafeln), dem als Seitenstück die in Gemeinschaft mit C. Becker herausgegebenen »Kunstwerke und Gerätschaften des Mittelalters und der Renaissance« (Frankf. 1848–63, 180 Tafeln) folgten. Eine neue vermehrte Ausgabe beider Werke veröffentlichte er u. d. T.: »Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts« (Frankf. 1879–90, 10 Bde.), daraus gesondert: »Trachten etc. des 17. u. 18. Jahrhunderts« (das. 1890). Es folgten: »Hans Burgkmairs Turnierbuch«[50] (Frankf. 1854–56); »Eisenwerke oder Ornamentik der Schmiedekunst des Mittelalters und der Renaissance« (das. 1861–87, 2 Bde.); »Originalentwürfe deutscher Meister für Prachtrüstungen französischer Könige« (Münch. 1865); »Die Kunstkammer des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen« (Frankf. 1866–73); »Ornamente der Holzskulptur von 1450–1820 aus dem bayrischen Nationalmuseum« (das. 1882); »Originalzeichnungen deutscher Meister des 16. Jahrhunderts zu ausgeführten Kunstwerken für Könige von Frankreich und Spanien etc.« (das. 1889); »Deutsche Goldschmiedewerke des 16. Jahrhunderts« (das. 1890); »Waffen« (das. 1903, 100 Tafeln).

2) Friedrich von, Ingenieur, Sohn des vorigen, geb. 27. April 1845 in Aschaffenburg, gest. 7. Jan. 1904 in Berlin, besuchte die Polytechnische Schule in München und Zürich und war 1867–90 als Ingenieur, zuletzt als Oberingenieur bei der Firma Siemens u. Halske in Berlin tätig. Durch seine Erfindungen erfuhr die Elektrotechnik die wesentlichste Förderung. Er konstruierte 1873 den Trommelinduktor, der die Grundlage der Siemensschen Dynamomaschinen bildet, die Wechselstrommaschine mit rotierenden Spulen ohne Eisenkerne, ferner eine elektrische Lampe mit eigentümlichem Regulator und (1879) die Differentiallampe, bei der das Problem der Teilung des elektrischen Lichtes zuerst in epochemachender Weise gelöst wurde. Außerdem konstruierte er ein Dynamometer zur Bestimmung der Arbeitsleistung dynamoelektrischer Maschinen und viele andre elektrische und mechanische Apparate. 1890 gab er die Vereinigung von elektrischem Uhrenbetrieb und Regulierung mit zentralen Anlagen für elektrische Beleuchtung etc. an. Auch förderte er die Photometrie durch seine 1883 konstruierte Amylacetat-Lampe (Hefnerlicht). 1901 wurde er zum Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 50-51.
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